In ihrem Essay "Was weiße Menschen jetzt tun können: Von »Allyship« zu echter Koalition" lässt die Autorin und Dozentin Emma Dabiri, in der Übersetzung von Dr. Marion Kraft, ihre Gedanken hin zu einer gerechteren Gesellschaft wandern. Genau diesen Weg zeigt sie präzise auf und macht vor allem eines klar: Weißes "Allyship" und performativer Online-Aktivismus reichen ihr nicht aus. Diese würden vielmehr unterdrückerische Mechanismen wie den White Savior Komplex bestärken und aufrecht erhalten.
Die Autorin plädiert stattdessen dafür, die rassistischen Kategorien "Weiß" und "Schwarz" als Unterdrückungsmechanismen des Kapitalismus zu erkennen, die nur einer (reichen) herrschenden Klasse nützen, die immer mehr Keile in die Gesellschaft treiben möchte, um ihre eigene Macht zu erhalten. Sie wirbt für echte Koalitionen und Verständnis dafür, um es mit ihren eigenen, treffenden Worten zu sagen, dass uns dieser Scheiß eben letztlich alle umbringt.
Emma Dabiri ist in ihrem Essay ein Balanceakt gelungen: Sie kritisiert Formen des Aktivismus, spricht ihnen aber nicht ihren Wert ab, sondern macht vielmehr deutlich, dass eine Konzentration auf kleine Rädchen ohne Bekämpfung des Systems an sich nicht zum gewünschten Ziel, der Lösung von repressiven und klassistischen Denksystemen und einer besseren Welt für alle Menschen, führen kann. In mir hat das Buch sehr viel angestoßen, und mir zahlreiche neue Denkansätze geboten. Besonders toll fand ich zudem das Kapitel über Schwarze Literatur, in dem die Autorin eine Leseliste Schwarzer Schreibender an die Hand gibt.
"Was weiße Menschen jetzt tun können" ist zugleich unangenehm zu lesen, weil es sehr entlarvend ist, andererseits durch seine Kürze und Prägnanz aber auch ein echter Pageturner. Von mir gibt es eine große Leseempfehlung!