Ich hatte anfangs etwas Mühe reinzukommen, mich an den Schreibstil zu gewöhnen. Dieses Tagebuchartige mit den vielen Zeitsprüngen machte es mir zu Beginn schwer, in die Geschichte einzutauchen. Doch dann war sie spannend bis kurz vor Schluss, als der Fall aufgelöst wurde. Das Buch ist empfehlenswert, wenn man sich auf den besonderen Schreibstil einlassen kann.
Emma Stonex
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Emma Stonex
Die Leuchtturmwärter
Die Leuchtturmwärter: Roman
Die Leuchtturmwärter
Die Leuchtturmwärter
The Lamplighters
The Lamplighters: The Sunday Times bestseller (English Edition)
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Neue Rezensionen zu Emma Stonex
Eine unglaubliche Geschichte wird von hinten aufgerollt. Da verschwinden drei Leuchtturmwärter spurlos aus dem Leuchtturm. Die Tür war von innen verschlossen und die Uhren sind stehen geblieben…. Was war passiert?
Um diese Tatsache spinnt sich der Roman, der auf zwei Zeitebenen spielt und der sehr plastisch das Leben eines Leuchtturmwärters und seiner Familie schildert. Es geht um den Job als solchen, der so manche Entbehrung und so manche einsame Zeit mit sich bringt. Konfrontiert mit der ganzen Kraft des Meeres – abgeschnitten von der Außenwelt. Und dann verschwinden die Drei.
Jahre später versucht ein Schriftsteller nochmal neu zu ergründen, was damals vorgefallen sein könnte und dann werden wir mit den Erinnerungen und auch mit einigen Offenbarungen der hinterbliebenen Witwen konfrontiert.
Ja und dann, man möchte so langsam auch wissen, was vorgefallen ist – kommt die Enthüllung – aber irgendwie so kurz und knapp, dass ich sie erst überlesen hatte und dann, als mir klar wurde, dass ich, als Leser es nun weiß, aber nicht die Frauen, die ihre Männer betrauern mussten, stellte sich ein sehr unbefriedigendes Gefühl ein.
Ich weiß gar nicht so recht, wie ich das Buch nun schlussendlich finden soll, wie ich es bewerten soll. Daher habe ich meine Rezension lange vor mir hergeschoben. Da ich eine große Leuchtturm Liebhaberin bin und dieser für mich in der Symbolik viel bedeutet, hatte mich der Titel angesprochen. Und ja, meine verklärte Sicht ist etwas geradegerückt worden. Es war ein entbehrungsreicher Job, mit viel Verantwortung und mit langen Zeiten der Einsamkeit und der Eintöne, während die Frauen ebenfalls allein mit Haus, Garten, Kindern waren.
Stellenweise habe ich mit den Protagonisten schwergetan und wusste dann nicht mehr so genau, wer nun zu wem gehörte und mich hat letztendlich nur meine Neugier davor bewahrt, die Lektüre vorzeitig zu beenden. Und da das Buch so gelobt wurde, fällt es mir auch schwer, ehrlich meine Meinung zu schreiben. Aber die Leser sind ja unterschiedlich – mit hat es nicht ganz überzeugt.
Ich bin immer etwas misstrauisch, wenn Bücher noch vor ihrem offiziellen Erscheinen von den einschlägigen Presseorganen – im Falle von „Die Leuchtturmwärter“ (im Original „The Lamplighters“) von britischen – allzu vollmundig und über den grünen Klee gelobt werden. Marketing ist alles! Schlagwörter wie „A triumph“ und „Atmospheric and suspenseful“ (Daily Mail), „Gripping“ und „Superbly accomplished“ (Guardian), „Riveting“ (Independent) oder „Excellent“ (Observer) sind so wenig aussagekräftig wie die ständigen Verweise darauf, dass „Die Leuchtturmwärter“ eines der aufsehenerregendsten Debüts des Jahres oder Jahrzehnts oder was auch immer sei. Nur – das so hochgelobte Werk ist ja überhaupt kein Erstling, lediglich der erste Roman, den die bislang unter einem Pseudonym tätige Autorin unter ihrem richtigen Namen, Emma Stone also, veröffentlicht hat, was ich etwa nach der Hälfte der Lektüre des recht umfangreichen Buches zufällig herausfand.
Macht dieses Wissen einen Unterschied bei der Bewertung, könnte man sich fragen? Für mich sehr wohl, denn was mich bei einem Erstlingswerk stark beeindruckt hätte, nämlich die wirklich überzeugende Darstellung des Meeres, das Schaffen von Bildern, die sich vor mir als Leser auftaten, zusammen mit dem Gefühl des Ausgeliefertseins an die entfesselten Gewalten der See und des Windes, zerstörerisch, gefährlich, Respekt gebietend, hätte ich bei einem versierten, etablierten Autor/Autorin lediglich als treffend, als gut gemacht vermerkt. Und ich hätte andererseits die etwas bemühte, ziemlich verzweigte und gewundene, recht langatmig geschriebene und erzählte Geschichte, in der sich Realität, Fiktion mit Krimi- und Psychotouch und Fantasy beziehungsweise mystische Elemente die Hand geben, darauf zurückgeführt, dass ein erster Roman zweifellos ein Ausprobieren ist und damit gewiss auch imperfekt sein darf.
Für all diejenigen, denen mit Leuchttürmen und dem Alltag ihrer Hüter eine gewisse Romantik im Kopf herumspukt, wird diese sich am Ende der Lektüre von der rauen, desillusionierenden, eintönigen und für die geistige Gesundheit nicht zuträglichen Wirklichkeit, die die hier zu besprechende Geschichte enthüllt, in Luft aufgelöst und einer neuen Sicht Platz gemacht haben. Leuchtturmwärter, zumal solche, die auf den Türmen auf schroffen Felsinseln im Meer, mehr oder weniger weit von der Küste entfernt, ihren Dienst verrichten, müssen psychisch außerordentlich stabil sein und außerdem ein ausgeprägtes Faible für Einsamkeit und Eintönigkeit haben. Dies macht die Autorin, die sich selbst als begeisterte Liebhaberin der sagenumwobenen Leuchttürme bekennt, unmissverständlich klar – und so sind ihre realistischen Einblicke in den Alltag eines Leuchtturmwärters einer der Pluspunkte ihres düsteren, in Cornwall spielenden Romans (auch das Setting wurde gut und passend ausgesucht!).
Und obgleich in der Handlung versucht wird, Licht zu bringen in das mysteriöse und auch zwanzig Jahre später noch ungeklärte Verschwinden der Leuchtturmbesatzung – Arthur, Bill und Vince -, sehe ich das Meer als eigentlichen Protagonisten des Buches. Seine Allgegenwart, fast immer bedrohlich, zerstörend, das Leben der Küstenbewohner bestimmend, gleichzeitig von seltsamer Faszination, bestimmt das Geschehen. Das Meer allein weiß um das, was sich wirklich an jenem Silvesterabend ereignete, und es gibt seine Geheimnisse, sein Wissen nicht preis.
Das erkennt am Ende auch der Schriftsteller, der den Vorgängen von damals nachgeht und zu diesem Zweck Arthurs Frau Helen, Bills Frau Jenny und Vinces Freundin Michelle interviewt. Wiewohl die drei Frauen nach anfänglichem Zögern, Beschönigungen, Verdrehen der Tatsachen und Verschweigen schließlich mehr von sich und dem Leben mit den drei Wärtern enthüllen, als sie eigentlich wollen und der Autor sich daraus resultierend eine Vorstellung davon macht, was den Männern zugestoßen sein könnte, ist er sich im Klaren darüber, dass diese nur eine Möglichkeit von vielen ist, denn er sagt selbst: „Es gibt hundert mögliche Enden, vielleicht mehr“ und „Die Wahrheit gehört den Dreien“.
Also ist auch der Leser nach vielen zähen Seiten und dem bei ansonsten langatmigen Romanen so typischen gehetzt-abrupten Ende so klug wie zuvor? Nicht ganz! Oder vielleicht doch? Das wage ich nicht zu sagen, obwohl die Verfasserin ihre Handlung auf zwei Zeitebenen mit jeweils unterschiedlichen Akteuren angesiedelt hat, sprich den Leser nicht nur ins Jahr 1992 mitnimmt sondern auch ins Jahr 1972, in dem sie ihn die Geschehnisse auf dem Leuchtturm Maiden Rock aus Sicht der drei Männer in den Wochen vor ihrem Verschwinden miterleben lässt. Aber ist das real, fragt man sich zunehmend, wenn man sieht, wie die Wächter immer mehr den Verstand zu verlieren scheinen, Dinge sehen, die nicht da sind (oder doch? Die Autorin spielt ja schließlich mit dem mystischen Element!), Schritte hören, Stimmen, und man ihrer immer verworrener werdenden Gedanken teilhaftig wird.
Wie der ihren – verwischten? - Spuren folgende Schriftsteller, dessen Identität und Motivation sich im Übrigen erst auf den allerletzten Seiten enthüllt, so halte auch ich hundert andere Enden für möglich und die beschriebenen Ereignisse im Leuchtturm sind nur eines davon. Und was für ein sonderbarer Roman, an dessen Schluss die Leser alles, die Beteiligten selbst aber nichts oder nur ganz wenig wissen – wobei ich mir mit dem „wissen“ nicht wirklich sicher bin. Und der zwar weitschweifig und mit einer Langsamkeit, die so eintönig ist, wie das Leben auf den inzwischen längst automatisierten „Wächtern des Meeres“, die komplizierten Beziehungsgeflechte der Leuchtturmwärter und ihrer Partnerinnen aufzudröseln bemüht ist, die vielen, immer wieder eingestreuten mysteriösen Elemente, deren Sinn ich nicht sehen kann, aber völlig unkommentiert und unaufgelöst lässt!
Ich habe den Roman also reichlich ratlos, wenn nicht gar ein wenig ungehalten beendet, ohne auch nur irgendeinen der Protagonisten wirklich kennengelernt – oder gar verstanden – zu haben, auch im Nachhinein die überwiegend positive, regelrecht begeisterte Leserrezeption nicht teilend. Nun, es war wohl einfach nicht die Art von Lektüre, der ich etwas abgewinnen kann....
Gespräche aus der Community
Eine Silvesternacht vor der Küste Cornwalls: Ein Leuchtturmwärter und seine Helfer verschwinden spurlos. Zurück bleiben drei Frauen. 20 Jahre später versucht ein Schriftsteller, Licht in dieses Mysterium zu bringen, indem er Helen, Jennifer und Michelle interviewt. In ihrem Debütroman "Die Leuchtturmwärter" erkundet Emma Stonex die rätselhaften Seelen dieser drei Frauen und überrascht mit unerwarteten und erstaunlichen Wendungen.
Ein aufwühlendes Drama über Verlust und Trauer – und über die Liebe.
Das ist "Die Leuchtturmwärter", unser neuer Titel im Literatursalon!
Das ist eine tolle Passage aus dem Buch, ich fand es allgemein teilweise sehr poetisch geschrieben
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