Teil II von II
„Nach der Revolution hat es eine Weile gedauert, bis wir entdeckt haben, dass es diesen Ort noch gibt, dessen Existenz der Kon erfolgreich vor uns verborgen hatte.“ S. 13
Hier alles, was inhaltlich relevant ist: (Achtung! Man könnte sich gespoilert fühlen)
Alpha, die Schwester von Anthem, ist in diesem zweiten Teil einer Jugenddystopie, die Protagonistin. Aus ihrer Sicht wird acht Jahre nach der Revolution erzählt, was passiert ist und wie es weiter geht im Web. Sie reist, nachdem sie in L.A., einer neu entdeckten Stadt, ein Musikstudium begonnen hatte, zurück ins Web, um ihrem großen Bruder beim Sterben zuzuschauen. Sie bedauert sich selbst. Anthem stirbt. Surprise, Surprise: Der Kon kehrt zurück. Anthem ist doch noch irgendwie lebendig, aber irgendwie auch tot. Alpha wird hintergangen, bemitleidet sich und dreht durch. Es wird eine Lösung gesucht und sie dreht noch mehr durch. Woraufhin sie jemanden umbringt. Woraufhin sie sich selbst bemitleidet und wieder durchdreht. Sie fasst den Entschluss, dass jedes Problem mit Gewalt gelöst werden kann und beschließt alles auf eine Karte zu setzten. Sie wird gerettet, woraufhin aber wieder jemand stirbt, den sie liebt. Sie dreht dieses Mal nicht durch, weil ihre Welt ja jetzt gerettet ist.
Zu den Charakteren:
Alpha ist ein egoistisches, selbstsüchtiges, scheinheiliges Kind, das mit jeder Seite nerviger wird. Sie vermittelt in diesem Jugendbuch völlig falsche Werte, die ich sogar für gefährlich halte. „Manchmal hat man keine andere Wahl als zu töten.“ (S.375)
Ihr Freund, Jonas, der in L.A. aufgewachsen ist und das Web neu kennen lernt, ist mir einfach zu nett. Er hat keine Ecken und Kanten, keine eigene Meinung. Er tut einfach alles aus Liebe zu der Protagonistin und hat einfach keine eigenen Hobbys. Natürlich ändert sich das, als er auf die andere Seite gezogen wird. Also fast, denn er ist plötzlich böse, tut eigentlich überhaupt nichts Böses, aber steht einfach immer böse im Hintergrund. Und hat halt einfach trotzdem keine eigenen Hobbys. Ein bloßer Spielball, der hin und her geworfen wird.
Die weiteren Charaktere vertreten typische Klischees… Der böse Zwilling, den man ja eigentlich immer total gut kannte; der beste Freund, der immer für einen da ist und auch mal sagt, wenn etwas falsch läuft; die Freundin, der Unrecht getan wird, aber trotzdem immer da ist usw….
Der Schreibstil:
Einfach, aber oft auch verwirrend. Besonders anfangs wurden mehrere Sinnabschnitte in einen Absatz gebracht, wodurch die Protagonistin in einem Satz noch wo ganz anders ist, als im nächsten. Des Weiteren gibt es Stellen, bei denen die Übersetzung wohl versagt hat und ein falscher Ausdruck benutzt wurde. Dazu kommt, dass man erstmal Ewigkeiten brauch um in die Handlung/ in diese Welt zu tauchen. Ich wurde nicht dort abgeholt, wo ich mit meinem Wissen endete. (Zugegeben, zwischen dem Lesen der beiden Bücher lag bei mir ein gutes Jahr, wodurch ich schon einiges vergessen hatte, aber, dass ich erst nach gut 80 Seiten erfahre, dass die Protagonistin einen Zwilling hat, ist einfach schlecht geschrieben.)
Fazit:
Unnötige Fortsetzung - langatmige Handlung, einseitige Charaktere, irritierender Schreibstil, blasses Ende. Aber ein Gutes: Die Covergestaltung ist echt wahnsinnig gut.
Voices of freedom| Emma Trevayne| übersetzt aus dem Amerikanischen von Ulrike Nolte|379 Seiten| One Verlag|16,99€