Cover des Buches Das Handy in der Hummersuppe (ISBN: B00PHQRKK0)
Rezension zu Das Handy in der Hummersuppe von Emma Wagner

Amüsante Geschichte über die Suche nach Job und Mann

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Skurrile Verwicklungen bei dem Versuch, den Ex-Freund zurückzugewinnen. Leider mit ein paar Längen, aber schön geschrieben.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 9 Jahren
Das Buch ziert ein echt witziges Cover, das meine Aufmerksamkeit geweckt hat und perfekt zum Inhalt passt.

INHALT:
Wie gut, dass Amelie ihre beste Freundin Lisa hat! Deren Ratschläge in Sachen Partnerschaft und Karriere hat sie allerdings auch bitter nötig, denn mit ihrem Freund ist sie auch ihren Job in dessen Firma los. Eine Stellenanzeige später hat sie wieder eine Aufgabe und ein Gehalt, doch irgendwie sind die Mitarbeiter an der neuen Arbeit merkwürdig. Und dann erst die beiden Chefs und Riesendogge Tristan ... Wenigstens gibt es Noah, den Auszubildenden, der Amelie immer wieder zum Lachen bringt.

MEINUNG:
Schon beim Reinschnuppern in die Leseprobe ist mir die locker flockige Sprache des Buches aufgefallen. Emma Wagner formuliert angenehm leicht à la ChickLit, verwendet zahlreiche originelle Sprachbilder und bliebt diesem Stil durchgängig treu. Schon allein dadurch hatte ich großen Spaß bei der Lektüre und konnte das Buch nicht mehr zur Seite legen.
An Figuren fährt die Autorin eine Vielzahl total schräger Vögel auf. Ich glaube, sie hat alle komischen Käuze Heidelbergs eingesammelt und in ihrer Geschichte auf die LeserInnen losgelassen, was bei mir für große Heiterkeit und gelegentliches Schmunzeln gesorgt hat.
Im Mittelpunkt der Story steht Hauptfigur Amelie, geschlagen mit einer furchtbar nervigen Mutter, wenig Selbstbewusstsein und einer Figur wie ein Streichholz. Dementsprechend ließ sie sich jahrelang von ihrem Ex-Freund vorführen, bis sie sich im Alkoholrausch von ihm getrennt hat – und es am nächsten Morgen bitter bereut. Das ist die Ausgangssituation der Geschichte. Daraus spinnt Emma Wagner nun die Handlung, während der Amelie aufwachen und sich weiterentwickeln soll. Leider dauert dieser Prozess für meinen Geschmack extrem lange. Erst im letzten Viertel des Buches kommt Amelie endlich in die Puschen. Bis dahin erlebt man sie in ihrer verfahrenen Situation, wie sie ihrem Ex-Freund hinterhertrauert, sich in ihrem neuen Job ausnutzen lässt und einen süßen Kollegen kennenlernt, aber nicht begreift, dass sie sich in ihn verliebt hat. Ab der Hälfte des Buches hätte ich ihr liebend gern in den Hintern getreten, damit sie vorwärts geht. Kopfschüttelnd habe ich weitergelesen – und war dann umso begeisterter, als sich Amelie gegen Ende endlich aus dem Aschenputtel zur toughen jungen Frau mausert. Während dieser Strecke zeigt die Autorin, was wirklich in ihr steckt. Gerade dieser Abschnitt hat mir ausgezeichnet gefallen und mich für manche Längen entschädigt.
Freundin Lisa erlebt man als LeserIn aus Amelies Perspektive, und aus der scheint sie das genaue Gegenteil zu sein: Immer gut gelaunt, zielstrebig im Beruf, stets auf der Suche nach Mr. Right und entsprechend am Flirten. Neben ihr ist nur noch Noah, der Azubi aus der neuen Firma, eine einigermaßen normale Figur. Alle anderen haben echt einen Hau. Gerade im Betrieb trifft Amelie fast nur auf Karrikaturen: den cholerischen Chef, seinen autoverliebten Partner, die frustrierte Nichte des Chefs, den selbstverliebten Womanizer, den Retter der Welt und viele mehr. Das setzt sich in Amelies Privatleben fort. Über eine gewisse Strecke des Buches hat mich das köstlich amüsiert, aber irgendwann fehlte mir die oben schon bemängelte Entwicklung. All diese Figuren, einschließlich Amelie, blieben wie sie aufgetreten waren. Im Gegenteil zeigten sie mitunter nur noch skurrilere Wesenszüge. Mir war das ab der Hälfte des Buches ein wenig zu viel. Ich hätte gern den einen oder anderen normalen Menschen entdeckt – vergebens.
Und plötzlich war das Buch zu Ende. Ja, klar, natürlich weiß ich, dass so ein Roman irgendwann auf den Punkt kommen muss. Aber hier kam der Schluss für mein Gefühl sehr überraschend. Von einem Moment auf den anderen änderte sich die Situation per Deus ex machina, alle Probleme waren gelöst, die beiden Liebenden kamen zusammen und nutzten fortan jede Gelegenheit, intim miteinander zu werden. Sorry, das hat mich enttäuscht. Klar hatte ich gehofft, dass Amelie endlich den Richtigen findet, aber müssen sie sich deswegen in der Öffentlichkeit an die Wäsche gehen? Das passt überhaupt nicht zu ihrem bisherigen Charakter.

WERTUNG:
Gar nicht so einfach, für dieses Buch ein Gesamturteil zu fällen. Es hat wirklich gute Aspekte, die mich überzeugt haben. Dazu gehören die Sprache, der Erzählstil, die Sprachbilder, die skurrilen Situationen und Figuren. Anderes hat mir dagegen weniger gut gefallen, so etwa die lang ausgebliebene Entwicklung, die dann gegen Ende rasant einsetzt und – für meinen Geschmack – übers Ziel hinausschießt, sowie der wie angeklebt wirkende Schluss. Nach reiflichem Nachdenken gebe ich der Geschichte mein persönliches „Gut“ und drei gute Wertungspunkte (3,5 von 5). Für vier Punkte reicht es leider nicht. Diesmal noch nicht, liebe Emma Wagner.
Mein Fazit: Amüsante Suche nach Job und Mann. Leichte Lektüre, die sich angenehm lesen lässt.
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