Emily Tesh

 4,1 Sterne bei 17 Bewertungen

Lebenslauf

Emily Tesh veröffentlichte zwei Fantasy-Kurzromane, für die sie mit dem World Fantasy Award ausgezeichnet wurde. »Die letzte Heldin« ist ihr erster Science-Fiction-Roman.

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Emily Tesh

Cover des Buches Die letzte Heldin (ISBN: 9783453323193)
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Rezension zu "Die letzte Heldin" von Emily Tesh

faanievor 4 Monaten
Überraschend, queer und mit vielen moralischen Fragestellungen

Als ‚Some Desperate Glory‘ von Emily Tesh Teil der Illumicrate im April 2023 war, habe ich die Box ausgelassen. Heute frage ich mich: Warum?? Immerhin kam ich so in den Genuss der deutschen Übersetzung von ‚Die letzte Heldin‘ durch Nina Lieke. Neben der spannenden Ausgangslage, konnte mich vor allem die Protagonistin überzeugen: Nicht durchwegs nett, um nicht zu sagen ziemlich unsympathisch, aber mit großem Entwicklungspotential.

Nachdem die Erde von den Majoda mithilfe ihrer Wunderwaffe ‚Weisheit‘ komplett ausgelöscht wurde, existieren nur noch wenige Menschen. Diese befinden sich auf einer Station namens Gaia, die von oben bis unten durchgetaktet und durchgeplant ist. So werden die Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt bestimmten Bereichen zugeteilt, je nach Eignung: Einige werden Kämpfer*innen, andere bekommen die zweifelhafte Ehre, für Nachwuchs zu sorgen, wieder andere sind für Nahrungsmittel zuständig. Freier Wille? Fehlanzeige.
Protagonistin Kyr ist eine Kampfmaschine und freut sich schon, an den Majoda Rache dafür zu üben, dass sie ihren Planeten zerstört haben. Denn dass sie der Kampftruppe zugeordnet wird, ist klar. Sie ist der Obrigkeit auf Gaia hörig, ehrgeizig, narzisstisch, von sich selbst überzeugt und stellt nichts in Frage. Bis ein Ereignis ihr Leben auf den Kopf stellt..
Die Entwicklung, die Kyr dabei durchläuft, fand ich unglaublich nachvollziehbar. Zu Beginn ihre absolute Loyalität, auch durch ihre familiären Bande bis hin zu den Leuten, die Gaias Geschicke leiten. Dann ein vermeintlicher Irrtum, der alles ins Rollen bringt. Im weiteren Verlauf führt die Entdeckung vieler Kleinigkeiten, die zusammengenommen kein stimmiges Bild mehr geben, dazu, dass sie weiter misstrauisch wird. Dabei spielen auch einige Nebenfiguren eine große Rolle. Solche Menschen, die nicht so privilegiert sind wie Kyr und die Gaia und die Situation der Menschheit realistischer sehen, und die vor allem die Werte, die auf Gaia vermittelt werden, erkennen: Sexismus, Rassismus, der Hass auf die außerirdischen Völker. Die erkennen, dass es auf Gaia nur um Indoktrination geht, dass der freie Wille nicht existiert.
Ein Twist in der Mitte des Buchs kam total überraschend, hat mir persönlich aber gut gefallen. Durch die Gegebenheiten war es etwas herausfordernd, gedanklich mitzukommen, aber ich mochte die Möglichkeiten, die sich durch den Twist entwickelt hatten, sehr. Allerdings hat es die Story an sich auch ein bisschen verwässert, ich denke, die moralischen Fragen hätten noch ein bisschen besser aufgearbeitet werden können.
Ich empfehle ‚Die letzte Heldin‘ all jenen, die keine sympathische Figur brauchen, um bei einer Geschichte mitfiebern zu können, die Adult Science Fiction lesen, die gerne ethischen Fragestellungen gegenüberstehen und die Twists mögen, die den Lauf einer Geschichte ändern. 

Cover des Buches Die letzte Heldin (ISBN: 9783453323193)
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Rezension zu "Die letzte Heldin" von Emily Tesh

Eliza_vor 5 Monaten
Raumstation - Flucht - Zeitsprünge

Etwas stimmte nicht mit Station Gaia. Irgendetwas hatte nie gestimmt mit Station Gaia. Und Gaias Herr war Kyrs Onkel Jole, der ihre Zuordnung mit seiner geschwungenen Signatur abgesegnet hatte. (Seite 275)

Erster Satz im Buch:
Diese missverstandenen Nachzügler*innen auf der intergalaktischen Bühne haben eine stolze Geschichte.

Inhalt:
Kyr lebt auf Gaia nachdem ein interstellarer Krieg die Erde vernichtet hat. Kinder werden von klein auf gedrillt, ihr Leitspruch, "Solange die Kinder der Erde leben, soll der Feind uns fürchten". Nachdem ihr Bruder spurlos verschwindet, begehrt sie gegen ihre Zuteilung auf, die alle Schüler*innen in ihrem 17. Lebensjahr erfahren, und findet einen Weg ihm zu folgen.

Meine Meinung:
Die Trigger-Warnungen vor Beginn der Geschichte sollte man ernstnehmen. Informiert euch bitte ob das Buch etwas für euch ist. Sexueller Missbrauch, Kindesmissbrauch, erzwungene Schwangerschaften, Suizid und Suizidgedanken und Indoktrination von Kindesbeinen an, wird hier unter anderem thematisiert, auch sexistische, homophobe und rassistische Haltungen sind Teil des Buches.

Der Start ins Buch viel mir etwas schwer, das ich die Hauptprotagonistin zu Beginn des Buch auch absolut unsympathisch fand, machte es nicht besser. Sie wurde von Kindesalter an darauf gedrillt immer die Beste zu sein, sie hat kein Mitgefühl, wirkte mitleidslos und narzisstisch.

Ihr durchgetaktetes Leben auf Gaia nimmt ein abruptes Ende. Ihre Welt steht Kopf, und die Handlung nimmt eine unerwartete Wendung die ich so nicht habe kommen sehen. Die Autorin baut viele Begriffe mit ein, die erst mit der Zeit verständlich werden. Von Dimensionsfallen ist die Rede und auch von Zeitsprüngen, von Schattenmotoren und Alternativrealitäten.

Der Erzählstil war ausdrucksstark, der Weltenbau interessant, ich konnte mitfiebern, habe mich über einige Passagen aufgeregt und war teilweise angeekelt über die vorherrschenden Denkweisen und Gesinnungen auf Gaia. Weitere Weltraumwesen wurden nur andeutungsweise erwähnt, sie spielen für den Verlauf der Handlung bis auf ein bestimmtes Individuum keine große Rolle, bis eben darauf das die Menschen ein Feindbild haben müssen.

Utopia, die perfekte Gesellschaft, bedarf etwas, was wir einen nicht erzwungenen Frieden nennen könnten. Aber ist das überhaupt möglich? (Seite 410)

Fazit:
Interessantes Weltraumabenteuer, mit ansprechenden Ideen, sehr individuellen Charakteren und der Erkenntnis das ein Zeitsprung nicht alle Probleme bereinigt.

Cover des Buches Die letzte Heldin (ISBN: 9783453323193)
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Rezension zu "Die letzte Heldin" von Emily Tesh

Finavor 7 Monaten
Ziemlich überfordernd...

Gestaltung: 

Das Cover gefällt mir sehr gut. Ich musste bei der Illustration auf dem Cover direkt an "Die Tribute von Panem" denken. Was nicht ganz so aufgegriffen wird ist das Weltraum-Setting, es könnte sich hier auch um einen Militärroman handeln. Hier finde ich das Originalcover etwas passender. Ich mag aber unsere deutsche Ausgabe auch gerne und finde vor allem das Preis-Leistungsverhältnis hier gelungen.


Darum geht's:

Kyr ist eine der besten Kämpferinnen auf der Raumstation Gaea und eine der letzten Hoffnungen der Menschen. Seitdem die Erde zerstört wurde, tut die Station alles, um die Menschen am Leben zu erhalten und die feindlichen Majoda zu bekriegen. Doch als Kyr nicht der Einheit zugeteilt wird, die sie sich erhofft hat, und ihr Bruder plötzlich verschwindet, begibt sie sich auf eine ganz eigene Mission, die ihr Weltbild nachhaltig erschüttern wird...


Idee/ Umsetzung:

Ich bin recht unerfahren im Science Fiction Genre, aber mag diese Geschichten hin und wieder sehr gerne, weil sie mich in Welten entführen, die neu und fremd sind, aber dennoch nicht völlig aus der Fantasie gegriffen wirken. Auf dieses Buch bin ich aufmerksam geworden, da es im Englischsprachigen Raum recht beliebt war und auch von den Buchboxen dort herausgebracht wurde. Das Marketing der deutschen Übersetzung war recht zurückhaltend, sodass ich nur durch Zufall davon erfahren habe.


Wir begleiten hier Kyr zuerst auf der Raumstation Gaea, den Einstieg fand ich ziemlich stark. Die Menschheit, oder das, was von ihr übrig ist, hat sich hier ein sehr kleines Zuhause aufgebaut, es gibt sehr begrenzte Ressourcen und alles ist auf Produktivität und Militär ausgerichtet. Der Nachwuchs wird bewusst herangezüchtet und "gute Gene" zusammengetan, um die besten Krieger hervorzubringen. Kyr hat sich der Mission von Gaea komplett verschrieben, ist vollkommen diszipliniert und wertet alles und jeden ab, der nicht spurt. Erst sehr langsam und im Laufe der Geschichte merkt sie, dass es vielleicht mehr im Leben gibt, als sie bisher dachte.


Handlung:

Der Plot der Geschichte ist sehr schwierig zu greifen, hat viele Irrungen und Wirrungen und konnte mich oft überraschen. Trotzdem ist der Anspruch recht hoch würde ich sagen, ich als Sci-Fi Neuling war öfter mal überfordert von der Komplexität der Geschichte, den Plotsprüngen und der Erzählweise. Das kommt hauptsächlich durch den Schreibstil der Autorin, den ich manchmal etwas unintuitiv fand und mir mehr Erläuterungen gewünscht hätte. So blieben einige Passagen sehr wirr und meine Motivation weiterzulesen litt zwischendurch etwas. Als wäre die Space-Handlung nicht schon komplex genug, führt die Autorin gewisse Handlungen auch immer wieder auf die Themen der Diversität und Queerness zurück, was ich auch manchmal unpassend fand. Dass die Geschichte durchgängig gegendert ist, fand ich für meinen Lesefluss eher störend.


Figuren:

Kyr ist eine Antiheldin, wie sie wortwörtlich im Buch steht. Die Autorin hat unsere Protagonistin hier sehr gut gezeichnet, ich fand es absolut ätzend, wie sie die Menschen um sich herum behandelt und wie starrsinnig sie durchs Leben geht. Umso schöner zu beobachten ist ihre Heldenreise im Laufe der Geschichte, die realistisch langsam vorangeht. Die anderen Figuren in der Geschichten haben meist eher einen Randauftritt, lediglich zwei bis drei andere Charaktere sind ebenfalls ausschlaggebend für den Plot. So haben wir einen Majo, den ich besonders zu Anfang extrem niedlich fand, und Kyrs Bruder Magnus sowie den ITler Avi. Durch Kyrs sehr dominante Art haben die anderen Figuren nicht ganz den Raum, den ich mir für sie gewünscht hätte. Beziehungen zwischen den Figuren wurden recht zart und authentisch beschrieben, was mir gefallen hat. Der Fokus wird manchmal durch den wirren Plot etwas davon weggelenkt, aber grundsätzlich war das eine Stärke der Geschichte. Was mir etwas fehlte, war dagegen die emotionale Nähe zu den Figuren und das Mitfühlen mit diesen. Ich vermute, dass es am Schreibstil und der sich überwerfenden Handlung lag, dass manches einfach zu schnell ging und deshalb nicht fühlbar wurde. 


Ende:

Zum Ende nehme ich nichts vorweg, ich würde aber sagen, dass es mich recht zufriedenstellend zurückgelassen hat. Letztendlich war das Buch nicht ganz das Highlight, das ich mir erhofft hatte und bleibt hinter anderen Favoriten dieses Genres zurück. Es hat aber durchaus seine guten Momente und könnte vor allem denjenigen gefallen, die in dem Bereich schon bewanderter sind.


Fazit:

"Die letzte Heldin" ist eine ungewöhnliche Space Opera mit einer absoluten Anti-Heldin als Protagonistin. Der Plot hat viel Potenzial, blieb aber durch eine recht wirre Erzählweise hinter meinen Erwartungen zurück. Vielleicht ist dieses Werk gerade für eingefleischte Sci-Fi Fans das richtige, mich hat es insgesamt etwas überfordert und deshalb auch emotional nicht wirklich erreichen können.

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