"Sie hatten ihn nicht gebrochen. Der Junge schwankte, aber er stand aufrecht und erwiderte den Blick des Präzeptors. [...] Es gab noch Hoffnung." (S. 13)
Klappentext:
Das heilige Buch von Eador lässt keine Zweifel aufkommen: Wer die Lieder der Erde hören kann, soll brennen! Bereits seit tausend Jahren befolgen die Ritter der Kirche dieses Gebot und verfolgen jeden, den sie der Magie verdächtigen. Dabei machen sie auch vor ihren eigenen Reihen nicht halt: Als der Novize Gair zum ersten Mal die ebenso schöne wie schreckliche Melodie vernimmt, ist ihm klar, dass dies sein Ende bedeutet, sollte sein Geheimnis gelüftet werden. In einem unbeobachteten Moment gelingt Gair die Flucht, doch die Kirche ist ihm auf den Fersen, und in sich spürt er die Kraft der Erde heranwachsen, so mächtig, dass sie ihn zu zerstören droht. Einzig die Hüter des Schleiers können Gair jetzt noch helfen...
Zum Inhalt:
Ohne große Umschweife landen wir bei Gair, der seine Zeit in der Zelle absitzt und auf den Tag seiner Verurteilung wartet - den Tag, an dem das Buch beginnt. Er hat eigentlich damit gerechnet, zum Tode durch Verbrennen verurteilt zu werden, doch wie durch ein Wunder kommt er mit der Verbannung und der Kennzeichnung als Hexer davon. Ein geheimnisvoller, älterer Mann nimmt sich seiner an und verhilft ihm zur Flucht. Alderan ist sein Name. Nach ein paar Tagen Reise versucht er Gair klar zu machen, dass seine Begabung zur Magie keineswegs ein Verbrechen ist, sondern ein Segen. Er bietet Gair an, ihn mitzunehmen, augenscheinlich weit weg von der Kirche und ihren Häschern. Die Aussicht auf einen Neuanfang lässt Gair dem Unbekannten folgen, und sein Leben macht eine Kehrtwendung.
Sprache und Stil:
Das gesamte Werk ist in einem wunderbar flüssigen, bildlichen Stil geschrieben, der einen sehr gut in die Welt von Gair eintauchen lässt. Leider gleitet der Stil oftmals ins "Gewöhnliche" bzw "Bekannte" ab und weist kaum Erkennungsmerkmale auf, nichtsdestotrotz ist er schön zu lesen.
Charaktere und Entwicklung:
Gair lernen wir als jungen Mann kennen, der, gezeichnet durch Folter und Gefangenschaft, ängstlich durchs Leben geht. Seine Fähigkeit, die Musik der Erde, den Sang zu hören, ist in den Augen der Kirche verrufen und hat ihn ständig dazu angehalten, einen Teil seines Selbst zu verbergen. Kaum trifft er auf Alderan, die ihn aus den Fängen der Kirche befreit, beginnt Gair, sich zu einem selbstsicheren, sympathischen jungen Mann zu entwickeln, den man eigentlich gern haben muss. Auch seine Entwicklung zum Ende des Buches hin finde ich sehr gut gelungen und vor allem glaubwürdig. Oft konnte ich mit Gair mitfühlen.
Alderan ist ebenfalls ein sehr sympathischer Charakter, der allerdings mitunter teilweise "verschwindet" oder eben nur dann auftaucht, wenn er wichtig für die Geschichte ist. Sobald er mit Gair im Kapitelhaus eintrifft, fliegen die Seiten zunächst ohne ihn dahin.
Darrin und Aysha nehmen ebenfalls zentrale Punkte in der Geschichte ein, die jedoch kaum erläutert werden können, ohne zu spoilern. Beide erleben eine eigenständige Entwicklung.Im Allgemeinen ist durchaus zu sagen, dass so gut wie alle Charaktere eine gewisse Tiefe und dadurch Glaubwürdigkeit besitzen.
Eigene Meinung / Fazit:
Wie man bestimmt herauslesen konnte, hat mir das Buch soweit gut gefallen. Dadurch, dass man auch die Geschichte nicht allein durch Gair erlebt, gibt es eine schöne Abwechslung und sogar einen zweiten, wenn auch kleineren Handlungsstrang um Ansel, der allerdings nicht minder spannend ist. Die Handlung ist meist in Bewegung und bleibt nur selten stehen, wodurch für mich keine Längen entstanden sind. Alles in allem ließ sich das Buch gut durchlesen und die Geschichte hat mich ebenfalls schön gefesselt.Und trotzdem gab es einen Stern Abzug, weil die Geschichte, trotz ihrer tollen Aufmachung, dem guten Schreibstil und den Empfindungen, die sie in mir wachrufen konnte, einfach leider relativ durchschnittlich ist. Bis auf wenige Dinge war sie daher auch meist vorhersehbar. Das letzte bisschen Leidenschaft hat sich somit bei mir nicht entzündet - der letzte Kick, dieses "Das ist es!"-Gefühl, hat gefehlt.Trotzdem bin ich sehr gespannt auf die Fortsetzung, die auf jeden Fall in meiner Wunschliste landet.