Erich Buchholz

 5 Sterne bei 2 Bewertungen

Lebenslauf

Erich Buchholz, Jahrgang 1927, geboren und aufgewachsen in Berlin, Jura-Studium an der Humboldt-Universität von 1948 bis 1952, danach dort wissenschaftlicher Assistent, Promotion (1953) und Habilitation (1963), seit 1965 Professor, von 1966 bis 1989 Dekan der Juristischen Fakultät bzw. Direktor der Sektion Rechtswissenschaft der HUB. Seit 1990 als Rechtsanwalt tätig. Prof. Dr. Erich Buchholz publizierte unzählige Fachbeiträge im In- und Ausland und Lehrbücher. In der edition ost erschienen von ihm »Unrechtsstaat DDR? Rechtsstaat BRD?« (2006), »Anspruch und Wirklichkeit. Wie der Bundesbürger den Rechtsstaat erlebt« (2010) und »Gerechtigkeit sieht natürlich anders aus« (2012).

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Erich Buchholz

Neue Rezensionen zu Erich Buchholz

Cover des Buches Das DDR-Justizsystem (ISBN: 9783939828945)
Heike110566s avatar

Rezension zu "Das DDR-Justizsystem" von Erich Buchholz

Rezension zu "Das DDR-Justizsystem" von Erich Buchholz
Heike110566vor 11 Jahren

Immer wieder wird heutzutage behauptet, die DDR sei ein Unrechtsstaat gewesen, wo Willkür gegenüber der Bevölkerung an der Tagesordnung war und wo der Bürger kein Mitspracherecht bei der Gestaltung des Lebens hatte. Dass all dies Unsinn ist, weist dieses Buch anhand zahlreicher Belege eindrucksvoll nach.
Das Buch verzichtet auf Polemik, ist keine Apologie des Gewesenen, sondern es ist eine wissenschaftlich-methodische Analyse der Justizsysteme der DDR und der BRD.
Der vollständige Titel des Buches, "Das DDR-Justizsystem - das beste je in Deutschland?", ist zwar ambivalent, nimmt einerseits eine Wertung vor, eine Fragestellung, die suggerieren könnte, dass der Analyst voreingenommen ist, andererseits ist es aber durchaus eine Fragestellung, die man als Ausgangspunkt nehmen kann, wenn die Analyse dann dennoch offen erfolgt und nicht nur einseitig nach genehmen Belegen für diese Frage sucht.
Professor Erich Buchholz wurde 1927 geboren, studierte von 1948 bis 1952 Jura an der Humboldt-Uni Berlin, wurde damals noch nach dem auch in der SBZ und der DDR geltenden bürgerlichen Recht ausgebildet, arbeitete aktiv an der Entwicklung und späteren Weiterentwicklung des Justizsystems der DDR mit und arbeitet seit Oktober 1990 als Rechtsanwalt, insbesondere als Strafverteidiger, in Berlin.
Als erstes betrachtet der Jura-Professor auf etwa 140 Seiten das Justizsystems der BRD, das uns ja bis heute begleitet und in der Kontinuität seit der Gründung des Deutschen Kaiserreiches 1871 steht. Sehr akribisch und detailliert werden dabei alle Justizbereiche, die das bürgerliche deutsche Justizsystem aufzuweisen hat, beleuchtet. Alles wird ausgiebig durch Faktenmaterial überprüfbar nachgewiesen und auch, bei Bedarf, im umfangreichen Anmerkungsapparat erläutert.
Danach wird etwa genauso umfangreich und methodisch hochwertig das DDR-Justizsystem betrachtet. Es stand nicht mehr, nach der sozialistischen Umgestaltung, in der alten bürgerlichen Tradition, sondern war völlig andersartig aufgebaut und gestaltet. Auch die Funktionsträger in dem neuen System unterschieden sich, trotz der gleichen Berufsbezeichnung, drastisch von ihren Kollegen in der BRD. Das beginnt schon damit, dass in der DDR der Beruf des Rechtsanwalts, finanziell betrachtet, nicht gerade lukrativ war. Da die Gesetze so formuliert waren, dass sie von jedem normalgebildeten Menschen voll verstanden wurden, war kein Bedarf für diesen Berufsstand in größerem Umfang vorhanden. Auch war die Inanspruchnahme des DDR-Justizsystems von der untersten Gerichtsebene bis zur obersten fast völlig kostenfrei und die Formalitätsansprüche, an zB Anträge an das Gericht, gering und damit bürgerfreundlich. Oder: Richter und Schöffen wurden für alle Gerichtsebenen gewählt. Auf der untersten Ebene, den gesellschaftlichen Gerichten (Konfliktkommissionen in den Betrieben, Schiedskommissionen in den Wohngebieten) direkt von den Menschen bzw. für die höheren Ebenen (Kreisgerichte, Bezirksgerichte, Oberstes Gericht der DDR) durch die Volksvertretungen (Kreistage, Bezirkstage, Volkskammer).
Interessant, was die demokratische Gestaltung des Staates betrifft, ist auch, dass die DDR der einzige deutsche Staat bislang ist, in dem die Bürger über ihre Verfassung abstimmten. Dies geschah in der DDR 1968. Und ein zweiter gravierender Unterschied: Die DDR-Verfassung war unmittelbar geltendes Recht. Der Inhalt der Verfassung konnte im Grunde auf jeder Justizebene geltend gemacht werden. Deshalb war ein spezielles Verfassungsgericht auch nicht notwendig. Auffällig ist, dass dieses geltende Verfassungsrecht auch ein stabiles war. Die DDR besaß im Laufe ihrer 40-jährigen Existenz drei Verfassungen (1949, 1968, 1974). Anders als in der BRD wurde die Verfassung der DDR zwischendurch (bis Ende 1989) nicht laufende Meter durch die Herrschenden geändert. In der BRD wird die Verfassung den Gesetzen angepasst und nicht anders herum wie in der DDR, wo die Verfassung als geltendes Recht, die Gesetze der Verfassung folgen mussten.
Und auch das materiell geltende Recht war einfach und für jedermann verständlich in der DDR formuliert. Anders als der Paragraphen-Wirrwarr mit dem wir im heutigen Rechtssystem der BRD konfrontiert sind und die ständig Anpassungen und Änderungen unterliegen (sodass man nie genau weiß, was gerade rechtens ist), waren in der DDR die Gesetze über viele Jahre stabil. Es gab die Verfassung, ein Strafgesetzbuch, ein Zivilgesetzbuch, ein Arbeitsgesetzbuch und ein Familiengesetzbuch. Damit war im Grunde alles Relevante abgedeckt. Als Bürger der DDR fand man das Betreffende dann schnell in den entsprechenden Büchern, die es in vielen Haushalten gab bzw kostengünstig in jeder Volksbuchhandlung bei Bedarf zu kaufen waren.
Die Andersartigkeit des DDR-Justizsystems, zu dem der BRD, macht einen direkten Vergleich fast unmöglich. Der "Versuchs eines Vergleichs", wie es der Autor nennt, findet dann auch nur auf fünf Buchseiten statt und fasst eher nur nochmal die entscheidenden Gestaltungsmerkmale jeweils zusammen. Die letztendliche Beantwortung der Ausgangsfrage, siehe kompletter Buchtitel, liegt beim Leser.
Das Buch ist das erste, dass sich ausgiebig der Justizsystemanalyse der beiden deutschen Staaten annimmt. Die Betrachtung von Inhalten einzeler Gesetze bleibt hier außen vor und wartet noch auf eine nähere wissenschaftliche Betrachtung. Auch in Hinblick welche Gesetze mehr im Sinne der Masse der Bevölkerung waren/sind. Dieses Buch ist praktisch der erste Teil, der die Grundlagen und Rahmenbedingungen betrachtet, zu einer solchen Gesamt-Analyse, die sicher sehr umfangreich und interessant werden würde. Allerdings bezweifle ich, dass da sich jemand in naher Zukunft herantraut, denn der Paragraphenwald des bürgerlichen deutschen Rechts ist wohl selbst für viele Anwälte und Juristen kaum durchschaubar und nachvollziehbar.

Kommentare: 4
Teilen
Cover des Buches hat aufgeschrieben (ISBN: 9783939828686)
Heike110566s avatar

Rezension zu "hat aufgeschrieben" von Jupp Mallmann

Rezension zu "hat aufgeschrieben" von Jupp Mallmann
Heike110566vor 12 Jahren

Mein "Buch des Monats" im Monat März:

JUPP MALLMANN: hat aufgeschrieben
(Verlag Wiljo Heinen Berlin, 2011, Autobiographie)

Warum ist diese Autobiographie eine wirklich höchst wichtige und äußerst interessante Lektüre?
Jupp Mallmann ist ein Mensch wie viele andere. Kein Politiker in Nadelstreifen, der dem Volk etwas vorGAUCKelt. Das Buch besticht nicht durch große Schreibgewandtheit oder besondere rhetorische Akrobatik, sondern durch einfache und klare Formulierungen, die für jeden nachvollziehbar sind.

Wer ist Jupp Mallmann?
- geboren 1925 in einem streng katholischen Elternhaus, entsprechend aufgewachsen und erzogen
- ab 1940 sowjetische Kriegsgefangenschaft, erste Berührung mit der kommunistischen Idee (kannte bis dahin nicht einmal Heinrich Heine)
- 1945 Rückkehr nach Düsseldorf und Eintritt in die FDJ und die KPD
- 1951 wird die FDJ in der BRD verboten (ist es bis heute auf dem Gebiet der Alt-BRD)
- 2.11.1953 bis 2.12.1954 Einzelhaft, ohne Prozess, in BRD-Kerkern. Vorwurf: Hochverrat.
- 24.05.1956 Zustellung der Anklage an Jupp Mallmann. Vorwurf: Hochverrat. (An dem Prozess konnte Jupp Mallmann aber nicht teilnehmen, da er sich zu diesem Zeitpunkt bereits in der Illegalität befand)
- 17.08.1956 Verbot der KPD - Um der erneuten Verhaftung zu entgehen, geht Jupp Mallmann in die Illegalität, welche 12 Jahre, bis April 1968, andauerte und während dieser gesamten Zeit stand er auch auf den Fahndungslisten der bundesdeutschen Polizei.
- 1968 Mitbegründer der DKP
- seitdem: Kampf für Aufhebung des KPD-Verbots und Kampf für eine menschliche Gesellschaft

1956 wurde Jupp Mallmann wegen Hochverrat angeklagt - was hat man ihn konkret vorgeworfen?
Hier ein paar Zitate aus der 89-seitigen Hochverrats-Anklage gegen Jupp Mallmann:
"für die Errichtung eines einheitlichen, unabhängigen, demokratischen Deutschland, mit dem Ziel eines baldigen Abschlusses eines gerechten Friedensvertrages und des Abzugs aller Besatzungstruppen in kurzer Zeit" (S. 20 der Anklageschrift)
"gegen die Aufstellung einer Söldnerarmee, für die Aufklärung der Jugend, damit sie es ablehnt, im Interesse ausländischer Imperialisten ihr Blut auf den Schlachtfeldern gegen andere Völker zu vergießen" (S. 23 der Anklageschrift)
"Mallmann ist bereits vorbestraft." (S. 5 der Anklage) (Die Vorstrafe, die einzige er hatte, denn ansonsten war er nur ohne Gerichtsverfahren inhaftiert: 50 DM wegen illegalen Plakatierens für die FDJ)

Eine wirklich empfehlenswerte Lektüre, die aufklärt über die angeblich demokratischen Verhältnisse in der BRD. - Und die Lebenserlebnisse Jupp Mallmanns sind heute leider auch immer noch bzw wieder möglich. Die Ernennung des eingefleischten Kommunisten- und Fortschrittsdenker-Hassers Gauck zum Bundespräsidenten durch die Kapitalistische Einheitspartei Deutschlands (bestehend aus den Sektionen CDU, CSU, SPD, Grüne und FDP) zeigt, dass das Kapital un deren Marionetten die Stellschrauben noch weiter anziehen möchten. Es wird Zeit das das Finanzkapital gestoppt wird, bevor noch schlimmeres droht! - Dazu kann dieses Buch, dass ein Stück Aufklärung ist, einen Beitrag leisten. Deshalb ist es mein Buch des Monats und meine Empfehlung zur Lektüre in diesem Monat.

Kommentieren
Teilen

Gespräche aus der Community

Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Community-Statistik

in 3 Bibliotheken

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks