Cover des Buches October Baby (ISBN: 9781433678479)
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Rezension zu October Baby von Eric Wilson

Rezension zu "October Baby" von Eric Wilson

von SiCollier vor 11 Jahren

Rezension

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SiColliervor 11 Jahren
Manchmal ist alles, was wir tun können, darauf zu vertrauen, daß Not ein Weg zum Frieden ist. (S. 96) Meine Meinung Das müßte das erste Mal ein, daß ich den „Roman zum Film“gelesen habe, bevor ich den Film sah. Die Co-Autorschaft von Theresa Preston, die auch am Drehbuch beteiligt war, hat sich auf dieses Buch sehr positiv ausgewirkt. Denn im Gegensatz zu „Liebe braucht Helden“, dem Roman zu „Fireproof“ vom gleichen Autor, bietet dieses Buch deutlich mehr als der Film. Nämlich genau das, was ich von so einer novelization erwarte: nicht nur die Handlung nacherzählen, sondern weitere Einblicke in Hintergründe der Handlungweisen und Gedankenwelt der Figuren. Beides bietet dieser Roman, und ich bin bei einigen Szenen gespannt, wie man das im Film dargestellt hat, was man zwar in einem Buch beschreiben, in Bildern jedoch eigentlich nicht ausdrücken kann. Zu Beginn erleben wir einen Tag in einer Abtreibungsklinik, und es ist klar, womit dieser beendet wird. Dabei kamen mir die Abläufe sowie Denkweise und Einstellung des dortigen Personals sehr bekannt vor. Kein Wunder, in Francine Rivers Buch „Der die Schuld vergibt“ wird eine ebensolche Klinik beschrieben - aus eigener Erfahrung. „Das ist einfach nur Gewebe, mit dessen Entfernung sich eine Menge Geld verdienen läßt.“ Das ist die Einstellung dort. Aber als Hannah dann da ist, muß die Krankenschwester feststellen, daß das falsch ist. Es ist mitnichten „nur Gewebe“ - es ist ein Mensch, ein lebensfähiges Baby, was da zur Welt gekommen ist. Die - zwölf und neunzehn Jahre - späteren Ereignisse zeigen, welche Folgen dieser Tag für einige der Beteiligten haben wird. Für die Krankenschwester, für einen jungen Polizisten, für die Adoptiveltern. Und womit die Hauptbeteiligte Hannah, die Überlebende des Abtreibungsversuchs, schließlich zurecht kommen muß. Das Buch ist gut und flüssig lesbar geschrieben. Nachdem ich mich eingelesen hatte, habe ich teilweise eine Lesegeschwindigkeit fast wie bei einem deutschen Buch erreicht. Die Personen konnte ich mir gut vorstellen; sie sind in meinem Kopf zum Leben erwacht. Ich bin gespannt, inwieweit das Kopfkino mit dem tatsächlichen Film übereinstimmt. Etwas irritiert hat mich, daß Hannah an manchen Stellen so sehr „unter der Fuchtel“ ihres Vaters Jacob stand. Lt. Wikipedia wird man in North Carolina, wo die Handlung angesiedelt ist, mit 18 volljährig. Aber vermutlich liegt das daran, daß sie noch zuhause wohnt und ihre Eltern das Studium finanzieren. Allerdings ist Jacob sehr kontrollierend, diesem Kontrollzwang zu entfliehen ist sicherlich nicht einfach. Hannah gerät in einen inneren Konflikt, denn ihre Adoptiveltern haben sie ein Leben lang belogen. Wie sehr, kommt erst im späteren Verlauf der Handlung ans Tageslicht. Ihre eigene Mutter wollte sie nicht, wollte sie töten. Warum lebt sie überhaupt? Hat sie überhaupt einen Platz in dieser Welt? Die psychischen Probleme, die die Eröffnung der Umstände ihrer Geburt für Hannah nach sich ziehen, wie auch die für ihre Kindheit und Jugend beschriebenen Alpträume, konnte ich sehr gut nachvollziehen. Auch ihre Verunsicherung, ihre Wut und die Konsequenzen, die sie aus den Entdeckungen zog, waren in sich schlüssig und folgerichtig. An manchen Stellen hätte ich fast eine härtere Reaktion von ihr erwartet, aber so schnell kann man aus seiner Haut wohl denn doch nicht heraus. Im Verlauf des Buches tauchen einige weitere Probleme auf, so daß sich manche zunächst unverständliche Handlungsweise später in völlig anderem Licht darstellt. Die Beschreibung der Mutter und ihrer psychischen Probleme stimmt übrigens mit vielen weiteren Schilderungen dieser Art überein. Ich denke da etwa an Moya Brennan, die in ihrer Autobiographie über ihre Abtreibung schreibt, oder auch Francine Rivers, die in ihren Büchern eigene Erfahrungen mit dem Thema verarbeitet. Entgegen der Hoffnungen, Wünsche und Wollen der Abtreibungsbefürworter wurde der Film zu einem Überraschungserfolg. Das Buch, wie naturgemäß auch der Film, bezieht eindeutig Stellung und zeigt die Folgen der lebensverachtenden Einstellung „das ist nur Gewebe, das man entfernen kann“ auf. Es regt zum Nachdenken an, ob denn der Mensch wirklich dazu berufen ist zu entscheiden, welches Leben lebenswert ist - und welches nicht. Immer wieder geschieht es, daß Babys die Abtreibung überleben; wer Belege sucht, möchte den passenden Suchbegriff in eine große Suchmaschine eingeben. Das lieferte mir dieser Tage ca. 102.000 Ergebnisse. Die hier im Buch erzählte Geschichte mag Anstoß sein, sich mit dem Thema, wie auch der damit verbundenen Thematik Schuld und Vergebung, auseinanderzusetzen. Ich wünsche dem Buch eine weite Verbreitung. Kurzfassung Hannah hat ihre eigene Abtreibung überlebt. In einer teils schmerzlichen Reise begibt sie sich auf die Suche nach ihrer Herkunft und dem ihr zustehenden Platz im Leben. Anm.: Die Übersetzung des Zitats aus dem Englischen stammt von mir. Diese Rezi habe ich vor dem Ansehen des Filmes geschrieben. Das Buch erscheint im März 2013 im Brunnen-Verlag in deutscher Übersetzung.
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