Erich Fried

 4,5 Sterne bei 404 Bewertungen
Autor von Gedichte, Es ist was es ist und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Erich Fried war ein österreichischer, am 6. Mai 1921 in Wien geborener österreichischer Lyriker, Essayist und Übersetzer. Er verstarb am 22. November 1988 in Baden-Baden und gilt als einer der Hauptvertreter der politischen Lyrik während der Nachkriegszeit. Als Übersetzer mehrerer Autoren ins deutsche wurde er vor Allem für seine Übersetzungen zu William Shakespeare gelobt. Er ist Sohn einer jüdischen Familie und besuchte das Gymnasium Wasagasse am Alsergrund. 1938 starb sein Vater an den Folgen eines Verhörs durch die Gestapo, weshalb Fried über Belgien nach London auswanderte und für viele Jahre dort lebte. Dort gründete er die sogenannte Emigrantenjugend, eine Selbsthilfegruppe mit dem Ziel, durch Nationalsozialisten gefährdete Personen nach England zu bringen. Er durchlebte viele Gelegenheitsjobs und schrieb schließlich für mehrere Zeitungen, war auch 16 Jahre Kommentator des "German Service" der BBC. In London wurde er außerdem Mitglied von Young Austria, dem freien deutschen Kulturbund und im kommunistischen Jugendverband, dem er wegen der stalinistischen Tendenzen später wieder entsagte. 1944 fand seine Hochzeit mit Maria Marburg, von der er sich 1946 bereits wieder trennte und Nan Spence-Eichner heiratete, statt und sein Sohn Hans wurde geboren, außerdem erschien sein erster Gedichtband "Deutschland" im Exilverlag des österreichischen PEN-Clubs. Mit Nan Spence-Eichner hatte er zwei Kinder, sie verließ ihn aber 1962 wieder und er heiratete 1965 Caterine Boswell und besaß mit dieser drei Kinder, darunter auch zwei Zwillinge. Er war zudem seit 1963 Mitglied der Gruppe 47, wie die Teilnehmer eines deutschsprachigen Schriftstellertreffens genannt wurden. Nach seiner Arbeit beim BBC widmete er sich vermehrt schriftstellerischen und politischen Tätigkeiten und trug seine Gedichte vermehrt bei Veranstaltungen der 68er Bewegung vor. 1977 erhielt er einen Lehrauftrag an der Universität Gießen, war aber stets umstritten auf Grund seiner politischen Meinungen und wurde sogar einst vom Berliner Polizeipräsidenten nach einem Artikel in der Zeitschrift "Der Spiegel" wegen Beleidigung angeklagt. Nicht zuletzt durch ein ihn begünstigendes Gutachten Heinrich Bölls wurde er freigesprochen. 1979 veröffentlichte er sein Buch "Liebesgedichte", welches zu einem der erfolgreichsten Lyrikbände der Nachkriegszeit in Deutschland wurde, woraufhin viele weitere Gedichtbände folgten. Im Jahre 1982 erlangte er erneut die österreichische Staatsbürgerschaft, besaß aber dennoch die britische, in deren Besitz er seit 1949 war. Er verstarb am 22. November 1988 in Baden-Baden an Darmkrebs und wurde in London beigesetzt.

Alle Bücher von Erich Fried

Cover des Buches Gedichte (ISBN: 9783423122566)

Gedichte

 (94)
Erschienen am 01.04.1997
Cover des Buches Es ist was es ist (ISBN: 9783803131188)

Es ist was es ist

 (58)
Erschienen am 15.03.1996
Cover des Buches Als ich mich nach verzehrte (ISBN: 9783803111197)

Als ich mich nach verzehrte

 (29)
Erschienen am 15.07.1990
Cover des Buches Unter dem Milchwald (ISBN: 9783150079300)

Unter dem Milchwald

 (19)
Erschienen am 01.01.1998
Cover des Buches Ariel (ISBN: 9783518013809)

Ariel

 (10)
Erschienen am 15.02.2005
Cover des Buches Gründe (ISBN: 9783803111111)

Gründe

 (7)
Erschienen am 15.05.1989
Cover des Buches Porträt des Künstlers als junger Hund (ISBN: 9783596113637)

Porträt des Künstlers als junger Hund

 (6)
Erschienen am 01.06.1995
Cover des Buches Mitunter sogar lachen (ISBN: 9783803126436)

Mitunter sogar lachen

 (6)
Erschienen am 17.08.2010

Neue Rezensionen zu Erich Fried

Cover des Buches Klartext (ISBN: 9783803133052)
O

Rezension zu "Klartext" von Erich Fried

Klare Worte mit Tiefe
Oktaviavor 5 Monaten

Das Buch war ein Spontankauf auf der Leipziger Buchmesse. Weder sagte mir der Autor noch der Verlag etwas. 

Gefunden habe ich eine wahre Perle. Als erstes möchte ich die wundervolle, wertige Aufmachung hervor heben. Der Einband besteht aus dicker Pappe, bezogen mit einem Strukturpapier. Auch die einzelnen Seiten sind aus dickem Papier. Es fühlt sich toll an, dieses Buch in der Hand zu halten und darin zu blättern.

Ich kannte im Moment des Kaufes Erich Fried nicht. Zu Hause habe ich stärker mit ihm auseinander gesetzt und das Buch wird nicht das letzte sein, welches ich von ihm erworben habe.

Wie immer bei Gedichtbänden ist auch hier das eine oder andere dabei, wo bei mir Fragezeichen zurück blieben. Aber das muss ja auch so, oder? Generell musste ich Lächeln, Schlucken, Stirnrunzeln, Nicken, Innehalten, ... .

Ich kann diesen Band nur empfehlen. Es gibt aus der Reihe auch noch weitere Gedichtbände zu anderen Schwerpunkten, z. B. Liebe.


Kommentieren
Teilen
Cover des Buches Höre Israel (ISBN: 9783939710400)
Ingrid_Menzels avatar

Rezension zu "Höre Israel" von Erich Fried

Gedichte gegen das Unrecht
Ingrid_Menzelvor einem Jahr

Diese bemerkenswerte Neuauflage des Gedichtbandes "Höre, Israel!" liegt uns seit April 2021 durch den Hamburger Verlag "Theorie und Praxis!" vor, anlässlich des 100. Geburtstages von Erich Fried. Der Gedichtband  erschien ursprünglich im Jahre 1974, wurde 1983 erweitert herausgegeben und ist auch heute noch aktueller denn je. 

Erich Fried (1921 in Wien bis 1988 in Baden-Baden) gilt neben Hans Magnus Enzensberger als Hauptvertreter der politischen Lyrik im Nachkriegs-Deutschland und war gleichzeitig Essayist und Übersetzer.  Er verstand sich zeitlebens als ein Schriftsteller, der gegen Faschismus, Rassismus, Unterdrückung und Vertreibung unschuldiger Menschen anschreibt. Er veröffentlichte, neben einigen Prosatexten, allein 37 Gedichtbände, deren zentrale Themen die Kritik am Vietnamkrieg, an der Palästinapolitik Israels und an den deutschen Zuständen der Adenauerzeit sind. Er trat bei unzähligen Friedens- und Protestveranstaltungen auf und geriet dadurch in den Ruf eines Unruhestifters und Störenfrieds. 

Wolfgang Popp, Literaturwissenschaftler, Germanist und Friedensaktivist,  verfasste folgendes Statement zu diesem Band;

Die Gedichtsammlung "Höre, Israel!" (1974) löste in Israel und auch in der Bundesrepublik heftige Diskussionen aus, in denen Fried vor allem vorgeworfen wurde, sich als Jude nicht zum Staat Israel zu bekennen, jüdischen Selbsthass zu pflegen oder gar einem verborgenen Antisemitismus anzuhängen. In der Einleitung setzt er sich ausführlicher mit den Vorwürfen auseinander: „Seit dem Judenmord des Hitlerfaschismus hat in Westeuropa ein begreifliches kollektives Schuldgefühl oft dazu geführt, dass man sich jede Kritik an Juden verbietet, wobei man noch dazu Juden und Zionisten meist kurzerhand gleichsetzt. Ich aber empfinde außer Solidarität mit allen unschuldig Verfolgten und Benachteiligten auch etwas wie Mitverantwortlichkeit für das, was Juden in Israel den Palästinensern und anderen Arabern tun; auch für das, was sie in aller Stille jenen Juden antun, die dagegen kämpfen und protestieren … Mein Wirkungsbereich ist durch meine deutsche Muttersprache bestimmt, aber das Schicksal der Juden ist mir keineswegs gleichgültig. Ich hoffe sogar, auch ohne jüdisches Volksbewusstsein oder israelisches Nationalgefühl, sozusagen nebenher, ein besserer Jude zu sein als jene Chauvinisten und Zionisten, die, was immer ihre Absicht sein mag, in Wirklichkeit ihr Volk immer tiefer in eine Lage hineintreiben, die schließlich zu einer Katastrophe für die Juden im heutigen Israel führen könnte. Auch dagegen möchten – durch Warnung vor dem Irrweg und durch allerlei Informationen – diese Gedichte kämpfen.“ 

Die Irrwege spricht er dann im Gedicht Höre Israel sehr konkret an:

„…ich spreche als einer von euch/ der auch Irrwege kennt// In den Gaskammern und in den Öfen/ wo eure Familien vergingen/ wurden auch meine Verwandten/ vergast und verbrannt// Seither kämpfe ich gegen das/ was dahin geführt hat/ gegen die Mächte/ die Hitler zur Macht verhalfen// Sie sind noch nicht verschwunden/ von dieser Erde/ und was tut ihr?/...Ich wollte nicht/ daß ihr im Meer ertrinkt/ aber auch nicht dass andere durch euch/ in der Wüste verdursten// Als ihr verfolgt wurdet/ war ich einer von euch/ Wie kann ich das bleiben/ Wenn ihr Verfolger seid? 

Seine Klage über Israels Politik gipfelt vielleicht im Gedicht Eure Toten. Er wirft Israel seinen manipulativen Umgang  mit dem Holocaust vor und setzt die Opfer des Holocaust mit den palästinensischen Opfern der israelischen Politik gleich: ein Tabubruch sondergleichen, der ihm aggressive Reaktionen sowohl aus Israel als auch aus jüdischen Organisationen und Gruppierungen in aller Welt einbringt: Aus der Sicht der Palästinenser spricht er die Juden Israels an:

„…eure toten Eltern und Großeltern/ eure toten Brüder und Schwestern/ auf die ihr euch immer beruft/ eure Toten die euer Trumpf sind/ eure Toten für die ihr euch Geld bezahlen laßt/ als Wiedergutmachung/ sie sind nicht mehr eure Toten/ Ihr habt eure Toten verloren/ denn eure Toten/ das waren die Opfer der Mörder/ die Gerechten die Unterdrückten…Jetzt aber seid ihr Machtanbeter und Mörder geworden/ und werft Bomben auf eure Opfer wenn sie sich wehren/ Ihr vertreibt die Machtlosen aus ihren niederen Hütten/ Ihr kommt rasselnd in rasenden Panzern/ Ihr laßt das Sprühgift/ aus euren Flugzeugen regnen/ nieder auf unsere Felder/ und euer Napalm auf unsere Frauen und Kinder…Eure Toten sind nun zu Gast bei unseren Toten." 

Erich Frieds Gedichte sind auch heute noch äußerst aktuell und verleihen Zuversicht und Vertrauen in die Widerständigkeit, die nötig ist, um gegen Apartheid, Rassismus, imperialistische Gewaltherrschaft und Krieg vorzugehen, ganz im Sinne von Hannah Arendts (Publizistin und politische Theoretikerin) tatkräftigem Zitat: "Kein Mensch hat das Recht, zu gehorchen." 

Kommentieren
Teilen
Cover des Buches Ariel (ISBN: 9783518013809)
Angelsammys avatar

Rezension zu "Ariel" von Sylvia Plath

Die tragische Königin!
Angelsammyvor 3 Jahren

Mit 30 Jahren nahm sich die amerikanische Lyrikerin und Prosaautorin Sylvia Plath 1963 in London das Leben mit Gas. Als ob das nicht schon tragisch genug wäre, überschattet ihr Ehedrama mit dem englischen Dichter Ted Hughes und ihr Suizid ihren Nachruhm bis heute. Leider hat Hughes viele ihrer originalen Tagebücher vernichtet bzw. verändert ( zensiert ), so daß wohl die authentische Stimme Sylvias für immer perdu ist. Wer war die unverfälschte Sylvia? Niemand kann das mehr sagen. Ihre Tochter Frieda Hughes war noch zu klein, ebenso Sohn Nicholas. Tragischerweise hat er sich vor einigen Jahren, als der Vater bereits verstorben war, sich ebenfalls dem Freitod hingegeben. 

Sylvia litt ohnehin ihr kurzes Leben hindurch an Depressionen von manchmal maligner Prägung. Schon als Kind wollte sie sterben. Der frühe Tod ihres heißgeliebten Vaters Otto Plath war gewiß nicht förderlich für ihre eigene Genese. Er war deutschstämmig und Mutter Aurelia besaß österreichische Wurzeln. 

In ihrem autofiktionalen Buch "The Bell Jar" hat sie ihr Leben und Traumata bis zu ihrer damaligen Gegenwart aufgearbeitet und das war ihr Durchbruch. Sie verfasste auch sehr schöne Kurzgeschichten und ein nicht unwesentlicher Teil ihres Ruhmes gründet auf ihrer Lyrik, die man zum Untergenre Bekenntnisdichtung zählt, weil der Poet/in seine Seele nach außen zu kehren scheint. Anne Sexton zählte auch dazu und sie kannten sich. Sie beging ebenso Suizid und war von psychischen Problemen geplagt. 

Sylvia hatte mehrere Suizidversuche hinter sich, Aufenthalte in der Psychiatrie und Elektrokrampftherapie.

Die furiose Romanze und Ehe sowie das Leben in England stand unter keinem guten Stern. Ted Hughes betrog sie mit Assia Wevill, die ebenfalls verheiratet war und eine kleine Tochter, Shura, hatte. Diese beiden zogen zusammen und Sylvia ging aus dem Leben. Assia selbst tötete Shura zunächst, um sich dann auch noch das Leben zu nehmen. In diesen ganzen gesammelten Tragödien ist nur der Tod der verbindende rote Faden. Es ist wirklich erschütternd.

Diese vorliegende Ausgabe aus dem von mir heißgeliebten Suhrkamp Verlag ist bilingual, im englischen Original und von Erich Fried, selbst ein Poet, kongenial übersetzt. Es ist natürlich nicht zu hundert Prozent möglich den Geist der Poesie ohne weiteres 1 zu 1 in eine andere Sprache zu transferieren, aber Fried hat erstklassige Arbeit geleistet. 

Es sind insgesamt 40 Gedichte, darunter solch berühmte wie Daddy und Ariel. Sie verewigt in berückenden Metaphern Geburt, Unruhe, Depressionen, das Trauma fes Todes des Vaters, die Natur, Melancholie, Entfremdung, Obsessionen unter anderem mit dem Sterben, vor allem eindringlich in Madame Lazarus, Verletzungen, Befindlichkeiten, Emotionen, was es bedeutet, eine Frau in für Feminina repressiven Zeiten zu sein. 

Wie es beim Lesen von Poemen sein sollte, sollte man neben der Ratio vor allem der Intuition und den Emotionen die Zügel überlassen, denn diese erfassen schneller, während das Rationale etwas hinterherhinkt. 

Ariel ist das Magnum Opus einer zugleich Frühvollendeten und Unvollendeten. Es ist, als ob das philharmonische Orchester die Oper vor der Arie der Königin der Nacht vorzeitig abgebrochen hätte. Und Sylvia war und ist die wahre und einzige Königin der Nacht der Lyrik schlechthin.

Ich rege mich nicht.

Der Frost macht eine Blume,

Der Tau macht einen Stern,

Die Totenglocken,

Die tote Glocken.

Mit jemand ist es vorbei. 

aus "Tod & Co.

Kommentieren
Teilen

Gespräche aus der Community

Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Zusätzliche Informationen

Erich Fried wurde am 05. Mai 1921 in Wien (Österreich) geboren.

Erich Fried im Netz:

Community-Statistik

in 438 Bibliotheken

auf 21 Merkzettel

von 6 Leser*innen aktuell gelesen

von 29 Leser*innen gefolgt

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks