Cover des Buches Das siebte Kind (ISBN: 9783764505042)
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Rezension zu Das siebte Kind von Erik Valeur

Sieben mal sieben....wird sehr feiner Sand...

von Floh vor 10 Jahren

Kurzmeinung: habe dieses Buch ab Seite 408 von knapp 800 Seiten vorzeitig beendet. Ich wurde nicht richtig warm, zu zäh für meinen Geschmack, schade!

Rezension

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Flohvor 10 Jahren
Teilrezension nach 408 gelesenen Seiten von knapp 800 Seiten.

Autor Erik Valeur hat mich mit seinem skandinavien Krimi "Das siebte Kind" unheimlich neugierig gemacht und mich mit der Stärke von knapp 800 Seiten schwer beeindruckt. Ich liebe umfangreiche und dicke Romane. Da kam mir "Das siebte Kind" sehr gelegen. Zudem entfliehe ich in Sachen Krimis und Romanen gerne in die skandinavischen Gefilde und mag den kühlen Schreibstil waschechter Nordlichter, so wie Erik Valeur.
Erschienen bei Blanvalet (http://www.randomhouse.de/blanvalet/)

"Keine Frau ist einfach nur...und schon gar nicht Hebammen. Ihr seid schließlich das Emfangskomitee des Lebens!" Seite 29


Inhalt:
"Sieben Waisenkinder aus Kongslund. Was ihnen angetan wurde, ist unverzeihlich. Und als würde ein Fluch auf ihnen liegen, haben sie alle schwere Schuld auf sich geladen. Marie, eines jener sieben Waisenkinder, hat den Werdegang ihrer einstigen Heimfreunde über Jahre und Jahrzehnte verfolgt. Als Erwachsene ruft sie alle zusammen. Aber will sie wirklich, dass ihnen allen endlich Gerechtigkeit widerfährt? Oder trachtet sie vielmehr einzig nach Abrechnung?"

"Nach außen war die Beziehung zwischen Vorsteherin und Pflegetochter, die mit der Zeit als ihr eigenes Kind angesehen wurde, die reinste Idylle." Seite 116

Schreibstil:
Der Schreibstil des Autors Valeur ist typisch nordisch im positiven Sinne. Erik Valeur besitzt einen ganz besonderen Stil, das zeigt sich schon nach wenigen Seiten in seinem spannenden Prolog der erste Fragen und Mutmaßungen aufwirft. Hier ist der Leser zum Mitdenken und Mithandeln animiert. Das ist spannend und macht Lust auf mehr. Es lässt sich eine vielversprechende Story erwarten. Anfangs geht es auch gründlich mit vielerlei Spannung und Spuren und Passagen weiter. Das gefiel mir alles auch noch recht gut. Aber nach vielen Seiten kommt der Autor noch immer nicht zum Kern der Handlung, bzw. zum Kern der Ermittlung. Es wird mehr und mehr zäh und vieles wiederholt sich einfach. Autor Erik Valeur beschreibt das Geschehen unterschiedlichen Standpunkten, er wechselt zwar geschickt die Perspektiven und lässt den Leser in das Leben und die Gefühlswelt der Akteure eintauchen, baut aber eher flache Spannungsebenen auf, hier gibt es wenig Spitzen, die mich zum "Durchhalten" gebracht hätten. Loben möchte ich, dass Valeur mit seiner Art des Schreibens und mit seinem feinen Händchen Bilder im Kopf des Lesers erzeugt und lebendig werden lässt. Das Geschilderte ist so nah und sehr real. Der Einstieg in das Buch ist etwas ganz Spezielles und schraubt zudem die Erwartungen des Lesers extrem hoch. Das war Valeurs Eigentor, meiner Ansicht nach. Erik Valeur trifft anfangs den Nerv der Zeit und wartet mit einem entsetzlichen Thema auf. Leider schwächelt die Umsetzung in der Spannung, so dass das Gelesene wenig Höhepunkte aufweist. Das Schriftbild ist angenehm, die Kapitel nicht allzu lang und die Wortwahl angenehm und flüssig. Keine schwere oder anspruchsvolle Kost. Auflockerung bringen die unterschiedlichen Sichtweisen und die sympathischen Charaktere, ganz der Norden.

"Wie ein Irrer tanzte er über den Bordstein, beide Hände vor das Gesicht und die Augen gepresst und schrie wie am Spieß." Seite165

Charaktere:
Der Autor Erik Valeur hat Potagonisten erschaffen, die sehr unter die Haut gehen. Hier sind es die sieben Waisenkinder, von denen wir sechs schnell kennenlernen. Das siebte Kind bleibt lange Schleierhaft und wirft Rätsel auf. Mystisch und verworren. Durch einen verheißungsvollen Brief kommt einmal jedes der damaligen Kinder die zur Adoption freigegeben waren das Wort. Wir erfahren aus den Einzelschicksalen von Damals und das Hier und Jetzt. Sehr tiefenpsychologisch geht der Autor hier vor. Hier hätte er aber ohne Probleme mehr Tempo und Schärfe einbringen können. Denn die Darstellung ist zwar aus unterschiedlichen Perspektiven und Zeiten, wirkt aber im Lesefluß zu monoton. Auch die vielen interessanten Nebenrollen sind mit viel Herz und Sinn erschaffen und bieten eine vollkommen runde Kullisse.

"Das war die letzte ausdrückliche Order an einem alten Verbündeten, ehe das Schicksal mit solcher Wucht zuschlug, wie niemand es für möglich gehalten hätte." Seite 325

Schauplätze:
Hier glänzt der Autor mit gutem Geschick, ein besonderer Pluspunkt. Denn Erik Valeur bringt viel dänischen Einfluß und Lokalkolorit in seine Handlung. Äußerst interessant und für mich eine tolle Besonderheit in dem eher langatmigem Fluß. Hier erleben wir die Zustände einiger Waisenkinder in einem Heim in Kongslund. Wir erleben, was aus den Kindern geworden ist, die heimlige Atmosphäre einer scheinbar heilen Familie, tiefe Abgründe und das entsetzliche Leben auf der Flucht vor sich selbst. Der Autor bietet nicht nur örtliche Kulissen, er bietet dem Leser auch einen Blick in die Welt von geschundenen Seelen und kranken Psychen.

Meinung:
Leider hat mich dieser Kriminalroman in vielen Punkten nicht ganz überzeugt. Auch wenn ich dicke Wälzer liebe, sollten die vielen Seiten aber auch so spannend sein, dass es nicht zur Gedultsprobe wird. Da für mich kein Ziel in Sicht war, habe ich mich schweren Herzens entschlossen das Buch vorzeitig zu beenden und bin so bis Seite 408 gekommen. Vielleicht verpasse ich das Beste? Wer weiß? Vielleicht linse ich gleich einfach in die letzten Kapitel.....
Großer Minuspunkt ist für mich die wenige Spannung, die in diesen knapp 410 Seiten, die ich gelesen habe, zu finden ist. Dadurch entstehen viele Längen und das Gelesene erscheint zäh. Der Prolog war so appetitanregend, dass sich der Autor leider ein Beinchen gestellt hat. So waren meine Erwartungen einfach zuuuu hoch, alsdass ich mich durch 800 Seiten Krimi schleppe....Für einen Krimi erwarte ich etwas mehr Tempo und Spannung, vielleicht etwas mehr Wendung und Überraschung.
Nun möchte ich natürlich auch die vielen Stärken nennen, die dieses Buch besitzt und mir große Freude bereitet hat und das Lesen für mich doch gewiss zum Erlebnis gemacht hat. Erik Valeur hat mich mit seinem talentierten und sehr angenehmen Schreibstil überzeugt und mich mehr als begeistert, er hat einfach den skandinavischen Touch. Das zeigt sich auch an den Schauplätzen, Namen und Geflogenheiten. Zudem hat er tolle Schauplätze und sehr intensiv und eindringliche Charaktere erschaffen. Eine Mischung aus Sympathie, Unverständnis, Überraschungen und Verständnis. Sehr wunderbar abgestimmt. Zudem ist der Beginn des Buches ganz besonders. Hätte Valeur seine Ideen auf weniger Seiten niedergeschrieben und weniger Nebenhandlung verwoben, wäre für mich vielleicht ein idealer Krimi entstanden, so leider nicht!

Cover / Buch:
Das Cover, so besonders wie speziell. Das Cover zog direkt meine Blicke an. Der Titel macht neugierig und der Klapptext verspricht Krimi und Ermittlungen pur! Ein Storch der Kinder bringt, oder Kinder nimmt? Es läd zu Assoziationen ein. Das mag ich.

Zum Autor:
"Erik Valeur, Jahrgang 1955, ist Mitbegründer der dänischen Månedsbladet Press, arbeitete viele Jahre in Presse und Rundfunk und erhielt für seine journalistische Arbeit zahlreiche Auszeichnungen, u. a. je zwei Mal den Cavling- und den Kryger-Preis. 2011 debütierte er mit »Das siebte Kind« als Romanautor und erhielt dafür im selben Jahr den renommierten und hochdotierten Debutantpris, den Literaturpreis der Zeitschrift Weekendavisen, 2012 den DR Romanprisen, den Harald-Mogensen-Preis und zuvorderst die Auszeichnung für den besten Spannungsroman der Skandinavischen Krimiakademie, den zuvor schon Bestsellerautoren wie beispielsweise Peter Høeg, Håkan Nesser, Stieg Larsson und Jussi Adler-Olsen erhalten hatten."

Fazit:
Der Krimi ist definitiv sehr komplex und von nordischem Flair. Man sollte jedoch in Bezug auf Spannung und Rasanz nicht zu viel erwarten, sonst droht eine Enttäuschung! Das ist das, was ich nach knapp der Hälfte berichten kann. Nur eine Teilrezension nach vorzeitigem Beenden!
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