Erika Tophoven

Lebenslauf

Erika Tophoven, geboren in Dessau, ist seit 1957 freischaffende Übersetzerin aus dem Französischen und Englischen. Sie übersetzte u.a. Samuel Beckett, Hélène Cixous, Agota Kristof, Nathalie Sarraute, Victor Segalen, Georges Simenon. Sie hat mehrere Bücher über Samuel Beckett veröffentlicht, mit dem sie in Paris in engem persönlichen Kontakt stand. Seit 1989 lebt und arbeitet sie in Berlin.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Erika Tophoven

Cover des Buches Comptines Französische Kinderreime (ISBN: 9783423095013)

Comptines Französische Kinderreime

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Erschienen am 01.06.2011
Cover des Buches Nursery Rhymes, Englische Kinderreime (ISBN: 9783423095006)

Nursery Rhymes, Englische Kinderreime

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Erschienen am 01.06.2011

Neue Rezensionen zu Erika Tophoven

Cover des Buches Die dritte Lüge (ISBN: 9783492972420)
KikiAnderss avatar

Rezension zu "Die dritte Lüge" von Agota Kristof

Ich fühle mich verarscht
KikiAndersvor 6 Monaten

Die ersten beiden Bände dieser Trilogie habe ich verschlungen. Ich war fasziniert und angewidert davon, was der Krieg aus den beiden Buben Lukas und Claus gemacht hat. Wie sie herzlos und verroht wurden, nur um in dieser grausamen Welt zu überleben und selbst nicht unterzugehen. Schrecklich war, dass ihre Mutter durch eine Sprengung ihr Leben verlor und die Buben sie zusammen mit dem ebenfalls getöteten Baby im Garten der Großmutter vergruben. Nach Jahren buddelten sie die Skelette wieder aus, restaurierten sie und hängten sie in ihrem Dachstübchen auf. Da, wo später auch das Skelett des kleinen verwachsenen Matias hängt, der sich umbrachte, weil er glaubte, dass Lucas ein behindertes Kind nicht lieben kann. Oder die Szene, wo der Vater, eben erst aus Kriegsgefangenschaft und Folter zurückgekehrt, vor den Buben beim Versuch, die Grenze zu übertreten, auf eine Mine tritt und in die Luft gesprengt wird. Die Kinder haben ihn vorgeschickt, wissend, dass das Terrain vermint ist.  Claus weiß nach der Detonation, wie die Linie der Minen verläuft und gelangt sicher auf die andere Seite (wohl Rumänien). Lucas bleibt in Ungarn und in einem trostlosen Leben zurück.

Und nun, in Band drei erfahre ich, dass alles Hirngespinste gewesen sind. Die Buben sind gar nicht zusammen aufgewachsen. Die Mutter erschoss den Vater, weil er am Kriegsbeginn zu seiner schwangeren Geliebten ziehen wollte. Ein Querschläger traf den vierjährigen Lucas, der von da an sieben Jahre in einem Spital lebte und sich nie ganz von der Verletzung an der Wirbelsäule erholte. Lucas wurde von der Geliebten des Vaters aufgenommen und lebte mit ihr und der kleinen Schwester, der einzige Frau, die er je geliebt hat und die er später heiraten will. Doch das wird natürlich unterbunden.

Lucas wird erst Drucker, dann Dichter und kümmert sich um die Mutter, als sie entlassen wird. Als Jahrzehnte später Claus auftaucht, verleugnet er, jemals einen Bruder gehabt zu haben.

Warum zum Teufel, macht die Autorin das? Alles was ich vorher gebangt und geglaubt habe, ist hinfällig. Ich bereue die Zeit, die ich dafür aufgewendet habe. In meiner Ausgabe ist als Titelbild ein Foto von Franz Kafka auf dem Cover. Kafkaesk wird in einer Rezension dieser dritte Band beschrieben.

Das war die erste Trilogie meines Lebens und es wird die letzte bleiben. Ich fühle mich verarscht!

Cover des Buches Die dritte Lüge (ISBN: 9783492972420)
frischelandlufts avatar

Rezension zu "Die dritte Lüge" von Agota Kristof

Gedankenspiele, die das Bedürfnis auslösen, die ersten beiden Bücher noch einmal zu lesen
frischelandluftvor einem Jahr

Im dritten Band der Trilogie wird die Geschichte aus der Sicht des Bruders begonnen, der geflohen ist, und durch seinen Bruder beendet. Auch dieser Band ist für sich alleine verständlich, eine Geschichte um zwei Brüder, die als Kinder getrennt wurden und vielleicht ist danach zuviel passiert, um wieder zueeinander zu finden. 

Wenn man aber die beiden Bände zuvor gelesen hat, wird das Buch ein faszinierendes Spiel um Wahrnehmung, Identität, Erinnerungen, Perspektiven. Alles Vorangegangene muss man infragestellen, will noch einmal gelesen werden. Das ist mir so noch in keiner literarischen Serie begegnet. Die Sprache bleibt einfach und unkompliziert, doch was die Autorin mit ihren beiden Erzählern macht, ist genial.

Cover des Buches Die dritte Lüge (ISBN: 9783492222877)
The iron butterflys avatar

Rezension zu "Die dritte Lüge" von Agota Kristof

Kafkaesk
The iron butterflyvor 10 Jahren

Bereits am Ende von „Der Beweis“ kehrt Claus in die kleine Stadt zurück. Lucas ist nach dem Tod von Mathias verschwunden und keine der Recherchen die Claus betreibt, kein Ort ihrer gemeinsamen Kindheit, den er aufsucht, keine Person, die er kontaktiert, hilft ihm wirklich weiter. Zweifel an der Historie kommen auf, Lucas/Claus…Claus/Lucas, das Verwirrspiel ist perfekt.

Zu Beginn von „Die dritte Lüge“ erzählt Claus, wie er nach längerer Zeit des Wartens, nach mehreren Verlängerungen seiner Aufenthaltsberechtigung, Krankheit und Trübsal im Gefängnis landet. Dort erinnert er sich an „seine Geschichte“, die nun eine komplett andere Version, der bisher gehörten Erzählung darstellt. Aber der Wunsch, den Bruder endlich wieder zu sehen, bleibt konstant. Als er vor seiner Ausweisung aus dem Land die Chance erhält Lucas anzurufen, wendet sich die Sichtweise erneut und Lucas kommt zum Zug. Die Geschichte, die er erzählt, ist von Sehnsüchten geprägt, Sehnsüchten und Abweisungen. Denn alle Menschen, die sich ihm irgendwann zuwandten, sei es aus Zuneigung oder nur Symphathie, wurden von ihm abgewiesen. Der Wunsch mit der Mutter vereint zu leben beherrscht Lucas total. Als es nach dem Telefonat mit Claus zu einem Treffen kommt, besiegelt Lucas/Claus das Schicksal aller mit einer Enttäuschung, die keiner verschmerzen kann. Alle Wünsche, Hoffnungen und Erwartungen an eine alle erlösende Begegnung, an die Zusammenführung, der ein halbes Leben getrennten (Zwillings-)brüder, sterben in einem Augenblick.

Agota Kristof betreibt ein intrigantes Verwirrspiel mit dem Leser, aber es dient der Veranschaulichung des Schmerzes. Die Protagonisten erleiden durch menschliche Entscheidungen und schicksalhafte Begegnungen, Verluste oder werden auf einen Weg gebracht, den sie selbst nie erwählt hätten, da er ihr Leben letzlich zu zerstören droht. Kristof erzählt von quälender Sehnsucht nach Anerkennung, Aufmerksamkeit und Zuneigung und den grausamen Folgen, die das Ausbleiben der Erfüllung verursacht. Die Protagonisten werden zu einem Symbol für Schmerz. Sie leiden an Gebrechen, die sie immer weiter nach unten ziehen. Sie lehnen helfende Hände ab, zerschneiden rettende Stricke und letztlich prallt alles an ihnen ab, die Entfremdung vollzieht sich schleichend. Am Ende ist die Erlösung nicht die Versöhnung, ein Wiedersehen, eine Umarmung oder ein klärendes Gespräch. Am Ende verstricken sich alle in ihren Lügen und bald ist nicht mehr klar, was oder wer ist/war Realität, was war Lügengebilde, was war Vision oder gar Wahn. Am Ende ist der einzige Ausweg Ruhe, die letzte Ruhe, Ruhe in einem kalten Grab.

Aussagekräftig und eindrucksvoll erzählt. Kafkaesk.

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