Die ersten beiden Bände dieser Trilogie habe ich verschlungen. Ich war fasziniert und angewidert davon, was der Krieg aus den beiden Buben Lukas und Claus gemacht hat. Wie sie herzlos und verroht wurden, nur um in dieser grausamen Welt zu überleben und selbst nicht unterzugehen. Schrecklich war, dass ihre Mutter durch eine Sprengung ihr Leben verlor und die Buben sie zusammen mit dem ebenfalls getöteten Baby im Garten der Großmutter vergruben. Nach Jahren buddelten sie die Skelette wieder aus, restaurierten sie und hängten sie in ihrem Dachstübchen auf. Da, wo später auch das Skelett des kleinen verwachsenen Matias hängt, der sich umbrachte, weil er glaubte, dass Lucas ein behindertes Kind nicht lieben kann. Oder die Szene, wo der Vater, eben erst aus Kriegsgefangenschaft und Folter zurückgekehrt, vor den Buben beim Versuch, die Grenze zu übertreten, auf eine Mine tritt und in die Luft gesprengt wird. Die Kinder haben ihn vorgeschickt, wissend, dass das Terrain vermint ist. Claus weiß nach der Detonation, wie die Linie der Minen verläuft und gelangt sicher auf die andere Seite (wohl Rumänien). Lucas bleibt in Ungarn und in einem trostlosen Leben zurück.
Und nun, in Band drei erfahre ich, dass alles Hirngespinste gewesen sind. Die Buben sind gar nicht zusammen aufgewachsen. Die Mutter erschoss den Vater, weil er am Kriegsbeginn zu seiner schwangeren Geliebten ziehen wollte. Ein Querschläger traf den vierjährigen Lucas, der von da an sieben Jahre in einem Spital lebte und sich nie ganz von der Verletzung an der Wirbelsäule erholte. Lucas wurde von der Geliebten des Vaters aufgenommen und lebte mit ihr und der kleinen Schwester, der einzige Frau, die er je geliebt hat und die er später heiraten will. Doch das wird natürlich unterbunden.
Lucas wird erst Drucker, dann Dichter und kümmert sich um die Mutter, als sie entlassen wird. Als Jahrzehnte später Claus auftaucht, verleugnet er, jemals einen Bruder gehabt zu haben.
Warum zum Teufel, macht die Autorin das? Alles was ich vorher gebangt und geglaubt habe, ist hinfällig. Ich bereue die Zeit, die ich dafür aufgewendet habe. In meiner Ausgabe ist als Titelbild ein Foto von Franz Kafka auf dem Cover. Kafkaesk wird in einer Rezension dieser dritte Band beschrieben.
Das war die erste Trilogie meines Lebens und es wird die letzte bleiben. Ich fühle mich verarscht!