Das Verbinden des vorherigen ersten und zweiten Bandes der „Die Chroniken von Philian“- Reihe und die damit einhergehenden Straffungen, Umstellungen und kleineren Änderungen haben an der Geschichte wahre Wunder vollbracht. Cover und Titel wurden dementsprechend auch angepasst. Ersteres finde ich auch viel stimmiger als das davor, vor allem die Farben sagen mir mehr zu.
Dadurch dass ich schon die Vorgängervariante gelesen habe, bin ich natürlich ganz anders an das Buch rangegangen als es ein Neuleser tun würde. Ich habe mehr Hintergrundwissen und schon eine Menge Zeit gehabt, mich mit den Eigenarten der hier präsentierten (größtenteils griechischen) Götterwelt vertraut zu machen. Somit konnte ich mich mehr auf andere Aspekte konzentrieren als davor.
Dabei wurde es mir möglich, zu der Hauptfigur, Aletheia, eine stärkere Verbindung aufzubauen. Ich konnte den Zugang zu ihrer Gefühlswelt finden. Das ging vorher ein bisschen unter. Ganz generell kam mir ihre Sichtweise viel aufgeräumter vor.
Dolos‘ Perspektive ist nach wie vor richtig gut gelungen. Der Daimon ist eine so vielschichtige Figur, da hatte ich viel Freude seinen Charakter zu ergründen und zu spekulieren, was er gerade für Pläne ausheckt.
Der rote Faden lässt sich diesmal klarer erkennen. Zudem tritt das geistige Kräftemessen zwischen Aletheia und Dolos deutlich in den Vordergrund. Die gesamte Geschichte kam mir deshalb auch um einiges dynamischer vor. Tatsächlich tue ich mich schwer, mich für einen der beiden zu entscheiden. Ich konnte gleichermaßen mit ihnen mitfiebern, was das Ganze umso spannender macht. Zusätzlich interessant wird der Kampf der beiden dann noch durch Kräfte von außen gemacht, Kreaturen, die unterschiedliche Interessen an dem Ausgang des tödlichen Duells zu haben scheinen. Da bin ich schon sehr neugierig in welche Richtungen sich das alles noch entwickeln wird.
Zusätzlich zu Aletheias und Dolos‘ Sicht, wird es uns ermöglicht, auch noch in die Köpfe von Prometheus, Ate und Morpheus zu schauen. Diese Kapitel empfand ich jedes Mal als besonders erhellend. Gleichzeitig bekommt die Story hier mehr Tiefe.

Insgesamt bin ich also von dieser Neuauflage mehr als begeistert und würde die Reihe nun gern weiterverfolgen. Ich bin definitiv froh, der Geschichte eine zweite Chance gegeben zu haben. Andernfalls hätte ich mit Sicherheit etwas verpasst. Wem also Göttergeschichten gefallen, dem kann ich diesen Kampf zwischen Göttin und Daimon empfehlen.