Cover des Buches Zu dramatischen Ereignissen (ISBN: 9783939828983)
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Rezension zu Zu dramatischen Ereignissen von Erich Honecker

Rezension zu "Zu dramatischen Ereignissen" von Erich Honecker

von Heike110566 vor 12 Jahren

Rezension

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Heike110566vor 12 Jahren
Erich Honecker war von seiner Wahl zum Ersten Sekretär des ZK der SED am 3. Mai 1971 bis zu seiner Abwahl am 18. Oktober 1989 mehr als 18 Jahre an führender Stelle im ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaat, der Deutschen Demokratischen Republik, tätig. Nach seinem Sturz wurden seine Erklärungen und seine Analysen der Situation in der DDR von den sogenannten Reformkräften und den Vertretern der Konterrevolution boykottiert. Man war nicht daran interessiert, was dieser gestandene und bewährte Kommunist zu sagen hat. Stattdessen kippte man kübelweise Dreck über ihn aus , diffarmierte und verfolgte ihn. Er wurde zum Universalschuldigen erkoren für alles, was in der DDR geschah. Und dies nicht nur von den Vertretern der Konterrevolution, sondern auch von einigen ehemaligen Kampfgefährten und Mitstreitern, die die Gelegenheit nutzen wollten, um sich selbst reinzuwaschen. Mit diesem Buch, das Erich Honecker im Moskauer Exil (1991) verfasste, nimmt der ehemalige Staatsratsvorsitzende der DDR (1976-1989) zu den dramatischen Ereignissen der Jahre 1989/90 und die Entwicklungen nach der Annektierung der DDR durch die BRD bis 1991 Stellung. Dieser einzige von Erich Honecker autorisierte Text der Zeit nach der Konterrevolution, erschien zuerst 1992 im W. Runge Verlag Hamburg und wurde nun, anläßlich des diesjährigen 100. Geburtstages von Erich Honecker am 25. August, dankeswerterweise im Verlag Wiljo Heinen erneut verlegt und so auch den Menschen in der heutigen BRD wieder zugänglich gemacht. Keineswegs stellt sich Honecker als Unschuldslamm dar. Er übernimmt Verantwortung für das, wofür er Verantwortung hatte durch seine Positionen in der SED, im Staatsrat der DDR und im Nationalen Verteidigungsrat der DDR. Und er steht auch zu seinen Fehlern und übernimmt Verantwortung für seine Fehleinschätzungen. Aber nicht nur das. Er macht auch klar, warum er bestimmte Entscheidungen traf, stellt Kontexte und auch Zwänge dar, in denen er und die DDR eingebunden waren. Und er gibt einen Ausblick auf das, was nach der veränderten Weltsituation nach den Konterrevolutionen in den sozialistischen Staaten Ost- und Mitteleuropas und nach der Annexion der DDR durch die BRD zu erwarten ist. > Mit den meisten seiner Vorhersagen behielt er dabei (aus heutiger Sicht) recht. - Naja, ist ja auch im Grunde nicht verwunderlich bei einem Mann, der konsequent die dialektisch-materialistische Methode anwendet. Aber auch diesen Text muss man im Kontext seiner Entstehung betrachten. So unterlag er leider auch hier Fehleinschätzungen, die darauf zurück zu führen sind, dass er noch nicht wissen konnte, was wir heute wissen. So schreibt er in dem Text: "Die Sowjetunion wird den Sozialismus verteidigen, das ist sie ihrer Geschichte und der Zukunft der Völker der Sowjetunion und der Menschheit schuldig." (S. 79) Leider verlief die Entwicklung dann anders. Dies aber nur deshalb, weil Honecker damals noch nicht wusste, dass der Generalsekretär des ZK der KPdSU und Vorsitzender des Obersten Sowjet der UdSSR, Michail Gorbatschow, ein Verräter war, der bewusst 1985 antrat, den Sozialismus in der UdSSR und in Europa zu vernichten. Dieses Buch ist ein zeitgeschichtlich sehr bedeutendes Buch. Es ist der einzig von Erich Honecker autorisierte Text und enthält damit die einzig autorisierte Stellungnahme des ehemaligen Staatsratsvorsitzenden der DDR zu den Ereignissen Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre. Die Veröffentlichung ist damit ein wichtiger Baustein für ein Bild über das, was diese Zeit ausmachte und auch dafür, weshalb der Sozialismus damals eine bittere Niederlage einstecken musste. Es ist ein Text, aus dem wir auch heute noch vieles lernen können.
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