Rezension zu "Freund Hein" von Emil Strauss
Heinrichs Beruflicher Werdegang wurde schon bei seiner Geburt beschlossen. Sein Vater, ein angesehener Anwalt, sieht seinen neugeborenen Sohn in Zukunft als Staatsanwalt. Jedoch entwickelt sich das Kind zu einem eher zarten Knaben, welcher einfühlsam ist und sein Leben der Musik verschreibt. Als Heiners Schulnoten schlechter werden, beschließt sein Vater ihn das künstlerische auszutreiben und verbietet ihm die Musik.
Emil Strauß' 'Freund Hein' von 1902 ist ein exemplarisches Werk der "Schülertragödie". Der Protagonist ist mit seinem künstlerischen Sein gefangen in einer Welt des Leistungsdrucks und der schulischen und elterlichen Macht. Die Erfüllung der Pflicht hat Vorrang vor der persönlichen Selbstverwirklichung. Verwunderlich, dass ausgerechnet der Autor dieses Werkes in den 1920er Jahren der NSDAP beitrat, später von Joseph Goebbels in den Reichskulturrat erhoben wurde und Bücherverbrennungen duldete. Es wirkt, als wende Strauß sich in seinem Leben von Protagonist Heinrich ab. Trotzdem ist sein Werk ein nachdenkliches inmitten eines großen Gefühlschaos.
Ramona