Cover des Buches Halbe Helden (ISBN: 9783734850103)
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Rezension zu Halbe Helden von Erin Jade Lange

Über eine besondere Freundschaft und neue Lebenserkenntnisse ...

von Damaris vor 9 Jahren

Rezension

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Damarisvor 9 Jahren
"Halbe Helden" gehört zu den besonderen Jugendbüchern, bei dem sich die Autorin mit einem nicht alltäglichen und dazu noch schwierigen Thema beschäftigt: Downsydrom. Hier geht es aber nicht nur um eine geistige Behinderung, sondern um eine Freundschaft zwischen zwei völlig unterschiedlichen Jungen, von der beide profitieren können. Ob bewusst oder unbewusst spielt hier keine Rolle.

Die Autorin hat sich für zwei echte Originale als Charaktere entschieden. Dane ist ein schulbekannter Rüpel und Schlägertyp, der provoziert und erniedrigt, wo es geht und jede Konfrontation sucht, um seine Fäuste zu schwingen. Mädels wickelt er mit seiner charismatischen Art locker um den Finger, ist gleichzeitig aber ein guter Schüler und hat ein vertrauensvolles Verhältnis zu seiner jungen, alleinerziehenden Mutter.
Dem gegenüber steht Billy, ein cleverer Sonderschüler mit Downsyndrom, der aus schwierigen familiären Verhältnissen kommt. Er wirkt oft unsicher und abwartend, ist auf der anderen Seite aber auch sehr bestimmend und impulsiv. Er hat Dane gegenüber ein Auftreten, das dieser nicht erwartet hätte. Trotzdem würde Dane sich natürlich nie mit einem behinderten Jungen aus der Nachbarschaft anfreunden, bis er mehr oder weniger unfreiwillig von der Schule die Auflage bekommt, Billy unter seine Fittiche zu nehmen. Zwischen den Jungen entwickelt sich eine steinige Freundschaft, die beide an ihre Grenzen bringt.

Der Roman hat eine offensive und jugendliche Sprache, steckt gleichzeitig so voller Humor und Besonderheiten, dass ich mich kaum von den Seiten trennen konnte. Mich hat es sehr überrascht, wie eigenständig die Autorin einen Jungen mit geistiger Behinderung dargestellt hat, für den man zwar Mitgefühl empfindet, aber nicht ständig in Mitleid schwelgt. Ja, er kann sogar ganz schön nerven. Billy hat es faustdick hinter den Ohren und reizt Dane teilweise so sehr, dass er nicht weiß, wie er seine Wut abreagieren soll. Vor allem Dane lernt Dinge für sein Leben und gewinnt Erkenntnisse, für die er früher keinen Blick hatte.

Die Handlung behandelt viele Baustellen. Gewalt, das Aufwachsen ohne Vater aus verschiedenen Gründen, Mobbing, Streit und auch ein bisschen Jugendliebe. Ist das zu viel? Im Rückblick nicht. "Halbe Helden" wirkt nicht überladen, kombiniert Tiefsinn und Humor geschickt. Die Geschichte könnte mitten aus dem Leben stammen und hat zudem eine rührende, liebevolle Seite. Manchmal wird man beim Lesen auch traurig. Dabei entbehrt sie nicht einer gewissen Dramatik und fordert den Leser genauso wie die beiden Jungen. Überraschenderweise gingen einige Dinge im Buch anders aus, als ich das erwartet hätte. Und das war genau richtig so.

Fazit:
Kann man sich mit einem solchen Buch wohlfühlen? Definitiv! "Halbe Helden" ist ein Wohlfühlbuch, das dem Leser zeitgleich einiges abverlangt und nachdenklich stimmt. Es lädt praktisch dazu ein, an den Seiten zu kleben, und vermittelt nicht das Gefühl, dass Billys Behinderung im Vordergrund steht. Die Darstellung der beiden Jungen ist so authentisch und so eigen, dass sie noch lange in Gedanken bleiben werden. Es ist ein Buch über eine Freundschaft, die neue Erkenntnisse bringt und jeden der Charaktere stark herausfordert. Lesen und überraschen lassen.
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