Cover des Buches Das Schneemädchen (ISBN: 9783499258220)
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Rezension zu Das Schneemädchen von Eowyn Ivey

Berührende Geschichte über Träume, die sich erfüllen

von Aleshanee vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Wunderschöner Roman im kalten Norden, bei dem man nie so wirklich Realität und Fiktion auseinanderhalten kann: warmherzig und berührend 4.5*

Rezension

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Aleshaneevor 6 Jahren
Realität oder Fiktion? Traum oder Wirklichkeit? Mit diesen Wahrnehmungen spielt die Autorin auf eine sehr sanfte und sensible Weise, die einen perfekten Kontrast zu der harten und rauen Umgebung im unwirtlichen, kalten Norden Alaskas ergibt.

Mabel und Jack, ein Paar, das auf eine ganz besondere Art mein Herz verzaubert hat, denn wäre ich ihnen tatsächlich begegnet, glaube ich nicht, dass sie mir auf den ersten Blick sympathisch gewesen wären. Sie sind sehr ungewöhnlich, auch wenn ihr Charakter viel Persönlichkeit widerspiegelt, die man vielleicht auch in Details von sich selber kennt. Trotz ihrer eigenwilligen Art hab ich sie aber im Lauf der Geschichte ins Herz geschlossen.
Sie haben keine Kinder, was für Jack, aber vor allem auch für Mabel ein extremer "Makel" ist. Der Sinn ihres Lebens bleibt ihr verwehrt und sie überredet Jack, einen Neuanfang in Alaska zu wagen. Ein Leben zu zweit, ein einfaches, karges Leben, aber etwas, das ihnen beiden gehört.

Dabei läuft nicht alles so, wie sie es sich vorgestellt haben. Denn auch wenn Mabel vor allem vor der ständigen Konfrontation mit der schwangeren Verwandtschaft und mitleidigen Blicken flüchtet, nimmt sie ihre unerfüllte Sehnsucht mit in die Einsamkeit der kleinen Hütte. Kontakt haben die beiden kaum zu den anderen wenigen Bewohnern der nicht weit entfernten Stadt Alpine und so schleicht sich immer mehr Schwermut in ihre Herzen, was sie voreinander aber nicht zugeben können. Vor allem die Unfähigkeit der beiden, aufeinander zuzugehen und sich zu öffnen, was sich zwar zu dieser Zeit sicher häufig in Ehen abgespielt hat, aber sicher heute auch noch oft der Fall ist, war irgendwie tragisch und berührend.
Gerade diese Atmosphäre der Melancholie hat die Autorin wirklich wunderbar getroffen und mit leisen, intensiven Tönen in Bilder verwandelt. Obwohl diese Geschichte das langsame Tempo braucht und auch perfekt zum Schauplatz und den Gegebenheiten passt, hätte ich mir manchmal ein etwas schnelleres Vorankommen gewünscht.

Das Schneemädchen ist eine wirklich wundervolle Idee, bei der man nie wirklich weiß, wie real sie tatsächlich ist. Dieses Mädchen, dass den Winter liebt und sich nur im Schnee zuhause fühlt, die sich scheinbar ohne Probleme in der Wildnis zurechtfindet und sich nur den beiden alten Eheleuten zeigt. Die Autorin hat hier einen guten Kniff angewendet, denn die Dialoge mit ihr werden nie in Anführungszeichen gesetzt, als ob sich diese Gespräche nur in Köpfen abspielen würden. Aber lasst euch hier selbst überraschen, wie sich das alles auflösen wird.
Ihre Begegnung belebt jedenfalls das triste Dasein von Jack und Mabel, die sich fast schon in ihrer Hoffnungslosigkeit verloren hätten. Die Sinnlosigkeit und das Gefühl, des Lebens müde zu sein, scheint wie weggewischt, aber sie haben noch viel durchzustehen, denn das Schneemädchen hat seine Geheimnisse, die eine gewisse Magie oder Mystik beinhalten. Ein altes, russisches Märchen spielt dabei eine große Rolle und ich bin beim Lesen oft geschwankt, wie nah die Ereignisse an der Wirklichkeit sind.

Erzählt wird die Geschichte hauptsächlich aus Jack und Mabels Perspektive, wobei man ziemlich genau ihre Ängste und Hoffnungen spürt und wie sie sich trotz aller Widrigkeiten durch ihre Liebe immer wieder zusammenraufen. Hier wird sehr schön deutlich, wie man ungeachtet der Meinungsverschiedenheiten, den gereizten Stimmungen oder auch dem mürrischen Schweigen zusammenwachsen kann, wenn man alles gemeinsam durchsteht.

Ein wirklich besonderes Buch, in dem die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Glauben verschwimmen und einem bewegende Momente beschert, die mich mit den Figuren hautnah mitfühlen ließen.

© Aleshanee
Weltenwanderer
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