Cover des Buches Marconis magische Maschine (ISBN: 9783502150084)
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Rezension zu Marconis magische Maschine von Erik Larson

Rezension zu "Marconis magische Maschine" von Erik Larson

von Kaivai vor 15 Jahren

Rezension

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Kaivaivor 15 Jahren
Im Sommer 1894 war der Ozean der elektromagnetischen Wellen so friedlich wie das Paradies vor dem Sündenfall. Kein Mensch hatte ihn jemals betreten. Der Physiker Heinrich Hertz hatte zwar einen Blick hinein geworfen und von den Wellen erzählt, aber mehr auch nicht. Doch in diesem Sommer kaufte sich ein 20-jähriger Italiener mit dem Namen Guglielmo Marconi zufällig die Zeitschrift "Il Moro Cimento" und las einen Nachruf auf Heinrich Hertz, der am 1.Januar gestorben war. Es gab schon das Kabel. Selbst im Atlantik. Durch die Kabel der Welt flogen die Nachrichten hin und her. Doch Schiffen nutzte das nichts. Von und zu ihnen führten keine Kabel. Nur 16 Jahre später, im Jahr 1910, wurde ein Mörder gejagt, der sich auf der Flucht auf einem Schiff befand. Marconis drahtloser Funk hatte sich soweit entwickelt, daß er bei dieser Jagd den entscheidenden Faktor bildetete. Dr. Crippen, der Mörder, und Marconi, der Erfinder, sind die Figuren die sich um dies Buch winden, wie zwei Lianen um einen Baum. Erik Larson, der schom mit "Isaaks Sturm" ein Meisterwerk der Zeitgeschichte geschrieben hat, gelingt es auch hier wieder, zwei verschiedene Ebenen auf einer Höhe zu jonglieren. Das ist große Kunst! Große Kunst versuchte auch Marconi. Doch er war vom Pech verfolgt. Lange dachte er, Langwellen wären der Schlüssel zum Erfolg. Mit gewaltigen Sende- und Empfangsanlagen und kilometerlangen Antennen, wollte er seine Stationen aufpeppen. Das war zwar im Sinn des Erfinders, aber im Unsinn wenns stürmte und schneite. Katastrophen folgten (erst viel später erkannte er, daß Kurzwellen effektiver waren). Marconi war kein Physiker (er verstand auch nicht recht, warum er den Pysiknobelpreis erhielt). Er durchschaute selten wirklich, was vor sich ging, wenn er experimentierte. Doch er hatte Visionen. Er war hartnäckig. Und er gelangte an Geldquellen (sein Geschäftssinn war es aber auch, der ihn vielen Menschen entfremdete). Technik und Geschäft. Das waren Marconis Prioritäten. Alles andere war sekundär. Auch die Frauen. Bei Dr. Crippen war das umgekehrt. Priorität hatten die Frauen. Seine erste Frau starb nach fünf Jahren Ehe. Bei seiner zweite Frau, die sich Cora Turner nannte und später Belle Elmore entfaltete sich ein klassischer Abgrund: er wollte sie haben und sie wollte ihn nutzen. Sie zogen nach London. Der böse Stern ihrer Ehe mit ihnen. Dr Crippen, der von allen als sehr freundlich und sanft beschrieben wurde, lernte eine andere Frau kennen. Eine, die auch sanft war. Ganz anders als die furiose Cora, die ständig und ungebremst über ihn herzog. So nahm das Drama seinen Lauf und es geschah ein Verbrechen, das die Öffentlichkeit fesselte, wie keins mehr seit Jack the Ripper. Erik Larson beschreibt dies sehr spannend. Voller Spannung ist auch die Geschichte von Marconis Erfindung. Sein drahtloser Funk entwickelte sich weiter: zum Rundfunk und zum Fernsehen und viel später dann all dies, was uns heute so alltäglich erscheint: Handys, W-LAN, GPS usw. Und das verdanken wir Marconis magischer Maschine.
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