Cover des Buches Der Trick (ISBN: 9783257803686)
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Rezension zu Der Trick von Emanuel Bergmann

Ich wurde verzaubert

von Daphne1962 vor 7 Jahren

Rezension

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Daphne1962vor 7 Jahren

Der Trick von Emanuel Bergmann, gelesen von Stefan Kaminski

"Ein Zauberkünstler ist ein Mann, der Dinge von da wegnimmt, wo sie
nicht sind, und sie dort hinlegt, wo man sie nicht finden kann, weil sie dort
nicht sind." (Unbekannt)

Wir schreiben das Jahr 1939 und befinden uns zunächst in Prag. Mosche Goldenhirsch, der fünfzehnjährige Sohn des Rabbiners Laibl Goldenhirsch bestaunt im Zirkus die Darbietung des bekannten "Halbmondmannes". Fasziniert von diesem Zauber läuft er von zu Hause weg und schließt sich dem Zirkus an. Er lernt viele Städte und Orte kennen und verliebt sich in die Berlinerin und Assistentin des Halbmondmannes.

Das Jahr 2007 in Los Angeles. Hier lebt der 10 jährige Junge Marc Cohn mit seinen Eltern. Seine Eltern bringen dem Jungen schonend bei, dass sie sich scheiden lassen werden. Sein Vater zieht zu seiner Mutter, genannt "Omchen". Eine resolute alte Frau, die ihr Leben lang über den Holocaust lamentiert und wie sie dem Konzentrationslager entkommen konnte und ihre Eltern verlor. Alle kennen ihre Geschichten, keiner hört mehr richtig zu. Marc will sich nicht mit der Trennung abgeben, er leidet unter dem familiären Verlust. Noch ist er ein Kind. Als ihm eine uralte Schallplatte des "Grossen Zabbatinis" in die Hände fällt, will er den sogenannten
"Liebeszauber" anwenden. Seine Eltern sollen sich wieder versöhnen. Da die Platte nicht mehr richtig funktioniert, will er den großen Zabbatini finden, nur er kann seine Eltern wieder zusammen bringen.

Der einst "Große Zabbatini" ist inzwischen ein alter und verbitterter Mann, der mittellos in einem Altenheim gestrandet ist und dort auch alleine enden wird. Vereinzelt erinnert sich noch jemand an ihn. Wie er einst die Zauberkunst erlernte und so manche Menschen ihm auf den Leim gingen, er seine jüdischen Wurzeln verleugnete, die Sehnsucht nach seinem Vater ihn umtrieb und er am Ende dem Konzentrationslager entkam und in
Amerika landete, das läuft in zwei Erzählsträngen ab und diese finden am Ende zusammen. Das ist dem Autor gut gelungen. Man verliert nie den Faden dabei, auch wird es nicht langweilig. Grandios wird hier Magie angewendet, was den Hörer oder Leser in den Bann zieht.

Stefan Kaminski ist ein wahrer Erzähler. Mosche krächzt und schimpft in einem radebrechenden jiddischen Ost-Akzent, die persische Prinzessin berlinert daher und Marc seine Mutter lässt herrliche Schimpftiraden ab. Alte Ausdrücke wie, was für ein tinnef und Schickse sind nur eine kleine Auswahl der Wörter, die ich aus meiner Kindheit noch kenne. Von solchen Geschichten sollte es mehr geben. Da fühlt man sich richtig gut unterhalten. Stefan Kaminski könnte mein neuer Lieblingssprecher werden. Vom Autoren Bergmann hoffe ich doch bald noch mehr zu lesen.
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