Cover des Buches Vertrauen und Verrat (ISBN: 9783551583833)
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Rezension zu Vertrauen und Verrat von Erin Beaty

Ein Kuss von Lügen und Verrat

von MissTalchen vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Leider scheinen Authentizität bei historischen Jugendromanen out zu sein, ganz im Gegenteil zu altbekannten Klischees und Copy & Paste

Rezension

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MissTalchenvor 6 Jahren
"Mein Vater hat mir mal gesagt, dass es Tiere gibt, die sich nicht bändigen lassen. Das heißt nicht, dass sie schlecht oder böse wären, sie sind einfach nur so wild, dass sie unzähmbar sind." "Mir scheint, du siehst dich zum ersten Mal so, wie du bist."

Dieses Buch habe ich von der Buchhändlerin meines Vertrauens als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen. Damit hat sie mir eine große Freude gemacht, allein weil ich das Cover fantastisch finde, auch wenn das Buch selbst eine Enttäuschung war.

Zur Story: Als Saige zur Waise wurde, akzeptierte ihr wohlhabender Onkel sie als sein Mündel und verhinderte so ihren sozialen Untergang. Da sie nun ins heiratsfähige Alter kommt, möchte ihr Onkel sie durch eine Vermittlerin vorteilhaft verheiraten lassen. Doch Saige hat kein Interesse daran, die Frau eines unbekannten Mannes zu werden und heuert stattdessen als Lehrling bei der Vermittlerin an. Schon bald ist sie in Intrigen und politische Machtkämpfe verwickelt und hält plötzlich das Schicksal des ganzen Reiches in ihren Händen.

Meine Meinung: Das Buch erinnert allein mit seinem Setting sehr an „Kuss der Lüge“, hat also einen historischen Hintergrund und hier liegt leider auch „der Hase begraben,“ wie man so schön sagt.

Die Geschichte wird aus 3 primären Perspektiven geschildert, wobei hier und da auch kurze Kapitel aus der Sicht von Nebenfiguren eingestreut werden. Eine Identität bleibt uns allerdings bis kurz vor Ende unbekannt. Kommt uns das bekannt vor? Nein, eigentlich nicht. Ist ja nur die gleiche Idee, die schon Mary E. Pearson im oben erwähnten Buch hatte. Schon da hat mir dieser von vornherein doch sehr offensichtliche Twist nicht gefallen, wohl bemerkt.

Obwohl die Handlung durchaus interessant klingt, ist sie in meinen Augen leider nicht gut ausgearbeitet worden. Der Anfang und das Ende sind zwar noch von Natur aus unterhaltsam, die Mitte jedoch weist über weite Strecken kaum Handlung auf, geschweige denn Spannung. Das liegt unter anderem daran, dass sie nicht nur klischeebeladen, sondern auch vorhersehbar ist.

Mit Sage hat die Autorin eine sehr interessante Protagonistin geschaffen, die man für ihre Zeit fast schon als feministisch bezeichnen könnte. Doch genau dieses Verhalten ist an vielen Stellen so dick aufgetragen, dass sie auf den Leser nur noch undankbar und unsympathisch wirkt. Die Nebenfiguren hingegen bleiben unverdient flach und eindimensional. Ihre Fülle überforderte mich insbesondere am Anfang doch sehr.

Der Schreibstil ist zwar leicht und flüssig zu lesen, da er recht einfach gehalten ist, leider ist er so für ein historisches Setting aber auch wenig authentisch. Allein die Tatsache, dass in einem mittelalterlichen Setting die Charaktere von dem Wort „Party“ Gebrauch machen, sollte zu denken geben.

Einzig und allein das Ende hätte mich mit seiner schockierenden Wendung ein wenig milder stimmen können, wäre auf der nächsten Seite die Liebe nicht wieder einmal als das altbekannte Allheilmittel präsentiert worden, was es nach wie vor schlicht und ergreifend nicht ist.

Ich vergebe 1,5 Sterne.

Mein Fazit: Leider scheinen Authentizität bei historischen Jugendromanen out zu sein, ganz im Gegenteil zum Gebrauch von altbekannten Klischees und ein wenig Copy & Paste!
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