Erika Tophoven-Schöningh

Alle Bücher von Erika Tophoven-Schöningh

Keinen Eintrag gefunden.

Neue Rezensionen zu Erika Tophoven-Schöningh

Cover des Buches Der Beweis (ISBN: 9783492972406)
frischelandlufts avatar

Rezension zu "Der Beweis" von Agota Kristof

Geschichte eines einsamen Mannes, der sein Leben mit Beziehungen zu füllen sucht
frischelandluftvor 3 Monaten

Der zweite Teil der Trilogie, die mit „Das große Heft“ beginnt. Man kann diesen Roman für sich lesen, verliert aber eine Ebene, die sich durch das Wissen der Vorgeschichte ergibt. In beiden Fällen ist es ein guter Roman. Der Erzählstil ist sehr sachlich, schonungslos ehrlich, dadurch manchmal etwas schwierig zu lesen (weniger Szenen, die einem den Magen zusammenziehen, als im ersten Teil). Die Handlung dreht sich um den zurückgebliebenen Zwilling, seinen Umgang mit Einsamkeit und Verlust, mit anderen einsamen Menschen, wie er sich langsam ein Leben aufbaut. Der Raum, in dem die Handlung spielt, ist begrenzt auf das grenznahe Dorf. Viele Szenen spielen sich an wenigen Orten ab, das betont die Enge, die Abgeschiedenheit, auch eine Stille und Vergessenheit. Es gibt nicht viel Handlung, aber im Protagonisten verändert sich etwas, was mich als Leserin mitgenommen hat. Der dritte Band liegt schon bereit, ein unerwarteter und untypischer Pageturner.

Cover des Buches Der Beweis (ISBN: 9783492214971)
The iron butterflys avatar

Rezension zu "Der Beweis" von Agota Kristof

Ein Herz brennt...
The iron butterflyvor 9 Jahren

Wir erinnern uns: Die bisher namenlosen Zwillingsbrüder nutzten den Fluchtversuch des Vaters über die verminte Grenze, um ihre Einheit zu trennen. Der Vater wurde durch eine Mine bis zur Unkenntlichkeit entstellt, der Zwilling Claus konnte nun über den entstandenen minenfreien Korridor entkommen. Lucas kehrt ins Haus der Großmutter zurück und lebt dort recht isoliert. Sein einziger Kontakt zur Umwelt besteht lange Zeit nur darin, Joseph Obst und Gemüse aus dem Garten für den Markt mitzugeben. Aber die Einsamkeit macht Lucas zu schaffen, er vernachlässigt den Garten und würden die Tiere sich nicht lautstark bemerkbar machen, wären sie Lucas auch „abhanden“ gekommen. Er selbst ernährt sich spartanisch und selbst die wenige Nahrung, die er zu sich nimmt, erbricht er kurz nach den Mahlzeiten in den Garten. Joseph beginnt sich um Lucas zu sorgen.

Eines Tages entdeckt Lucas das Mädchen Yasmine mit ihrem Neugeborenen am Fluß und nimmt die beiden bei sich auf. Yasmine wurde von ihrer Tante verstoßen, da das Kind aus der einvernehmlichen Beziehung von Yasmine zu ihrem Vater entstammt. Der Vater selbst landete im Gefängnis. Yasmine ist nicht nur aufgrund der Trennung von ihrem Vater/Geliebten unglücklich, denn das Kind ist „verwachsen“, da Yasmine mit einem Korsett die Schwangerschaft so lange wie möglich kaschieren wollte. Lucas fokussiert sich und seine Zuneigung fortan auf das Kind, fertigt eine Wiege, besorgt ein Katzenbaby und einen kleinen Hund. Der kleine Mathias entwickelt sich dankt seiner Förderung zu einem gewieften Jungen, der an die jungen Zwillinge und ihre Cleverness erinnert. Doch eine glückliche kleine Familie entwächst dieser Notlösung nicht, denn Lucas ist unstet. Er geht Yasmine gegenüber keine emotionale Verpflichtung ein und wandert stattdessen wieder öfter durch die Stadt. Bei seinen Streifzügen lernt er die Bibliothekarin Clara kennen, die jedoch mit seiner erdrückenden Gegenwart anfangs nur wenig anfangen kann und sich bedroht fühlt. Yasmine verschwindet eines Tages und Lucas übernimmt die alleinige Fürsorge für den kleinen Mathias.

Agota Kristof setzt mit „Der Beweis“ die Geschichte der Zwillinge aus „Das große Heft“ fort. Die Erzählweise bleibt unverändert distanziert und auf das Wesentliche beschränkt und transportiert damit unendlich mehr der kargen Atmosphäre, als sie es mit ausschweifenden Beschreibungen und aufwendigen Satzgewächsen könnte. Die von Krieg und Entbehrung gezeichneten Protagonisten sind so greifbar nah und ihre Geschichten erneut schmerzhaft präzise skizziert. Ihre Verfehlungen von einer tiefen Verzweiflung geprägt, die den schleichenden Tod von Sehnsucht und die völlige Erblindung aller Träume und Hoffnungen symbolisiert. Lucas wandelt regelrecht betäubt durch seine Existenz und ist verwandelt, er ist eine stetig eiternde Wunde, die nicht heilen will. Seine tiefverwurzelte Hoffnung Claus würde zu ihm zurückkehren und ihn wieder komplettieren, lässt ihn verzweifelte Sehnsüchte entwickeln, die er auf Mathias und Clara ausrichtet.

Das Anagramm der Namen Lucas/Claus ist nur ein Hinweis auf die Verschmelzung der Brüder, die durch die Trennung einer Selbstzerstörung gleicht.

Fortsetzung folgt…“Die dritte Lüge“ liegt bereits griff- und lesebereit parat.

Cover des Buches Der Beweis (ISBN: 9783492214971)
gsts avatar

Rezension zu "Der Beweis" von Agota Kristof

Der Beweis
gstvor 10 Jahren

Der zweite Band von Agota Kristofs Trilogie lässt mich wieder mit Gänsehaut zurück. Irgendwie weiß ich nicht mehr, was Wirklichkeit und Fiktion ist. Aber genau das scheint die 1935 in Ungarn geborene und 1956 in die Schweiz emigrierte Autorin beabsichtigt zu haben.

Um das Buch wirklich genießen zu können, ist es angeraten, zuerst „das große Heft“ zu lesen. Denn der Inhalt baut auf der Kenntnis dieses Romans auf. Zwar wird im Laufe dieses zweiten Buches einiges erklärt, aber ich befürchte, dass die Geschichte weniger nachvollziehbar ist.

Da es mir nicht gegeben ist, den Inhalt so gut zusammenzufassen, wie dies zu Beginn des Buches geschieht, kopiere ich hier: „Lucas lebt allein im Haus der Großmutter, dem letzten Haus des Städtchens direkt an der Grenze. Er ist als einziger zurückgeblieben, denn die Großmutter, die Mutter, die kleine Schwester sind tot. Der Vater starb, als er versuchte, über den Todesstreifen zu fliehen. Nur Lucas Zwillingsbruder war die Flucht gelungen – und Lucas verlor den Spiegel seiner Seele.

Wir verfolgen die Geschichte einer seelischen Auflösung. Agota Kristof gibt nur deren Symptome bekannt: ein verwahrloster Garten, kurze Ohnmachtsanfälle, Erbrechen, die sauer gewordene Ziegenmilch im Spülstein. Die Welt um Lucas, seine Tiere, das behinderte Kind und dessen Mutter, die er bei sich aufnimmt, der Pfarrer, der Buchhändler Victor, schließlich Clara, die Bibliothekarin, die er auf seine besondere, bizarre Weise liebt – nichts vermag die Mauern seines inneren Gefängnisses zu sprengen, und er begeht einen tödlichen Fehler …“

Im Unterschied zum ersten Teil dieser Trilogie haben die Personen inzwischen Namen bekommen. Lucas entpuppt sich bereits mit 15 Jahren als sehr liebevoller Ziehvater für den Säugling Mathias. Dessen Mutter Yasmine geht in die „Hauptstadt“, weil es ihr in der grenznahen Kleinstadt zu eng ist (bezüglich der Örtlichkeiten bleibt die Autorin in diesem Buch weiterhin vage).

Die Lektüre zog mich als Leserin von der ersten Seite an in ihren Bann. Lucas führt das mit seinem Zwillingsbruder Claus begonnene „große Heft“ im gleichen schnörkellosen Stil weiter. So erfährt der Leser in unvergleichlich karger Sprache haarsträubende Entwicklungen.

Auch 25 Jahre nach der ersten (aus der französischer Sprache übersetzten) Auflage hat das Buch seinen Reiz nicht verloren!

Gespräche aus der Community

Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Community-Statistik

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks