Cover des Buches Du. Für immer. (ISBN: B01M9I9F5C)
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Rezension zu Du. Für immer. von Emma Wagner

Authentische Charaktere und ein ernstes Hintergrundthema

von melanie_reichert vor 7 Jahren

Rezension

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melanie_reichertvor 7 Jahren

„Du. Für immer.“ ist ein in sich abgeschlossener Roman, der vor allem durch seine authentischen Charaktere und sein emotionales Hintergrundthema überzeugen konnte. Für mich hat hier fast alles gepasst und ich habe ein paar unterhaltsame Stunden in einer aufreibenden Dreiecksbeziehung verbringen dürfen.

Was schon im ersten Kapitel auffällt, ist der außergewöhnliche Erzählstil bei dieser Geschichte. Jedes Kapitel umfasst eine Passage aus dem aktuellen Geschehen, das uns direkt aus Sicht der Protagonistin Anna nähergebracht wird, und eine Rückblende, die dann in der dritten Person verfasst wurde. Für mich war das sehr interessant, weil man so peu a peu verstanden hat, warum die Charaktere so geworden sind, wie sie nun mal sind. Zusätzlich wurde damit die Spannung nicht nur aufrecht erhalten, sondern auch noch angefacht. Besonders die Stellen, bei denen es um die Bilder von Anna geht, haben mir sehr gut gefallen, weil hier tolle Beschreibungen von Farbverläufen und Darstellungen gemacht wurden und die Kunstwerke vor meinem inneren Auge regelrecht zum Leben erwacht sind.

Anna war eine sehr starke Protagonistin, weil sie individuell und authentisch ist. Sie ist eine klare Antiheldin, weil sie mehr als nur einen Fehler im Laufe der Geschichte begeht, aber trotzdem dazu stehen kann. Teilweise führt sie sich sogar wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen auf, aber selbst das verzeiht man ihr, weil sie dem Leser schlichtweg sympathisch erscheint. Besonders die Darstellung der Vergangenheit ist überaus gut gelungen, weil man klar nachvollziehen konnte, warum sie sich in eine bestimmte Richtung entwickelt hat. Man hat ihren Schmerz und ihre Verzweiflung praktisch spüren können, sodass man gar nicht anders konnte, als mit ihr mitzufiebern.

Die beiden männlichen Protagonisten wurden toll ausgearbeitet. Man hat von Anfang an das Gefühl, es mit Feuer und Eis zu tun zu haben, so gegensätzlich sind Oliver und Marc. Wähend Oliver von Anfang an ein Sympathieträger ist, weil er alles für seine Frau tun würde, ist Marc teilweise einfach nur ein Kotzbrocken und Egoist, dem seine persönlichen Belange über alles gehen. Oliver hat mir manchmal wirklich leid getan, denn selbst Anna braucht wirklich lange, um zu verstehen, was seine Qualitäten sind. Hier komme ich auch zu meinem einzigen Minikritikpunkt, denn im letzten Kapitel kann ich Olivers Handlungen nicht so recht nachvollziehen, während die beiden Herren sonst immer glaubhaft innerhalb der Geschichte agieren.

Die Nebencharaktere haben die Geschichte nicht nur abgerundet, sondern zum Leuchten gebracht. Man kann sich das kleine verschlafene Nest mit all seinen Unikaten tatsächlich vorstellen. Egal, ob wir es mit dem knuffigen Eisverkäufer Tomaso, der zickigen Schwiegermutter oder der Männer verschlingeneden Pensionsbesitzerin Elena zu tun haben: Jede Person glänzt in ihrer Rolle und macht die Geschichte zu etwas Lebendigem.

Die Spannung war für mich durchweg vorhanden, weil man einfach wissen möchte, wie es mit Anna weitergeht. Natürlich handelt es sich um einen Liebesroman, bei dem die Emotionen klar im Vordergrund stehen, aber durch die Rückblenden bleibt der Leser am Ball, weil sich immer wieder neue Entwicklungen im Verlauf der Geschichte ergeben. So haben wir zwar keine großartigen Wendungen, aber Stück für Stück eine Erklärung dafür, warum Anna mit Oliver verheiratet ist und wie Marc in das Ganze hineinpasst. Auch das eigentlich ernste Hintergrundthema sollte nicht unerwähnt bleiben, denn hinter dem ganzen Versteckspiel und Entscheidungsdrama der drei Protagonisten steckt eigentlich eine dramatische Tat aus der Vergangenheit. Generell sind die Rückblenden psychologisch wirklich toll in Angriff genommen worden.

Mit diesem Werk konnte mich die Autorin überzeugen und hat mir ein paar tolle Lesestunden beschert. Die Mischung macht es hier, denn neben Liebe und Leidenschaft gibt es auch immer wieder ein paar lustige Stellen, die besonders durch die urig-skrurilen Kleinstadtbewohner leben. Dieser Roman ist anders als Frau Wagners bisherige Werke, aber dafür umso gelungener!

4,5 Sterne

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