Rezension zu "Spätes Tagebuch" von Erika Pluhar
Das Schicksal hat es nicht immer gut gemeint mit Paulina. Jedenfalls hat sie aber die große Liebe erfahren dürfen, auch wenn sie nur zeitlich begrenzt war. Noch schwerer wiegt nur noch der Verlust ihrer einzigen Tochter. Am liebsten ist sie in ihren eigenen vier Wänden, ihrem privaten Reich, in das sie nur noch ihrer portugiesischen „Zugehfrau“ Hortensia gerne Zutritt gewährt. Das Tanzen hat sie ganz aufgegeben.
Mit 70 Jahren beschließt sie, ein Tagebuch zu beginnen. Sie möchte sich in ihrem darin eigentlich auf die Gegenwart konzentrieren, stellt aber bald fest, dass diese sich nicht ohne einen Blick in die Vergangenheit erschließen lässt und auch die Zukunft irgendwie immer mitschwingt. Mancher Blick zurück ist durchaus schmerzvoll für Paulina; und auch in der Zukunft warten anscheinend nicht mehr die großen Herausforderungen.....
Erika Pluhar schreibt über eine Frau, die geradlinig ihr letztes Stück Wegstrecke gehen möchte. Sich dabei nochmals verlieben zu können, steht nicht auf ihrer Agenda. Sie wirkt etwas starrköpfig, aber man könnte auch sagen, konsequent in ihren Vorgehensweisen.
Obwohl ich keine Frau bin und auch noch keine 70 konnte ich mich sehr gut in die Gedankenwelt von Paulina hineinversetzten. Die Abschnitte führen Wochennamen, Daten sind Paulina unwichtig. Manchmal gibt es längere Lücken, bis sie sich wieder an ihren Laptop setzt. Wie viel Autobiografisches Frau Pluhar in der Geschichte verarbeitet hat, habe ich mich des öfteren gefragt.
Fazit: Die Autorin liest selber und macht das einfach vorzüglich. Man merkt, dass sie als Schauspielerin eine ausgebildete Sprechstimme hat. Durch die Hörbuchfassung wird der 5. Stern verdient.
Ungekürzte Fassung auf 5 CDs.