Eoin McNamee

 3,5 Sterne bei 42 Bewertungen
Autor von Requiem, Blau ist die Nacht und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Eoin McNamee ist ein irischstämmiger Autor. Der Autor widemet sich derzeit vor allem Jugendbüchern, war zuvor aber als Drehbuchautor tätig. McNamee stand schon für viele Literaturauszeichnungen auf Long und Shortlists. Heute lebt der Autor in Co Sligo.

Alle Bücher von Eoin McNamee

Cover des Buches Requiem (ISBN: 9783423249416)

Requiem

 (29)
Erschienen am 01.12.2012
Cover des Buches Blau ist die Nacht (ISBN: 9783423261111)

Blau ist die Nacht

 (6)
Erschienen am 24.06.2016
Cover des Buches Belfaster Auferstehung (ISBN: 9783499223334)

Belfaster Auferstehung

 (4)
Erschienen am 01.01.1998
Cover des Buches Blue Tango (ISBN: 9783833300202)

Blue Tango

 (2)
Erschienen am 01.03.2005
Cover des Buches Kreis der Fünf: Die Verschwörung (ISBN: 9783426283578)

Kreis der Fünf: Die Verschwörung

 (0)
Erschienen am 02.04.2012
Cover des Buches The Ultras (ISBN: 9780571221752)

The Ultras

 (1)
Erschienen am 07.04.2005
Cover des Buches The Blue Tango (ISBN: 9780708947098)

The Blue Tango

 (0)
Erschienen am 15.04.2003

Neue Rezensionen zu Eoin McNamee

Cover des Buches Blau ist die Nacht (ISBN: 9783423261111)
HarIequins avatar

Rezension zu "Blau ist die Nacht" von Eoin McNamee

Mörder mit Milchbart
HarIequinvor 7 Jahren

Ein Wort um „Blau ist die Nacht“ zu beschreiben: Verwirrung. Pure Verwirrung.

Zugegeben ist es wohl zum Teil auch mein Fehler, da der Roman der 3. Teil der „The Blue Trilogy“ ist und ich die beiden Vorgänger noch nicht gelesen habe.

Die Reihe behandelt reale Mordfälle aus Irland, die entweder ungelöst blieben oder bei denen es juristische Fehler gab. Was zur Verwirrung beiträgt ist die Tatsache, dass es reale Fälle sind und sie somit nicht unbedingt logisch erscheinen, wie es beispielsweise bei fiktiven Thrillern der Fall wäre. Das Buch basiert zwar auf wahren Ereignissen, liest sich aber wie ein Roman oder ein Krimi.

Hier geht es konkret um die Familie Curran und ihre Verwicklung in 2 Mordfälle. Der erste Mord geschah an der Katholikin Mary McGowan, die von Robert Taylor erstochen wurde. Obwohl sie ihn vor ihrem Tod noch identifizierte und es eindeutige Beweise gegen ihn gab, wurde er nie verurteilt. Richter bei diesem Prozess ist Lance Curran, der mit seiner Strafforderung an der Jury scheitert. Einige Jahre später wird seine Tochter Patricia Curran tot aufgefunden und ein Unschuldiger dafür verurteilt. Durch das Buch führt Ferguson, der Assistent von Lance Curran.

Der erste Mordfall scheint sehr klar, der zweite ist allerdings sehr verworren:

„Taylor hatte er nie mit dem Mord in Verbindung gebracht. Nie war ihm in den Sinn gekommen, dass Taylor oder ein anderer Mann, den er nicht kannte, irgendein Feind von Curran, sich zwischen den Bäumen versteckt und Patricia aufgelauert haben könnte. Jetzt schien es so wahrscheinlich wie alles andere auch. Taylor. Doris. Cutbush. Curran.“ (S. 264)

Viele Tatverdächtige, viele Motive und doch kein Ergebnis. Sowohl die Familie Curran (v.a. Mutter Doris) wird verdächtigt, zum anderen wird einem auf den letzten Seiten nochmal ein neuer Tatverdächtiger präsentiert. Zwischendurch wird übrigens auch noch „Jack the Ripper“ hineingeworfen, um die Verwirrung komplett zu machen.

Alles in allem sind beide Mordfälle einfach unbefriedigend, da sie zu keiner Auflösung kommen. Da sie real sind, kann ich dies natürlich nicht negativ bewerten, man sollte sich auf ein sehr frustrierendes Lese-Gefühl einstellen. Auch war mir nicht immer klar, was Fiktion des Autors ist und was der Realität entspricht.

Das einzige Manko für mich war der teilweise anstrengende Schreibstil und die ständigen Zeitsprünge (manchmal nicht einmal mit Jahreszahl gekennzeichnet). Zudem gibt es sehr viele Personen auf  wenig Seiten, dass ich schnell durcheinanderkam (aber wie angemerkt: ich kenne die Vorgänger nicht). Sprachlich hält der Autor sich eher nüchtern und sachlich.

Alles in allem hat mich „Blau ist die Nacht“ doch schnell in seinen Bann gezogen und ich habe vermutlich noch länger daran zu nagen. Auβerdem schafft McNamee es, eine ganze Bandbreite von Emotionen zu wecken (wenn auch eher negative). Man bleibt mit einem Gefühl von Unzufriedenheit zurück und das ist auch schon der Geniestreich: die Authentizität und Realität der realen Ermittler und aller Beteiligten. Die beiden Vorgänger werde ich mir schnellstmöglich besorgen, denn McNamee hat mich wirklich gepackt.



Cover des Buches Blau ist die Nacht (ISBN: 9783423261111)
SitataTirulalas avatar

Rezension zu "Blau ist die Nacht" von Eoin McNamee

Der ungelöste Mord an Patricia Curran
SitataTirulalavor 8 Jahren

"Nimm es, wie du willst, Harry. In dieser Angelegenheit hat sowieso der Pöbel das Sagen. Der Pöbel hat immer das Sagen." 
"Richter und Geschworene etwa nicht?" 
"Du bist ja ein richtiger Komiker, Harry. Wusste ich gar nicht. Dein Sinn für Humor ist mir bis jetzt entgangen."


Im Belfast der späten vierziger Jahre wird eine Katholikin brutal überfallen. Bevor sie ihren schweren Verletzungen erliegt, kann sie den Täter identifizieren: ein Protestant. Für Richter und Anwälte scheint klar zu sein, dass es in dem brodelnden Pulverfass, das Belfast zu jener Zeit ist, höchstens zu einem Schauprozess kommen wird. Doch für Staatsanwalt Lance Curran ein Mord ein Mord. Selten ist die Beweislage so eindeutig und er sieht nicht ein einen solchen für politisches Kalkül ungesühnt zu lassen. Damit bringt er viele Menschen, auch hohe Tiere, gegen sich auf. Jahre später wird seine Tochter Patricia ermordet. Zwar wird für diesen Mord jemand verurteilt, doch Harry Ferguson, seinerzeit Currans rechte Hand, glaubt, dass mehr dahinter steckt und rollt Jahre nach Patricias Tod alles noch einmal auf.

Eigentlich dachte ich, es ginge in diesem Buch primär um die Geschichte der Ermordung Patricia Currans, eine schreckliche Bluttat, die sich 1952 tatsächlich ereignet hat. Ian Hay Gordon wurde dafür verantwortlich gemacht und verurteilt, allerdings wurde sein Urteil Jahrzehnte später aufgehoben. Somit gilt der Fall Patricia Curran noch immer als ungelöst. Ungelöst bedeutet aber nicht, dass es nicht die wildesten Spekulationen gibt, bis zum heutigen Tag. Ungereimtheiten im Hinblick auf den Fund der Leiche und das Verhalten ihrer Familie haben Stimmen laut werden lassen, die mutmaßen es wäre ihre eigene Mutter gewesen, deren schwierige Beziehung zu Patricia ein offenes Geheimnis war. Wieder andere vermuten, dass es ein politischer Gegner ihres Vaters gewesen sein könnte, oder aber jemand, den Lancelot Curran ins Gefängnis gebracht hat.
Eoin McNamee hat sich dieses ungelösten Falles angenommen und ihn und all diese wilden Vermutungen in "Blau ist die Nacht" aufbereitet. Hierfür hat es aber nicht gereicht, dass er bloß Patricias Geschichte erzählt hat. McNamee fängt Jahre vor ihrer Ermordung an und zwar mit dem oben bereits erwähnten Prozess gegen den Mörder von Mary McGowan, mit dem Lance Curran sich ebenso viele Feinde gemacht wie er Bewunderer gewonnen hat. Zentrale Figur dieser Aufarbeitung der vergangenen Ereignisse ist Harry Ferguson, der zum Zeitpunkt des McGowan-Falls Currans rechte Hand war und auch Patricia nahe stand. Jahre danach lässt ihn ihr Tod noch immer nicht los und er versucht noch einmal alle Puzzleteilchen zusammen zu suchen und die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Natürlich ist McNamees Lösung des Ganzen ähnlich allen Geschichten, die uns den wahren Jack the Ripper präsentieren wollen - nichts weiter als Spekulation. Aber McNamee hat ja auch einen Roman geschrieben und keinen Tatsachenbericht. Nach einem etwas verwirrenden Anfang habe ich schnell in die Geschichte hinein gefunden, nach und nach fügten sich die losen Enden zu einem Ganzen zusammen. Der Schreibstil, der mit wenigen Worten viel rüberzubringen weiß, hat mir sehr gut gefallen und passte perfekt in diese düstere, politisch-religiös wie emotional aufgeladene Geschichte.

"Blau ist die Nacht" hat mich als Urlaubslektüre nach Schottland begleitet und war trotz der atemberaubenden Landschaft draußen binnen weniger Tage regelrecht verschlungen. Ein kleines Manko bildete für mich der Einstieg in die Geschichte, der mich völlig verwirrt hat, aber das Gesamtbild ist trotzdem ein überaus positives. Deshalb gibt es von mir vier Blümchen.

Cover des Buches Blau ist die Nacht (ISBN: 9783423261111)
Gulans avatar

Rezension zu "Blau ist die Nacht" von Eoin McNamee

Abgründe in Nordirland.
Gulanvor 8 Jahren

Wo war das Blut gewesen? Siebenunddreißig Messerstiche. Es hätte auch im Wagen sein müssen, auf ihrer Kleidung, aber als Ferguson frühmorgens zum Tatort kam, war nirgends Blut. […]
Die Currans und ihre Taschenspielertricks. Gegenstände und Menschen tauchten auf und verschwanden. Patricias Juliet-Kappe, ihre Mappe und ihre Bücher am Rand der Zufahrt zwischen den Bäumen. Die Liste mit den Telefonverbindungen jener Nacht wie vom Erdboden verschluckt. Patricia tot. Gordon und Doris hinter Schloss und Riegel. Eine Darbietung wie im Varieté. Schwerer Vorhang, Drehbühne und Curran als zylindertragender Conférencier. (S. 176-177)

Nordirland 1949: In Belfast beginnt der Prozess gegen den Frauenmörder Robert Taylor. Ankläger ist Generalstaatsanwalt Lancelot Curran, der unbedingt ein Todesurteil erreichen will. Auf der Tribüne sitzt sein Adlatus Harry Ferguson, den allerdings anderes umtreibt, denn eine Verurteilung Taylors könnte die unruhige Lage in Nordirland verschärfen. Ferguson wird zudem abgelenkt von Currans 16jähriger koketter Tochter Patricia, die neben ihm den Prozess verfolgt und dafür die Schule schwänzt.

Drei Jahre später wird Patricia Curran mit 37 Messerstichen ermordet auf der Einfahrt zum elterlichen Landsitz „The Glen“ aufgefunden. Die Ermittlungen verlaufen dubios, als Täter wird Iain Hay Gordon verurteilt, offensichtlich ein Sündenbock. Harry Ferguson lässt der Tod Patricias nicht los und er forscht zehn Jahre später immer noch nach dem wahren Mörder.

Nordirland habe ich mit Adrian McKinty als Setting entdeckt. Autorenkollege Eoin McNamee wurde mir schon mal empfohlen, aber erst jetzt habe ich erst geschafft, ihn mit seiner Neuerscheinung „Blau ist die Nacht“ zu lesen. McNamee stammt aus der kleinen Stadt Kilkeel im äußersten Südosten Nordirlands. Aufmerksamkeit über die britischen Inseln hinaus bekam er erstmals mit seinem Debütroman „Resurrection Man“ (dt. „Belfaster Auferstehung“) in den 1990ern. Das vorliegende Buch bildet eine Trilogie mit den Romanen „The Blue Tango“ und „Orchid Blue“ (dt. „Requiem“). Verbindendes Element dieser Romane: Staatsanwalt bzw. Richter Lancelot Curran und seine Rolle in den bedeutendsten nordirischen Kriminalfällen nach dem 2.Weltkrieg bis Anfang der 1960er Jahre, u.a. der Mord an Currans Tochter Patricia.

Denn eine Gemeinsamkeit haben McKinty und McNamee auf jeden Fall: Sie vermischen Fakten und Fiktion. Während McKinty das auf hartgesottene, aber charmante, popliterarische Weise tut und die Troubles direkt und offensiv einbaut, ist McNamee sehr viel feingliedriger, figurenbezogener und lässt die gesellschaftlichen Probleme mehr im Hintergrund bedrohlich mitschwingen.

„Er kommt ungeschoren davon, oder?“ „Wie kommst du darauf?“
„Wegen der Leute, die hier das Sagen haben. Sie werden nicht zulassen, dass einer der ihren für sowas verurteilt wird.“
„In manchen amerikanischen Bundesstaaten kommt ein Weißer nicht an den Galgen, wenn er einen Schwarzen ermordet hat. In manchen Gegenden gilt so etwas als geringfügiges Vergehen.“
„Die werden es hier genauso halten. Vielleicht sollte ich sagen: Ihr werdet es genauso halten.“
„Bin ich denn einer von denen, Esther?“
„Aber natürlich, Harry.“ (S.34)


McNamee verwendet zwei reale Kriminalfälle in seinem Roman: Den Mord an Mary McGowan im April 1949 mit dem folgenden Prozess mit dem Angeklagten Richard Taylor und den Mord an Patricia Curran im November 1952. Die Verbindung zwischen beiden Taten ist der General Attorney Lancelot Curran, ein ehrgeiziger, kühler Mann, Oranier und ein Spieler. Er weiß, dass ein Todesurteil gegen den Protestanten Taylor für den Mord an einer Katholiken der Funken für das Pulverfass Nordirland sein kann, trotzdem legt er es darauf an. Weniger um der Gerechtigkeit, als um des Spiels Willen. Seine rechte Hand Ferguson (der eigentliche Protagonist des Romans) hingegen glaubt, dass ein Freispruch Taylors für die meisten Beteiligten - inklusive sich selbst - das Beste wäre (und da ist er nicht der Einzige). So zieht er an einigen Fäden und besticht unter anderem den Vorsitzenden der Geschworenen, um den Prozess zu seinen Gunsten zu beeinflussen. In diesen Abschnitten ist der Roman ein spannendes Gerichtsdrama, in dem aber immer wieder Verknüpfungen zum zweiten späteren Fall auftauchen.

Die Ermordung von Patricia Curran ist bis heute einer der größten, ungelösten Kriminalfälle Nordirlands. Im Roman verdreht Patricia, die frühreife, unangepasste Tochter des Staatsanwalts, Ferguson den Kopf, so dass dieser noch in den 1960er Jahren nachforscht. Unter anderem bei Doris Curran, die nervlich angeschlagene Mutter der Toten. Aufgewachsen als Tochter des Leiters einer Nervenheilanstalt, steht sie in ihren Wahnphasen heute noch in Kontakt zu Thomas Cutbush, immerhin einer auf der langen „Jack The Ripper“-Verdächtigenliste. Doris wurde kurz nach dem Mord in eine Heilanstalt eingewiesen und hatte ein extrem angespanntes Verhältnis zu ihrer Tochter. Überhaupt waren die Familienverhältnisse der Currans ziemlich heikel. Auch der Vater und der Bruder, der sein Jurastudium für ein Laufbahn als katholischer (!) Priester aufgibt, spielen eine merkwürdige Rolle beim Auffinden der Leiche. Der Autor verwebt beide Geschichten mit zahlreichen Zeitwechseln und -sprüngen, manchmal auch innerhalb eines Abschnitts und taucht immer tiefer in die Abgründe seiner Figuren ein.

„Blau ist die Nacht“ hat mich ungemein fasziniert. McNamee spinnt ein enges Netz zwischen den Figuren, verbindet mühelos zwei reale Fälle zu einer fiktiven, intensiven Geschichte. Es ist oberflächlich ein Whodunnit, die Suche nach dem Mörder von Patricia Curran. Aber gleichzeitig ein hintergründiger Noir über eine korrupte Justiz, gesellschaftliche und familiäre Abgründe und verschiedene Facetten der Psychose. Für mich eines der Highlights in diesem Jahr.

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