Oje, dachte ich, als ich „Septemberblues“ von Enya Kummer in den Händen hielt, so ein dickes Buch! Mit 470 Seiten ganz anders also als „Ein Kästchen voller Leben“, ihre Kurzgeschichten-Sammlung, die ich auch gelesen habe. Doch von mir aus hätte der Roman noch doppelt so lang werden können. Gerne habe ich Zeit mit den so unterschiedlichen und liebenswerten Figuren verbracht und sie auf ihrer Reise begleitet.
Ich mag, wie Enya Kummer schreibt. Auf eine ruhige, einfühlsame und wohltuende Art. Mit authentisch klingenden Dialogen und mit wunderschönen Sätzen, die ich mehrmals lesen musste. So schön waren sie!
Auch der Wechsel der Erzählperspektive gefiel mit gut. So konnte ich intensiver nachvollziehen, was die Protagonisten fühlen, denken oder sich wünschen.
Enya Kummers Buch berührt, ohne kitschig zu sein. Außerdem macht es Hoffnung und ermutigt, Probleme anzusprechen, statt sie runterzuschlucken.
Zehn Jahre lang habe ich Projekte für Langzeitarbeitslose geleitet. Beim Lesen musste ich immer wieder daran denken. Ja, es ist hilfreicher, erstmal zuzuhören, was Menschen erlebt und zu sagen haben, statt sie sofort zu beurteilen.
Darum geht es auch in diesem Buch: Respektvoll und offen mit Menschen umzugehen, die aus diesem oder jenem Grund am Rande der Gesellschaft leben und oft übersehen werden.
Mit „Septemberblues“ hat die Autorin ihnen eine Stimme gegeben.
Vielen Dank dafür!