Im Wesentlichen besagt die von Eric Berne begründete Transaktionsanalyse, dass die Persönlichkeit jedes Menschen drei Ich-Zustände umfasst, die sich jeweils offen oder verdeckt manifestieren können. Grob zusammengefasst handelt es sich dabei um das kindhaft-impulsiv motivierte Kindheits-Ich, das rational-analytisch geprägte Erwachsenen-Ich sowie das elterliche Verhaltensweisen und Wertesysteme imitierende Eltern-Ich.
Davon ausgehend liegt in einem nächsten Schritt die postulierte These nahe, dass Menschen nicht aufhören, Spiele zu spielen, bloß weil sie dem Kindesalter entwachsen sind. Vielmehr dienen Spiele – ungeachtet ihrer vielfach destruktiven Natur – dazu, den Alltag zu strukturieren und Sicherheit zu vermitteln.
Nach einer allgemeinen Einführung in die Eckpfeiler der Transkationsanalyse geht Berne dementsprechend dazu über, die gängigsten und am besten erforschten "Gesellschafts-"Spiele zu beschreiben und zu analysieren. Er teilt diese in Lebens- (beispielsweise "Alkoholiker"), Ehe- ("Wenn du nicht wärst"), Party- ("Ist es nicht schrecklich"), Sex- ("Frigide Frau"), Räuber- ("Wie komm' ich hier raus") und Doktorspiele ("Psychiatrie").
Allen Spielen gemein ist, dass wir sie im Rahmen unserer Erziehung erlernt haben und uns durch sie auf unterschiedlichen Ebenen Befriedigung verschaffen. Um den Spielkreislauf zu durchbrechen, ist eine sogenannte Antithese vonnöten, eine Weigerung des Partners, die vorgesehene Rolle im Spiel zu übernehmen – beziehungsweise die Bewusstmachung und aktive Unterbrechung seitens des Initiators und Hauptakteurs.
Ein abschließendes Kapitel ist schließlich den "guten Spielen" gewidmet, die konstruktiver Natur und folglich psychiatrisch kaum behandelt und erforscht sind. Ein anschauliches Beispiel hierfür wäre "Hilfreiche Hand", in dem mehrere Spieler wetteifern, wer am meisten hilft oder spendet.
Obwohl sich "Spiele der Erwachsenen" vorrangig an Psychotherapeuten richtet, ist es so verfasst, dass auch interessierte Laien in die Transaktionsanalyse von Spielen eintauchen können. Die notwendigen Grundlagen – Ich-Zustände, Formen der Transaktion, Strukturierung der Zeit, Natur der Spieler, Paradigmen, Ebenen des Nutzens – werden prägnant, aber ausreichend erläutert, die Beschreibung der Spiele ist bildlich und verständlich.
Viele Spiele, insbesondere aus dem nicht-klinischen Bereich, hat man selbst bereits erlebt, hier stellt sich oftmals ein interessanter "Aha"-Effekt ein, sobald Berne die Hintergründe und zugrundeliegenden Motive bestimmt.
Nichtsdestotrotz empfinde ich "Spiele der Erwachsenen" eher als Nachschlagewerk, die durchgängige Lektüre erfordert ein großes Maß an Konzentration, um die einzelnen, teilweise ähnlichen Spiele voneinander abzugrenzen und die häufigen Querverweise richtig zuzuordnen.
Das Buch fokussiert jedenfalls nicht auf Handlungsempfehlungen für Laien, die im Alltag mit Spielen konfrontiert sind, sondern soll meiner Ansicht nach eher ein Bewusstsein für das Vorhandensein entsprechender Tendenzen schaffen und so verstärkt das Erwachsenen-Ich von Spielern und Mitspielern aktivieren.
Ein zusätzlich interessanter Aspekt liegt sicherlich darin begründet, dass "Spiele der Erwachsenen" in den 1960er Jahren erschienen ist und sich so gesellschaftspolitische wie therapeutische Entwicklungen deutlich abzeichnen.
Dafür vergebe ich 3,5 Sterne.
Eric Berne
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Eric Berne
Spiele der Erwachsenen
Was sagen Sie, nachdem Sie » Guten Tag « gesagt haben ?
Spielarten und Spielregeln der Liebe
Transaktionsanalyse der Intuition
Die Transaktionsanalyse in der Psychotherapie
Sprechstunden für die Seele
Spiele Der Erwachsenen
Struktur und Dynamik von Organisationen und Gruppen - Reihe : Geist und Psyche
Neue Rezensionen zu Eric Berne
Wie spießig ist die Ehe?
Eric Berne hat es sich nie leicht gemacht als Lehrer, auch nicht als er in den 60iger Jahren an der Universtität mit den Ideen seiner Studenten der "freien Liebe", des meditativen Strömens und Karma-Diskussionen konfrontiert wurde.
Warum suchen wir Intimität und was ist es, das verschmilzt ... diesen Fragen geht Berne sehr diszipliniert und von einem psychologischen Standpunkt aus nach. Als Reaktion auf die Diskussionen seiner Studierenden, als jemand der das Wort ergreift in einer verklemmten Erwachsenenwelt. Dabei besticht auch dieses seiner Bücher durch die Sprache, die er verwendet: klar, freundlich, wegweisend.
Besonders ergriffen hat mich die ethische Klärung der Liebe zu unseren Kindern. Was am Marienbild ist morphologisch allübergreifend und warum kann man in Indien im Ashram keinen Frieden finden, wenn unweit der Tore Kinder verhungern. Berne in Bestform!
Wer gewinnt beim sozialen Spiel, wer verliert? Und ist der Verlierer nicht häufig genug derjenige, mit dem höchsten Spielgewinn? Solch unbequeme Fragen beantwortet Berne in diesem Klassiker der Sozialwissenschaft in höchst übersichtlicher Weise! Auch für nicht Berne-Fans ein Standardwerk! Lesen und nicht verwirren lassen: Berne ist das Original. Viele (auch Harris) haben sich seines Konzeptes angenommen. Sicher einer der schwächsten Texte Bernes, dafür aber klar strukturiert und für jedermann verständlich!
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