Rezension zu "Die Banditen." von Eric J.: Hobsbawm
Hobsbawm schreibt nicht über das Banditentum, was einem zunächst als erstes durch den Kopf flirrt, wenn man den Begriff liest. Ihm geht es vielmehr um das Banditentum, was mit dem Anspruch, soziale Ungleichheiten auszugleichen, sein Handeln begründet, also den klassischen Robin Hood. Dass sich ein renommierter Historiker dieser „Randerscheinung“ widmet, ist überraschend; denn selbst ich dachte zunächst, es handelt sich bei den Banditen um den klassischen Wegelagerer, der zum eigenen finanziellen Vorteil andere bei Nacht und Nebel überfällt. Statt dessen breitet Hobsbawm in sehr ansprechender, flüssiger und gut verständlicher Sprache ein Kaleidoskop interessanter Fakten aus: zunächst definiert er den kuriosen Gegenstand seiner Arbeit, das Sozialbanditentum, was er bereits im späten Mittelalter in den „Raubrittern“ sehen will. (Inwieweit wir es hier bereits mit einem „Sozialbanditen“ zu tun haben, sei einmal dahingestellt, denn m.E. waren Raubritter verarmte Adelige, die sich durch Raubzüge eine eigene ‚Sozialversicherung‘ zu sichern suchten, nicht jedoch allgemeine Armut bekämpfen wollten.) Später untersucht er die Gesellschaftsstruktur im Banditentum, also wer wurde eigentlich Bandit, wie entstand die Tugend vom „edlen“ Räuber. Im Besonderen geht er auf die Heiducken ein, ein Volksstamm, der – so Hobsbawm – sich ähnlich der „Sozialbanditen“ betätigte. Kulturgeschichtlich ein Nischenthema, für den begeisterten Konsumierer kulturgeschichtlicher Werke sicher ein kleiner Geheimtipp (auch mit einigem Unterhaltungswert).