Emmanuelle Bayamack-Tam

 3,8 Sterne bei 8 Bewertungen
Autor*in von Sommerjungs, Ich komme. und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Geboren 1966 in Marseille lebt Emmanuelle Bayamack-Tam heute in Paris. Sie arbeitet als Lehrerin in Seine-St-Denis und als Schriftstellerin und ist Mitbegründerin der Zeitschrift für zeitgenössische Kunst und Literatur Autres & Pareils. Außerdem gehört sie zum Leitungsteam der Editions Contre-Pied.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Emmanuelle Bayamack-Tam

Cover des Buches Ich komme. (ISBN: 9783906910147)

Ich komme.

 (3)
Erschienen am 09.10.2017
Cover des Buches Sommerjungs (ISBN: 9783907336175)

Sommerjungs

 (3)
Erschienen am 14.04.2022
Cover des Buches Die Prinzessin von. (ISBN: 9783905951073)

Die Prinzessin von.

 (2)
Erschienen am 01.03.2011
Cover des Buches Arkadien (ISBN: 9783906910802)

Arkadien

 (0)
Erschienen am 23.06.2020
Cover des Buches Si tout n'a pas péri avec mon innocence (ISBN: 9782070459209)

Si tout n'a pas péri avec mon innocence

 (0)
Erschienen am 12.09.2014

Neue Rezensionen zu Emmanuelle Bayamack-Tam

Cover des Buches Sommerjungs (ISBN: 9783907336175)
KataRafs avatar

Rezension zu "Sommerjungs" von Emmanuelle Bayamack-Tam

Ein gehaltvolles provokantes Stück Literatur
KataRafvor 2 Jahren

Sommerjungs von Emmanuelle Baymack Tam ist eine wuchtige libidonöse, bitterböse, zutiefst unmoralische Geschichte, die mich beeindruckt und beschäftigt hat. Dieser Roman ist ein Jahreshightlight, denn Sommerjungs ist ein gehaltvolles, provokantes Stück Literatur, das an die Abgründe und Grenzen der menschlichen Psyche geht. Die Autorin wagt nicht mehr und nicht weniger, als die großen philosophischen Fragen von gut und böse, nature and nurture, dem freien Willen und der Verantwortung zu behandeln, sich dabei biblischer Geschichten zu bedienen. Sommerjungs liest sich wie eine moderne Variation von Kain und Abel, in der Kain trotz aller Bevorzugung der Natur und der Menschen giftig ist.

Wer Triggerwarnungen braucht, dieser Text ist voller Abgründe, Gewalt, Grausamkeiten in sexualisierter, in rassistischer Form auch, in der Phantasie und Realität, denn besonders eine Figur, sie ist voller Psychopathie, böse, missgünstig und abstoßend.

Sommerjungs erzählt die Geschichte zweier Brüder Thadée und Zachérie, die von der Natur mit einer betörenden Attraktivität beschenkt sind. Beide surfen, scheinen ihre Jugend und Präsenz zu genießen, sich zu gleichen. Düstere Blitzlichter tauchen auf, die wir nicht einordnen können, Gewalt, eine versuchte Vergewaltigung, eine Störung im scheinbar perfekten Paradies. Thadée, der ältere, surft in La Réunion, Zachérie, der jüngere ist zu Besuch. Da passiert es, der Fall aus dem Paradies, der Bevorzugung, dem Denken, sich alles nehmen zu können, ja, ein Recht darauf zu haben. Thadée wird von einem Hai erfasst und verliert ein Bein.

Die Erzählweise ist multiperspektivisch, beginnt mit der Sicht der reichen, satten Eltern in Biarritz, ihrer Ambivalenzen und Brüche, ihrer Vergötterung der beiden Söhne. Von außen betrachtet, bringt der Verlust des Beines das gesamte Umfeld in eine Krise. Thadée zieht sich verbittert zurück, verliert sich im Internet, Verschwörungstheorien und den Identitären. Die Mutter und der Vater bringen Opfer um Opfer, doch sie sind gezeichnet. Zachérie hat sein Idol verloren und stürzt in eine hintergründig tiefe Traurigkeit. Seine Freundin Cindy betrachtet es wütend, zieht ihre Schlüsse. Die kleine Schwester Ysé, wirkt weise, seltsam unbeteiligt. Und es gibt Anouk, die scheinbar schwache, begehrliche weibliche Figur, die sich wandeln wird. Alle Figuren wandeln sich mit den Perspektiven und im Verlauf der Geschichte.

Es passiert noch Schlimmeres, was genau, sei in diesem spannungsgeladenen, Plot-getriebenen Pageturner nicht verraten.

Cover des Buches Die Prinzessin von. (ISBN: 9783905951073)
leseleas avatar

Rezension zu "Die Prinzessin von." von Emmanuelle Bayamack-Tam

Life is not a fairytale
leseleavor 4 Jahren

Die Bücher von Emanuelle Bayamack-Tam sind mir in den letzten Jahren beim Stöbern in Buchhandlungen oder im Internet immer wieder untergekommen. Die Klappentexte versprechen besondere Geschichten mit radikalen Figuren, die schonungslos und jenseits aller political correctness ihr Leben erzählen. So auch beim Roman Die Prinzessin von., der schließlich vor einiger Zeit bei mir Einzug halten durfte und mit dem ich mich nun endlich an Bayamack-Tam gewagt habe. Denn so sehr mich die Zusammenfassungen auf der Buchrückseite auch immer angesprochen haben, so groß war auch gleichzeitig meine Angst, dass mir diese Autorin letztlich inhaltlich und sprachlich doch zu krass ist.


Und ja, leider ist es tatsächlich so gekommen. Ich halte mich generell für eine Leserin, die einiges vertragen kann, die nichts gegen ungeschönte Geschichten hat (im Gegenteil) und die auch sprachlich nicht zimperlich ist. Bei mir darf es vulgär werden, bei mir darf es schmerzen, bei mir darf gewütet werden und die ganze ungeschminkte Wahrheit auf den Tisch kommen. Doch in Die Prinzessin von. war es mir dann tatsächlich zu viel: Die Hauptfigur Daniel, eine Transsexueller, der sein Doppelleben als Marie-Line im Nachtclub eines seiner Liebhaber vor seiner Adoptivmutter – zu der er wiederum ein obsessives, schwärmerisches Verhältnis hat – fickt sich durch die männliche Bevölkerung von Paris und ist eigentlich ständig auf Heroin. Er sucht Liebe und Zugehörigkeit, landet dabei aber immer wieder bei ebenso kaputten Charakteren wie der Drogensüchtigen Cindy oder Armand, einem Gefängnisinsassen, auf dessen Kontaktanzeige er geantwortet hat. Zudem schwebt über all dem natürlich die Frage der eigenen Identität: Als Mann geboren wünscht er sich nichts sehnlicher als eine Vagina, als uneheliches Kind unbekannter Eltern schafft er es doch nie ein vollwertiges Mitglied seiner Adoptivfamilie zu werden. Wo komme ich her? Wo will ich hin? Diese zwei zentralen Fragen strukturieren den ganzen Text und treiben, nein hetzen Daniel (und damit auch den Leser) durch sein Leben.


Neben dieser Themenfülle – wobei die angesprochenen Themen für sich einzeln genommen durchaus interessant sind –, die in einem unkontrollierten Gedankenstrom, ohne Kapitel und Absätze auf den Leser einprasselt, ist es aber auch die Haltung des Protagonisten, die die Lektüre so anstrengend macht. Daniel ist zynisch, beinahe menschenverachtend, fatalistisch und dabei stets neunmalklug und auf andere herabblickend. Natürlich wird schnell klar, dass der negative Blick auf sein Umfeld nur den negativen Blick auf sich selber widerspiegelt, allein: Dafür kann man als Leser bis zu einem gewissen Punkt Verständnis aufbringen, nicht aber Sympathie. Und so habe ich mich irgendwann gefragt: Was soll das Buch? Was soll ich aus der Geschichte mitnehmen? Die angesprochenen Probleme sind natürlich real, jedoch viel zu übertrieben gezeichnet. Die Hauptfigur bietet keine Möglichkeit der Bindung oder gar Identifikation. Ja, die Geschichte ist extrem. Aber ist das allein ein literarischer Wert, der es rechtfertigt, dass sie erzählt wird?


Letztendlich war Die Prinzessin von. einfach nicht mein Buch. Nachdem mich Inhalt und Stil schon zermürbt hatten, hat mir die oft holprige Übersetzung und das nicht immer überzeugende Lektorat den Rest gegeben. Zwar weiß ich, dass es da draußen Leser gibt, die genau diese Art von Erzählungen wertschätzen, mir wurde aber mit diesem Roman einmal mehr aufgezeigt, dass tiefschwarze Geschichten ohne Stories, die darüber hinaus gehen, nichts für mich sind. Frau Bayamack-Tam und ich werden in Zukunft getrennte Wege gehen.


 

Cover des Buches Die Prinzessin von. (ISBN: 9783905951073)
Claris avatar

Rezension zu "Die Prinzessin von." von Emmanuelle Bayamack-Tam

Rezension zu "Die Prinzessin von." von Emmanuelle Bayamack-Tam
Clarivor 13 Jahren

Nicht in die Welt der verzauberten Märchen führt uns der Titel des Buches von Emmanuelle Bayamack-Tam, sondern in die eines einmaligen, verzweifelten und innerlich hoffnungslosen jungen Mannes. Als Mann geboren ist er doch früh schon in den Armen seiner Adoptivmutter zu einer Persönlichkeit herangereift, die sich der eigenen Identität nie sicher ist.
Ist er Mann oder Mädchen?

Mit 15 Jahren beginnt der Junge in den Armen von Arcady die Lust zu kosten, die ihm Drogen und begehrlichen Sex versprechen. Als fesche Marie-Line verkleidet und in Anlehnung an Marilyn M. verkehrt er im Pariser Nachtleben und erkundet die Niederungen menschlicher Triebe. Derweil ist er im Hause seiner Adoptiveltern, einem spießigen Franzosen und seiner aus Polen stammenden Frau Barbara, der liebe Daniel, schön, anziehend und doch ohne rechte Ziele und von tiefer innerer Zerrisenheit.

In einer subtilen Sprache erzählt die Autorin vom Helden ihrer Geschichte. Tabuschranken werden überschritten, und man spürt die dekadente Entwicklung eines Jungen, der im Rausch und in der Verkleidung als Mädchen sein Glück zu finden hofft. Traurigkeit, Hoffnung und Verzweiflung im Wechsel legen ihren Schleier über die Geschichte. Geht es um Transsexualität, Transvestitentum oder Homosexualität?
Die Begriffe changieren und deuten lediglich auf die Irritationen in der Selbstfindung hin.

Ruhe und Ausgeglichenheit als feste Größe menschlichen Seins fehlen im Dasein von Daniel. Sie allein könnten dem Helden ein gleichmäßigeres Leben bieten.

Sprachlich ausgefeilt und im Ton fast eines Sing-Sangs zeigt die Autorin den Weg des Helden,der als absoluter und nicht zuletzt einsamer Außenseiter durchs Leben geht. Die exzessiven sexuellen Ausschweifungen führen in die Niederungen menschlichen Trieblebens. Die Ausführungen in aller Offenheit beschrieben zu finden ist für den Leser gewöhnungsbedürftig. Doch wiegt die elegante Sprache mit klugen Einlassungen im Kontrast dazu manches auf.

Das ungewöhnliche Buch in einer besonders feinen Aufmachung aus dem kleinen aber feinen Secessions Verlag ist bemerkenswert.
Die Autorin genießt in Frankreich hohes Ansehen. Sie lebt und arbeitet in Paris.

Gespräche aus der Community

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948 Beiträge
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Letzter Beitrag von  Dajobamavor 3 Jahren

Ertauscht.... Aber mach dir keinen Kopf, ist nicht so schlimm! Kann ich sicher tauschen!

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