Cover des Buches Jeder Tag kann der schönste in deinem Leben werden (ISBN: 9783841440075)
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Rezension zu Jeder Tag kann der schönste in deinem Leben werden von Emily Barr

Flora - sei mutig!

von Blaetterwind vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ein schöner Roman mit einer außergewöhnlichen Protagonistin, der jedoch recht vorhersehbar ist.

Rezension

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Blaetterwindvor 7 Jahren
Emily Barr erzählt in ihrem 349-seitigen Roman von Flora Blanks, einem 17-jährigen Mädchen, das seit ihrem zehnten Lebensjahr an einer anterograden Amnesie leidet. Sie kann sich nur eine gewisse Zeitspanne lang an Erlebnisse und Dinge erinnern, ehe sie diese wieder vergisst. So kommt es, dass sie lange Zeit jeden Tag die Erfahrung machen muss, dass sie nicht 10, sondern 17 ist. Um dies zu schaffen, hält sie in einem Notizbuch ihre wichtigsten Gedanken fest und schreibt ihre Arme mit den wichtigsten Punkten voll. Als sie den Freund (Drake) ihrer besten Freundin (Paige) küsst, passiert jedoch etwas seltsames: Sie wacht auf und kann sich daran erinnern. Als ihre Eltern plötzlich abreisen müssen, da Floras Bruder in Paris im Sterbebett liegt, ergreift sie die Initiative. Ermutigt durch ihr Tattoo "Flora - sei mutig!" fliegt sie Drake hinterher nach Norwegen, wo er studiert und damit auch der Hoffnung, sich bald wieder an mehr erinnern zu können.
Das Buch teilt sich in drei Teile, die wiederum jeweils unterteilt sind in einzelne, kurze Kapitel. Briefe, Notizen und alles, was Flora in ihr Notizbuch aufschreibt, wird dabei noch einmal durch eine andere Schriftart dargestellt. Dadurch lässt sich das Buch sehr angenehm lesen und eignet sich für zwischendurch sehr gut.
Die Hauptfigur Flora wird im Buch von ihrem Bruder als bezaubernd und genial beschrieben und das kann ich nur so unterschreiben. Flora ist wild, mutig und eigentlich ziemlich naiv, was man ihr aber überhaupt nicht verübeln kann. Als Leser, der sie durch ihre Reise begleitet, ist man immer etwas klüger als sie. Das führt teilweise zu witzigen, skurrilen, teilweise aber auch zu tragischen Momenten: Als Leser weiß man, was passieren wird und muss sie dabei erleben, wie sie sich aufgrund ihrer Amnesie in skurrile Situationen verrennt oder Dinge zweimal erleben muss. Sprachlich löst die Autorin das mit der Ich-Perspektive, bei der man Flora immer wieder die gleichen Schlüsse neu ziehen erlebt. Obwohl dadurch ständig immer wieder Dinge wiederholt werden, hat es mich zu keinem Zeitpunkt genervt, eher im Gegenteil: Als Stilmittel hat es wunderbar Floras Krankheit unterstützt und teilweise sogar eine Spannung aufgebaut. Unaufdringlich wird einem dabei nahegelegt, wie sehr sich Flora an diese eine Erinnerung klammert und wie viel es ihr bedeutet.
Die anderen Figuren sind weitaus schwächer beleuchtet, da der Fokus klar auf Flora liegt. Paige hat einen ziemlich lauten Auftritt, da sie sich aufgrund des Kusses verstreiten und sie es immer wieder wiederholen muss. Das macht sie für den Leser unsympathisch, aber gewollt unsympathisch.
Die Geschichte an sich baut sich ziemlich ohne Überraschungen auf. Zwar gibt es am Ende Plot Twists, aber die haben aufgrund ihrer Vorhersehbarkeit nur wenig Wirkung erzeugt. Für jemanden, der nicht sehr viel liest, mag dies wahrscheinlich nicht zutreffen, denn an und für sich sind die Twists gut platziert und nicht schlecht gemacht. Aber ich habe diese Form von Auflösung nun schon in mehreren Büchern gelesen, die alle einem sehr ähnlichen Muster gefolgt sind und deren Auflösung auch immer fast identisch waren. Daher war für mich die Spannung auch schnell raus.
An manchen Passagen des Buchs hätte ich mir etwas mehr Zeit gewünscht, beispielsweise lernt man den Bruder für meinen Geschmack viel zu wenig kennen. Auch die Auflösung fand ich ein bisschen zu schnell und indirekt. Ich hätte mir einen ausführlicheren Austausch zwischen der Familie und ihr gewünscht. Diese spielt nämlich eine wichtige Rolle in der Story, wird aber viel zu schnell abgehandelt.

Fazit:
Das Buch ist für ein Young Adult-Roman sehr gut, aber ragt nicht aus Büchern seines Gleichen heraus. Er verbindet ein sehr interessantes Krankheitsbild mit einem altbekannten Storymuster, welches keine neuen Überraschungen birgt. Flora als Person wurde wunderbar inszeniert. Es macht unheimlich viel Spaß sie bei ihrem Abenteuer zu begleiten. Wer noch nie ein ähnliches Buch gelesen hat, wird sicherlich viel Freude daran haben, aber auch als Vielleser macht das Buch Spaß.

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