Rezension zu "Zuckergussküsse: ... oder ein Mann zu Weihnachten" von Erika Walz
Zur Geschichte: Eine reichlich frustrierte Pforzheimerin Anfang Dreißig erwirbt aus ihr selbst unerfindlichen Gründen den lebensgroßen Holzhirten einer Weihnachtskrippen-Darstellung, der sich später als ein in das Holz des zur Herstellung verwendeten Baumstammes "gesogenen" Mannes aus dem siebzehnten Jahrhundert entpuppt. Sie verliebt sich spontan in dieses Idealbild eines Mannes und baut mit seiner Hilfe ein neues Leben auf.
Eine Story voller Humor, mit viel Liebe geschrieben und genau dem richtigen Quantum Romantik und Erotik.
Besonders nett ist die liebevolle Einbettung historischer Ereignisse und aktueller Eigenschaften der Stadt Pforzheim, man merkt, wie sehr die Autorin ihre Heimatstadt liebt. Außerdem ein witziges Detail: Alle im Roman erwähnten Speisen (vorwiegend Kuchen und Plätzchen) werden im Anhang noch einmal mit ihrem persönlichen Rezept aufgeführt. Lecker!
Wenn ich trotzdem nur drei Sterne vergeben mag, dann zum Einen wegen dem überaus einfachen Schreibstil, der dem Leser das harmonische Lesegefühl eines gut formulierten Textes durch die an etlichen Stellen sehr kurzen, fast atemlos aneinander gereihten Sätze verwehrt. Gedanklich bin ich hier zu meinem großen Bedauern immer wieder "gestolpert".
Weiterhin hätte die Geschichte angesichts ihrer Komplexität unbedingt mehr Raum verdient, um weniger oberflächlich die gefühlsmäßigen Höhenflüge und Abstürze der Hauptprotagonistin darstellen zu können und gleichzeitig ein paar logische Unzulänglichkeiten zu glätten - dafür war einfach kein Platz auf den knapp 200 Seiten. Sehr schade!
Vielleicht auch deswegen kam es im Text immer wieder zu Sprüngen - mal wurde das Geschehen aus der Sicht der Frau, im nächsten Satz hingegen übergangslos aus der des Mannes berichtet, mal die Gedanken des einen, dann wieder, ohne für mich erkennbare textliche Abgrenzung, die des anderen wiedergegeben, was das vergnügte Lesen weiter erschwert hat.
Zu guter letzt: Unschön sind zum Teil sinnentstellende, wilde Zeilenumbrüche, falsch gesetzte Trennstriche (vermutlich durch die Automatik bei der eBook-Erstellung) und eine, nennen wir es mal "sehr eigenwillige", Kommasetzung.
Trotzdem: ich freue mich, das Buch gelesen zu haben, und wer über die Schwächen hinwegsehen mag wird Charlene lieben!