Cover des Buches Spur der Steine (ISBN: 9783423120326)
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Rezension zu Spur der Steine von Erik Neutsch

Rezension zu "Spur der Steine" von Erik Neutsch

von Thaila vor 14 Jahren

Rezension

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Thailavor 14 Jahren
Im Mittelpunkt des Romans Spur der Steine von Erik Neutsch steht die gigantische Industriebaustelle Schkona in der DDR Ende der 50er Jahre. Auf der Baustelle arbeiten unter anderem der Zimmermann Hannes Balla, die Ingenieurin Katrin Klee und der Parteisekretär Werner Horvath, die Hauptcharaktere dieses Romans, aber bei weitem nicht die einzigen in diesem Panoramawerk, dass sich nicht nur der Thematik des industriellen Bauens widmet, sondern auch die Problematiken der Kollektivierung der Landwirtschaft beleuchtet. Vielleicht vermag kein anderes Buch ein so umfassendes Bild von der DDR-Gesellschaft 10 Jahre nach ihrer Grüdung zu geben wie Spur der Steine. Mit schonungslosem Realismus zeigt Neutsch die Probleme dieser Gesellschaft. Hannes Balla ist alles andere als überzeigt vom Arbeiter-und Bauern-Staat, den Parteiparolen steht er skeptisch gegenüber, Parteikomissaren mißtraut er rundweg. Werner Horvath ist zwar ein hervorragender Parteisekretär und überzeugter Kommunist, beginnt jedoch eine Affäre mit Katrin Klee, die er vor der Partei verheimlicht. Auch die Unsinnigkeiten der Planwirtschaft und das oft überharte, zermürbende Vorgehen der Partei verschweigt Neutsch nicht. Eine grundsätzliche Abrechnung mit der DDR ist Neutschs Buch jedoch nicht. Neutsch war (und ist) überzeugter Kommunist. Ehrlich betrachtet er das System, in dem seine Protagonisten leben, sein Roman ist jedoch von der Hoffnung getragen mit Überzeugung und Arbeit dieses System ändern zu können. Nicht ohne Grund wurde Spur der Steine mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet. Bestimmte Phrasen und Dasstellungen tragen doch deutlich propagandistische Züge. Neutschs Verdienst ist es jedoch, dass er seine Figuren nicht schwarz-weiß zeichnet. Werner Horvath hat seine Schwächen und bleibt trotzdem Sympathiefigur. Auch die eher negativen Figuren des Romans sind gut ausgearbeitet, nicht einfach "kleinbürgerliche Elemente"und "Staatsfeinde", sondern in ihren Handlungen dem Leser immer verständlich. Das macht Neutschs Roman nicht nur als Zeitdokument interessant!
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