Rezension zu "Wir sehen uns gestern" von Emma Straub
Im Moment ist das Leben der vierzigjährigen Alice nicht besonders rosig: Ihr Vater liegt im Sterben, im Job wird sie bei einer Beförderung übergangen und ihr Lebensgefährte macht ihr nur einen Heiratsantrag, weil man das eben so macht – ohne sie wirklich zu lieben. Nachdem Alice ihren Frust in Alkohol ertränkt hat, erwacht sie am nächsten Morgen als 16-jähriger Teenager in den Neunzigern und hat ihr ganzes Leben noch einmal vor sich. Doch es ist kein Traum, sondern tatsächlich eine Zeitreise. Nachdem sie begriffen hat, welche Möglichkeit sich ihr bietet, probiert sie sich aus und versucht verschiedene Möglichkeiten ihrer Zukunft. Doch nicht immer ist das Endergebnis so, wie sie es sich erhofft. Außerdem gibt es einige Fixpunkte, die scheinbar trotz allem nicht zu ändern sind.
„Wir sehen uns gestern“ hat einen einfühlsamen Einstieg im Krankenhaus, bevor ein paar etwas schleppendere Kapitel folgen. Interessanter wird es erst, als die (erste) Zeitreise beginnt. Leider hält die Spannung nicht lange an und die Handlung verliert sich ständig in alltäglichen Banalitäten wie Gesprächen mit Freunden oder dem Aussuchen eines Videos für den Filmabend. Kurz zusammengefasst hat Emma Straub es geschafft, dass selbst ein so faszinierendes Thema wie Zeitreisen langweilig und dröge daherkommt. Wirklich packend war der Roman zu keiner Zeit. Punkten konnte die Autorin nur da, wo sie ihre eigenen Erfahrungen einbaute – wenn sie von ihrem kranken Vater und dem Leben mit ihm berichtete. Auch die vielen Gespräche, die die Figur Alice mit Leonard führt, überzeugen in der Hinsicht. Davon abgesehen ist es lediglich ein durchschnittlicher Selbstfindungsroman mit den üblichen Zutaten und dem zu erwartetenden Schluss, vorwiegend für eine weibliche Leserschaft gedacht,
Die ungekürzte Hörbuchfassung hat eine Dauer von knapp zehn Stunden und wird recht stimmig von Sabina Godec gelesen.