Cover des Buches Büchergrüfte (ISBN: 9783650400215)
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Rezension zu Büchergrüfte von Eric W. Steinhauer

Ein literarisches Kuriosum

von rumble-bee vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Auf jeden Fall ein originelles Sachbüchlein. Eher wissenschaftlich-plaudernd geschrieben. Teils zäh. Ein kleines Kuriosum eben.

Rezension

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rumble-beevor 9 Jahren
Normalerweise bin ich nicht dafür, Cover, Layout und Typographie in einer Rezension zu erwähnen. Aber hier macht das absolut Sinn. Das Büchlein ist sehr liebevoll gestaltet, sehr hochwertig, elegant und eben auch morbide. Das unterstreicht seine Aussage sehr wirkungsvoll. Schwarzer Einband mit düster-blutroter Schrift (interessante Grammatik im Untertitel übrigens). Sehr schön lesbare Schrifttype, handliches Format. Dickes Papier. Wiederum blutrote (!) Zwischenüberschriften. Lesebändchen! Und sehr stimmungsvolle Illustrationen: Totenschädel, Fledermäuse, Ratten und Kerzen im ganzen Buch.

Wer nun aber eine durchgängige Gruselgeschichte erwartet, der wird enttäuscht. Ich glaube vielmehr, dass sich der Autor hier ein privates Vergnügen gegönnt hat, das in Fachkreisen nicht unbedingt ernst genommen wird. Denn erstens kommt der Autor im ganzen Buch überhaupt nicht vor, mit keiner Zeile. Man erfährt überhaupt nichts (!) zu seinem Hintergrund. Das wusste ich nur durch die Ausschreibung zum Gewinnspiel. Zweitens ist das Büchlein in einem kuriosen Plauderton geschrieben, der halb wissenschaftlich, halb belehrend ist. "Wie wir sehen werden", "es soll hier gezeigt werden"... Das sind genau die Formulierungen, die man mir im Studium eingebläut hat. Fragt sich, welche Leserschaft der Autor im Sinn hatte... das ist mir absolut nicht klar.

Der Inhalt ist teilweise schon recht interessant. Ich hätte beispielsweise nicht gewusst, dass es Mumien in Bibliotheken, Menschenhauteinbände, Seuchenparagraphen oder Krankheitserreger in und an Büchern gibt. Dann wieder gleitet der Autor ein wenig vom morbiden Thema ab, und es liest sich eher wie eine literaturwissenschaftliche Abhandlung: die Entwicklung des Buchdrucks und des Bibliothekswesens stehen dann im Vordergrund. Teils ist die Argumentation pro Kapitel wirklich recht weit hergeholt.

Wirklich gut fand ich persönlich eigentlich nur die Abschnitte zum Thema "Vampirismus in der Literatur", sowie die morbiden Aspekte des Büchersammelns. Da habe ich mich selber wiedererkannt. Nett war auch, dass in einem späten Kapitel ein wenig feine Selbstironie anklingt - als nämlich der Autor zugibt, dass wohl auch sein Werk bald vergessen werden wird, gemessen an der literarischen Gesamtproduktion.

Was ich insgesamt zu dem Büchlein sagen soll - da bin ich ein wenig ratlos. Es ist für mich ein kleines Kuriosum gewesen, das zwar nicht der unterhaltsamen Aspekte entbehrt, das für mich aber als Ganzes schwer einzuordnen ist.
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