Im Westen nichts Neues. Von diesem Buch hat wohl jeder schon mal gehört. Viele hatten es in der Schule als Pflichtlektüre. Ich nicht. Bei mir, in den 90ern in der ehemaligen DDR, gab es den ersten Band der Abenteuer des Werner Holt von Dieter Noll. Ein anderes Buch, ein anderer Krieg und doch sind da viele Parallelen (auch in den mir nicht bekannten zweiten Bänden), obwohl ich mich nur noch vage an das Buch erinnern kann.
Dieses bekannteste Buch von Remarque, von dem ich bereits den schwarzen Obelisken gelesen habe, welches zur Zeit der Weltwirtschaftskrise spielt, wurde mir nun für die LB-Themenchallenge 2025 als Lieblingsbuch von einer Bibliothekarin empfohlen. In meiner Onleihe gab es das Buch dann als ungekürztes Hörbuch, wirklich gut gelesen von August Diehl, als ich auf der Suche nach einem neuen Hörbuch war.
Und nun, wo fange ich mit meiner Bewertung an? Ich kann nicht sagen, dass mir das Buch gefallen hat. Es hat eine Sogwirkung. Vieles ist furchtbar zu lesen. Die Gewalt wie auch der zunehmende psychische Druck. So viele Kleinigkeiten, die nur schwer zu ertragen sind.
Geschildert wird alles von Paul Bäumer, einem Schüler, der zunächst vom Lehrer überzeugt mit seiner ganzen Klasse freiwillig in den Krieg zieht. Der schon beim Drill der Ausbildung erkennt, dass er unter falschen Prämissen Soldat geworden ist und doch begreift, dass er ohne diese Tyrannei durch die Grauen des Krieges wohl wahnsinnig geworden wäre. Der Mitschüler und Kameraden fallen sieht, der beim Heimaturlaub erkennt, dass er ein anderer geworden ist, nichts erzählen kann - vor Scham und Sprachlosigkeit, und die theoretischen Kriegsüberlegungen der daheim gebliebenen schlauen Herren als völlig realitätsfern erkennt. Der zurück an der Front seine Mitkameraden als Familie erkennt. Diese Momente, dieser Zusammenhalt, sind wie kleine Inseln der Hoffnung in einer allgegenwärtigen Tristesse. Mit Fortschreiten des Buches werden diese seltsamen schönen Momente jedoch immer weniger, das Grauen größer, die Erkenntnis um die Auswirkungen dieses Krieges immer mehr. Und das Ende des Buches bildet hierzu einen passenden Abschluss.
Dieses Buch wirkt nach. Es hat mich so manches Nachlesen lassen, auch zum Autor. Ich merke, wie es mir auch nach dem Beenden noch zusetzt. Mit einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit, des Grauens, der Angst, aber auch mit Bildern, die schwer zu ertragen, aber auch schwer zu vergessen sind.
In manchen Rezensionen ist von einer schwierigen oder anstrengenden Sprache die Rede. Das empfinde ich nicht so. Und ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass ich häufiger mal Klassiker lese. Sicher tendieren ältere Klassiker eher dazu schwieriger zu lesen zu sein, weil Sprache sich nun einmal wandelt, aber es gibt genauso auch moderne Bücher, die nicht einfach zu lesen sind. Remarque hingegen finde ich nicht schwierig, wenn auch nicht zum Weglesen. So ein Buch lässt sich von der Thematik her schon nicht einfach lesen. Im Gegensatz finde ich, dass Remarque mit seiner Sprache eine unglaubliche Eindringlichkeit erreicht. Mag sein, dass es in meinem Falle auch in Verbindungen mit der guten Lesung liegt. Zudem durchdringt das Buch - trotz allem - eine Art von Poesie. Die Gedanken des Protagonisten abstrahieren sich, gehen weiter, fast schon zur Philosophie. Gerade letzteres mag ich eigentlich gar nicht in Büchern und doch hier empfinde ich es wirklich als besonders und teilweise schön.
Aber nein, das ist kein schönes Buch. Aber es ist ein eindringliches und wichtiges Buch. Ein Buch, welches für mich nicht nur die Grausamkeit und ja auch Sinnlosigkeit von Kriegen zeigt, sondern auch, dass dann nicht Schluss ist, sondern dass hier eine Generation völlig traumatisiert wurde und dies weiter gegeben hat.
"Der Weg zurück" ist eine Art Folgeroman, in dem es um die Zeit nach dem ersten Weltkrieg geht. Um vieles, was bereits hier angedeutet wurde. Ich denke, dass ich diesen Roman gerne noch lesen würde. Aber das wird dauern. Genau wie meine Verarbeitung dieses eindrücklichen Romans.