Rezension zu Im Westen nichts Neues von Erich Maria Remarque
Give Peace a chance
von MarkusDittrich
Kurzmeinung: Leider viel zu spät für mich entdeckt. Brillant.
Rezension
MarkusDittrichvor 10 Jahren
Vorweg gesagt: Dieses Buch war schon ein Antikriegsbuch, als Hitler noch Landschaftsbildchen gemalt hat. Ein Klassiker, und zwar zu Recht, doch nicht nur das. Ich erinnere mich, als ich in den Achtziger Jahren im Zuge der sogenannten Gewissenprüfung ständig von dem Buch hörte (andere Kriegsdienst-Verweigerer haben ihre Argumente daraus gezogen; ich habe mir selbst etwas ausgedacht und durfte wiederholen, wie in der Schule...). Der anarchistische Teil von mir dachte: Hm, kann ja nix dolles sein, ein Buch so politisch korrekt, da les ich lieber Steve King oder, wenn schon, Franz Kafka. Jahre später las ich es, und es haute mich um. Das Verblüffende ist, dass die Schreibe als solche so stark ist, so widersprüchlich, so kraftvoll und stilistisch genau, dass man das "politische Programm", das gewisse Deutschlehrer da hineingelesen haben, glatt vergisst. Tatsächlich ist der Protagonist gar kein Pazifist im heutigen Sinne; um so erschreckender ist seine eindringliche Ich-Erzähler-Beschreibung von Granaten, Hunger, Filzläusen und Sinnlosigkeit, die er - übrigens meist im historischen Präsenz beschrieben - durchmacht. Fazit: Vergesst die Message, vergesst, dass das Buch ein Klassiker ist: Es überzeugt mit Leichtigkeit auch ohne diese Konnotationen und zeigt, dass Deutsche Prosa weder verstaubt noch gewollt witzig daher kommen muss. Wo sind solche Autoren heute?