Emine Sevgi Özdamar

 3,6 Sterne bei 22 Bewertungen
Autor*in von Die Brücke vom Goldenen Horn, Der Hof im Spiegel und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Emine Sevgi Özdamar wuchs in Istanbul auf, wo sie die Schauspielschule besuchte. Mitte der siebziger Jahre ging sie nach Berlin und Paris und arbeitete mit den Regisseuren Benno Besson, Matthias Langhoff und Claus Peymann. Sie übernahm zahlreiche Filmrollen und schreibt seit 1982 Theaterstücke, Romane und Erzählungen. Emine Sevgi Özdamar lebt in Berlin.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Emine Sevgi Özdamar

Cover des Buches Der Hof im Spiegel (ISBN: 9783462304091)

Der Hof im Spiegel

 (4)
Erschienen am 10.02.2022
Cover des Buches Die Brücke vom Goldenen Horn (ISBN: 9783462304084)

Die Brücke vom Goldenen Horn

 (6)
Erschienen am 10.02.2022
Cover des Buches Seltsame Sterne starren zur Erde (ISBN: 9783462304107)

Seltsame Sterne starren zur Erde

 (2)
Erschienen am 10.02.2022
Cover des Buches Ein von Schatten begrenzter Raum (ISBN: 9783518472880)

Ein von Schatten begrenzter Raum

 (3)
Erschienen am 16.01.2023
Cover des Buches Mutterzunge (ISBN: 9783867891776)

Mutterzunge

 (1)
Erschienen am 01.03.2013
Cover des Buches Sonne auf halbem Weg (ISBN: 9783462037524)

Sonne auf halbem Weg

 (1)
Erschienen am 24.07.2006
Cover des Buches Mutterzunge (ISBN: 9783518473467)

Mutterzunge

 (0)
Erschienen am 30.10.2022

Neue Rezensionen zu Emine Sevgi Özdamar

Cover des Buches Der Hof im Spiegel (ISBN: 9783462304091)
Hyperikums avatar

Rezension zu "Der Hof im Spiegel" von Emine Sevgi Özdamar

Schönes Zeitzeugnis
Hyperikumvor 9 Monaten


Autorin: Emine Sevgi Özdamar, Genre: Gegenwartsliteratur, Erzählungen, Verlag: Kiepenheuer und Witsch, ISBN: 978-3-462-03001-3, 1. Auflage 2001, 132, Preis Taschenbuch €9,99


                                        

                                    


        

                                    

                                            

»Jeder hat in einer Stadt seine persönliche Stadt.« »Ich bin ein Mensch vom Weg, am liebsten ist mir, im Zug zu sitzen zwischen den Ländern. Der Zug ist ein schönes Zuhause«, sagt Emine Sevgi Özdamar. Aber sie kommt auch an: an Orten wie »ihrem Hauptbahnhof« in Düsseldorf, in ihrer Wohnung dort, in Berlin Ost und West, in Amsterdam, in Istanbul – in den Theatern, in Lied- und Gedichtzeilen. Die Erinnerung an Menschen, Bilder, Situationen, Gespräche und Telefongespräche, Kindheit, Leben und Tod – alles verwebt sich mit genauen Beobachtungen des Hier und Jetzt zu einer Gedankenreise, die die Autorin auf ihre ganz eigene Weise in Bilder und Sprache formt. So versammelt dieser Band höchst lebendige und sehr persönliche Geschichten von der Erinnerung und Annäherung an Städte und Menschen, an Vertrautes und Fremdes. Emine Sevgi Özdamars Dankrede zum Erhalt des Adelbert-von-Chamisso-Preises rundet das Bild ab: mit ihrer Reise aus der türkischen in die neue, die deutsche Sprache. (Klappentext)

Emine Sevgi Özdamar hat mit diesem Buch ein Zeitzeugnis geschaffen. Sie fliegt zwischen den Theater in Düsseldorf und Berlin und ihrer Heimat Istanbul hin und her. Zuhause ist sie überall ein bisschen. Als ihre Mutter stirbt versucht Emine sie in anderen Frauen zu finden. Im Gesicht einer Zigeunerin oder in dem Weinen einer kurdischen Saisonarbeiterin, deren gepflückte Baumwolle nass geworden war, doch Emines Mutter bleibt so einzigartig, wie verschwunden.

Sie erzählt von ihrer Wohnung in Düsseldorf. Wenn sie in den Spiegel im Flur schaut, sieht sie den Innenhof ihrer Häuserzeile und dieses Bild betrachtet sie gerne. Die alte Frau deren Licht um diese Zeit immer noch brannte, wird hoffentlich nicht verstorben sein. Während sie das denkt traut sie sich nicht den Bisquit in ihrer Hand zu essen. Im Angsicht des Todes zu laute Kaugeräusche zu machen kommt ihr deplaziert vor.  Ihr Nachbar von oben, der mit dem schönen jungen Mann liiert war, der immer nähte. Die Metzgerin um die Ecke, deren Söhne in einem BMW ums Leben kamen. Emine kennt sie alle und ihre Geschichten, denn sie hört zu.

Die Autorin hat eine beeindruckende Beobachtungsgabe. Sie sieht alles und schafft es das gesehene in präzise Worte zu fassen. Ich sehe was sie sieht. Die Themen, die die Autorin bearbeitet, sind das Ankommen, das Loslassen, das Anpassen und die Verbindung zweier unterschiedlicher Kulturen. 

Fazit: Wer verstehen möchte wie Menschen sich fühlen, die bei uns eine neue Heimat finden, tut gut daran Emine Sevgi Özdamar zu folgen. Sie gibt uns einen vorwurfslosen Einblick in ihre zahlreichen Welten, auch in die des Theaters.

Die Autorin: Emine Sevgi Özdamar, geboren am 10. August 1946 in der Türkei. Arbeitsstipendium der Landeshauptstadt Düsseldorf- Adalbert von Chamisso-Preis 1999- Preis der LiteraTour Nord 1999- Im Frühjahr 2001 erschien ihr neuer Erzählband Der Hof im Spiegel- Künstlerinnenpreis des Landes NRW im Bereich Literatur / Prosa, 2001- Dritter Roman Seltsame Sterne starren zur Erde, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2003- Literaturpreis der Stadt Bergen-Enkheim, Stadtschreiberin 2003- Erhielt am 21. November 2004 den Heinrich-von-Kleist-Preis- Kunstpreis Berlin 2009 des Landes Berlin, von der Sektion Literatur der Akademie der Künste als Fontane-Preis verliehen – Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille 2010- Alice-Salomon-Poetik-Preis 2012- Bayerischer Buchpreis 2021- Roswitha-Preis der Stadt Bad Gandersheim 2021- Preis der Leipziger Buchmesse 2022 (Shortlist)- Düsseldorfer Literaturpreis 2022- Georg-Büchner-Preis 2022

                                        

                                    


Cover des Buches Ein von Schatten begrenzter Raum (ISBN: 9783518472880)

Rezension zu "Ein von Schatten begrenzter Raum" von Emine Sevgi Özdamar

Eine literarische Herausforderung
Ein LovelyBooks-Nutzervor einem Jahr

„Der Rest des Raumes ist ohne Schatten. Deswegen sieht es nur dort, wo der Schatten gewachsen ist, wie ein Raum aus, wie ein von Schatten begrenzter Raum“ (Zitat Seite 90) „Der Rest des Raumes war ohne Schatten. Deswegen sah er nur dort, so unsere Schatten gewesen waren, wie ein Raum aus, ein von Schatten begrenzter Raum, der sich mit Leben füllte.“ (Zitat Seite 242)

 

Inhalt

Die junge Ich-Erzählerin aus Istanbul flüchtet vor der türkischen Militärregierung über das Meer nach Europa. Sie hat in Istanbul die Schauspielschule besucht und hält an ihrem Traum fest, als Schauspielerin zu arbeiten. In Berlin pendelt sie als Assistentin des Regisseurs Benno Besson zwischen West- und Ostberlin. Dann holt Besson sie für sein nächstes Projekt nach Paris, anschließend kehrt sie nach Deutschland zurück, zu Claus Peymann an das Schauspielhaus Bochum. „Die Bühne ist großherzig, dort reden die Toten, und jede Nacht kommen die Zuschauer, um diese Toten zu sehen und ihnen zuzuhören. Und die Toten mischen sich nur am Theater in des Leben der Lebenden.“ (Zitat Seite 506). In Bochum schreibt sie auch ihr erstes Theaterstück.

 

Thema und Genre

Dieser stark autobiografische Roman handelt von der Suche nach Heimat und eigener Identität in einem fremden kulturellen Umfeld, dem Wunsch, sich selbst auch in neuen, fremden Sprachen zu finden. Auch die politische Vergangenheit und Gegenwart Europas im 20. und aktuellen 21. Jahrhundert sind prägende Themen. Doch vor allem geht es um Kultur, um Literatur und das Leben am Theater.

 

Charakteren

Dieser Roman schildert das Leben und den Werdegang einer vielseitigen Künstlerin als Schauspielerin, Theaterregisseurin und Schriftstellerin. Damit verbunden sind Erinnerungen an befreundete Künstlerpersönlichkeiten, an Menschen, die sie begleitet und gefördert haben.

 

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte beginnt mit einem Prolog auf einer namentlich nicht genannten Insel ähnlich Alibey Atasi, von der aus man nauf die griechische Insel Lesbos, nach Europa, sehen kann. Dort endet die Geschichte auch mit einem Epilog und dieser Kreis schließt sich wortgenau: „Über uns die Nacht hat aus de dunkelsten Ecken ihrer Erinnerungen etwas herausgeholt und hat dieses Etwas zwischen der Orthodoxkirche, dem Esel, der blinden Frau und mir in der Luft leise verteilt.“ (Zitat Seite 10 und Seite 754). Wortgleiche Wiederholungen wie diese finden sich öfter auf diesen insgesamt 763 Seiten.

Die von vielen Rückblenden unterbrochene Handlung der alltäglichen Ereignisse und Beobachtungen wird in einfachen Sätzen erzählt, ähnlich den Einträgen in einem persönlichen Tagebuch. Doch immer wieder gibt es Überblendungen, plötzlich eingeschobenen Fragmente, die Ort, Zeit und Realität durch- und überschreiten. Dies, und der überbordende Stil der Schilderungen und Beschreibungen fordert sprachlich. Die poetische Sprache, ergänzt durch zweisprachige Gedichte, ist bildintensiv wie ein Film, wie expressionistische Theaterkulissen, aber auch surreal und extrem verstörend und beklemmend, wo es um die Träume der Ich-Erzählerin geht, in denen immer Ängste, Traumata und Tod eine Rolle spielen.

 

Fazit

Dieser Roman ist eine Herausforderung, eine wilde, anstrengende Reise zwischen dem Wunsch, das Lesen auf Grund der langen, immer wiederkehrenden Gedankenschlingen, der ausufernden Schilderungen und in ihrem Chaos nicht nachvollziehbaren Gedankenbrüche abzubrechen, und der Faszination gerade dieser imposanten sprachlichen Ausdrucksformen der türkisch-deutschen Schriftstellerin.

 

 

Cover des Buches Die Brücke vom Goldenen Horn (ISBN: 9783462304084)
C

Rezension zu "Die Brücke vom Goldenen Horn" von Emine Sevgi Özdamar

Die Fremde
Christian_Fisvor 2 Jahren

Die Ich-Erzählerin schildert im ersten Teil des Romans ihre Zeit als Arbeiterin in Berlin Mitte der 60er Jahre. Im zweiten Teil erzählt sie ihre Geschichte bis 1975 in Istanbul, wo sie die Schauspielschule besuchte und sich in der 1971 verbotenen Arbeiterpartei engagierte. Sie beschreibt ihre Umgebung in Berlin aber auch in der Männerwelt der türkischen Sozialisten mit einem fremden, naiven Blick. Viele Beobachtungen gerade im ersten Teil sind äusserst komisch. Ihre Naivität wirkt im ersten Teil unschuldig, im zweiten eher einfältig. Auch wenn der Roman aus vielen gelungenen Portraits von Türkinnen und Türken besteht, ist er zu lang. Gewisse Bilder werden arg überstrapaziert - wie das Hühnerbild der Studentenunruhen über Seiten hinweg - zudem ist die Bildsprache stellenweise unnötig komplex und der Aufbau nicht immer schlüssig.

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