Rezension zu "Adolf Loos, der Mensch" von Elsie Altmann-Loos
"Ornament und Verbrechen" - so lautet der bekannteste Vortrag von Adolf Loos
Bellis-Perennisvor 8 Jahren
Herausgeber Adolf Opel bringt eine recht interessante Biographie über den Architekten Adolf Loos heraus.
Er lässt einerseits drei der vier Ehefrauen (Ob Bessie Loos wirklich mit ihm verheiratet, ist unklar, da im katholischen Österreich die Scheidung nicht erlaubt war. Bessie führt aber seinen Nachnamen) über Adolf Loos berichten andererseits wird das architektonische Werk fast gänzlich ausgespart. Hier werden seine menschlichen Facetten und Ungereimtheiten in den Vordergrund gestellt.
Den drei Ehefrauen, Lina Loos, Elsie Altmann-Loos und Claire Loos ist gemeinsam, dass sie ihren Mann mit knapp sechzehn Jahren (also sehr jung) kennen lernten, dass sie von ihm geformt wurden und teilweise unter argen Geldsorgen litten. Dennoch leben die jeweiligen Paare weit über ihre Verhältnisse.
In kurzen Kapiteln kommen die drei Ehefrauen abwechselnd zu Wort. Den Hauptteil bestreitet Elsie Altmann-Loos, die selbst eine gefeierte Schriftstellerin und Tänzerin ist.
Erschütternd, die Einführung in der das Verhältnis Loos‘ zu seiner Mutter beleuchtet wird.
Elsie ist auch die einzige, die auf das Gerichtsverfahren wegen Verführung und Missbrauchs Minderjähriger Bezug nimmt. (hier empfehle ich das Buch „Der Fall Loos“ von Christopher Long http://www.lovelybooks.de/autor/Christopher-Long/Der-Fall-Loos-1116805595-t/rezension/1142283577/)
Loos scheint, wie viele Männer seiner Generation, ein Faible für ganz junge Mädchen gehabt zu haben. Peter Altenberg, Oskar Kokoschka gehören zu dieser Clique.
Diese Biographie liest sich wie das „Who is Who“ der Wiener Gesellschaft zwischen den beiden Weltkriegen.
Recht interessant, dass Loos selten Pläne für seine Häuser vorlegte, sondern seine (potentiellen) Auftraggeber mit Improvisation und einem Hauch Größenwahn beeindruckte. Er wählte seine Kunden kritisch. Doch dies wird in einem Buch über den Architekten Loos vielleicht anders dargestellt. Da muss ich vielleicht noch etwas nachlesen.
Egal mit welcher Frau Loos gerade verheiratet war, er reist mit und ohne Gemahlin nach Amerika, nach Nizza, Deutschland, in die Schweiz und immer wieder in die Tschechoslowakei. Bei den damaligen Reisebedingungen eine gewaltige Leistung. Es wird auch von allen erwähnt, dass sie meist vierter Klasse (also „Holzklasse“ und unbequem reisen).
In Nizza hat er den Weitblick an der Promenade des Anglaise alte Gebäude aufzukaufen, doch mangels Geld, bleibt es bei der Idee.
Ein schöner Einblick in das Leben des Architekten, der zeitlebens umstritten war.