Rezension zu Vereinigung der Gegensätze und Eine ganz persönliche Relativität von Erez Majerantz
Zwei sehr kurze, aber dennoch komplexe Kurzgeschichten
von tob82
Kurzmeinung: Zwei sehr kurze, aber dennoch komplexe Kurzgeschichten
Rezension
tob82vor 7 Jahren
Erez Majerantz: "Vereinigung der Gegensätze" und "Eine ganz persönliche Relativität". Zwei Geschichten
978-1535576512, Dionysus Verlagswesen
Taschenbuch, 21 Seiten
Das kleine Büchlein im Broschüre-Format enthält zwei Geschichten auf 21 Seiten. Diese sind also sehr kurz, aber inhaltlich dafür sehr komplex. Beide scheinen mir zur Gattung der Kurzgeschichten zu gehören, denn sie besitzen folgende Merkmale (Wikipedia "Kurzgeschichte"): 1. Die Geschichte soll in einem Leseakt gelesen werden können. 2. Die Aussage des Textes ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich und vieles muss vom Leser durch Lesen zwischen den Zeilen und Verknüpfen von Handlungen erschlossen werden (Eisbergmodell).
In "Vereinigung der Gegensätze" scheint es um den einzigen Überlebenden einer (militärischen?) Katastrophe zu gehen. Dieser wendet sich der Religion zu und entwickelt sehr fundamentalistische Einstellungen. Schmerz und Selbstkasteiung stehen für ihn im Mittelpunkt. Ein zentraler Begriff der Geschichte ist der der "Entladung". Der Begriff "Überlebensschuld-Syndrom" kommt mir hier in den Sinn. Er kommt zur Erkenntnis, dass alle Dinge nur durch ihre Gegensätze bestehen können, kann sich aber nicht gänzlich von seinen auto-aggressiven "Zwängen" befreien.
In "Eine ganz persönliche Relativität" geht es auf den ersten Blick um die Schilderung eines zufälligen Treffens eines jungen Paares mit einem psyschich-kranken Kind aus drei verschiedenen Perspektiven (SIE, ER und der Junge). Auf den zweiten Blick bleiben auch nach zweifacher Lektüre viele Fragen offen: was bedeutet die Diagnose des Jungen ("dissoziative Identitätsstörung") für die Geschichte? Was hat das Zwillings-Paradoxon der Relativitätstheorie damit zu tun, dass ER und der Junge denselben Namen haben? Sind beide identisch oder vielleicht sogar alle drei nur Teilpersönlichkeiten einer einzigen Person? Ist vielleicht die ganze Welt nur eine Spaltung eines einzigen göttlichen Bewusstseins? Eine Geschichte, die viele Fragen aufwirft und mit den richtigen Personen sicherlich zu einem interessanten philosophisch-psychologischen Diskurs führen könnte.
978-1535576512, Dionysus Verlagswesen
Taschenbuch, 21 Seiten
Das kleine Büchlein im Broschüre-Format enthält zwei Geschichten auf 21 Seiten. Diese sind also sehr kurz, aber inhaltlich dafür sehr komplex. Beide scheinen mir zur Gattung der Kurzgeschichten zu gehören, denn sie besitzen folgende Merkmale (Wikipedia "Kurzgeschichte"): 1. Die Geschichte soll in einem Leseakt gelesen werden können. 2. Die Aussage des Textes ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich und vieles muss vom Leser durch Lesen zwischen den Zeilen und Verknüpfen von Handlungen erschlossen werden (Eisbergmodell).
In "Vereinigung der Gegensätze" scheint es um den einzigen Überlebenden einer (militärischen?) Katastrophe zu gehen. Dieser wendet sich der Religion zu und entwickelt sehr fundamentalistische Einstellungen. Schmerz und Selbstkasteiung stehen für ihn im Mittelpunkt. Ein zentraler Begriff der Geschichte ist der der "Entladung". Der Begriff "Überlebensschuld-Syndrom" kommt mir hier in den Sinn. Er kommt zur Erkenntnis, dass alle Dinge nur durch ihre Gegensätze bestehen können, kann sich aber nicht gänzlich von seinen auto-aggressiven "Zwängen" befreien.
In "Eine ganz persönliche Relativität" geht es auf den ersten Blick um die Schilderung eines zufälligen Treffens eines jungen Paares mit einem psyschich-kranken Kind aus drei verschiedenen Perspektiven (SIE, ER und der Junge). Auf den zweiten Blick bleiben auch nach zweifacher Lektüre viele Fragen offen: was bedeutet die Diagnose des Jungen ("dissoziative Identitätsstörung") für die Geschichte? Was hat das Zwillings-Paradoxon der Relativitätstheorie damit zu tun, dass ER und der Junge denselben Namen haben? Sind beide identisch oder vielleicht sogar alle drei nur Teilpersönlichkeiten einer einzigen Person? Ist vielleicht die ganze Welt nur eine Spaltung eines einzigen göttlichen Bewusstseins? Eine Geschichte, die viele Fragen aufwirft und mit den richtigen Personen sicherlich zu einem interessanten philosophisch-psychologischen Diskurs führen könnte.