Cover des Buches Paper Princess (ISBN: 9783492060714)
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Rezension zu Paper Princess von Erin Watt

Ein eigentlich gut geschriebenes Buch mit erschreckender Aussage

von Lila-Buecherwelten vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ein eigentlich gut geschriebenes Buch, das denselben Effekt wie einen Unfall hatte. Aber all das nützt nichts bei den furchtbaren Figuren.

Rezension

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Lila-Buecherweltenvor 7 Jahren

Details:
Seitenzahl: 384 Seiten
Verlag: Piper
Erschienen: 1. März 2017

Inhalt:
Ellas Leben war bisher alles andere als leicht, und als ihre Mutter stirbt, muss sie sich auch noch ganz alleine durchschlagen. Bis ein Fremder auftaucht und behauptet, ihr Vormund zu sein: der Milliardär Callum Royal. Aus ihrem ärmlichen Leben kommt Ella in eine Welt voller Luxus. Doch bald merkt sie, dass mit dieser Familie etwas nicht stimmt. Callums fünf Söhne – einer schöner als der andere – verheimlichen etwas und behandeln Ella wie einen Eindringling. Und ausgerechnet der attraktivste von allen, Reed Royal, ist besonders gemein zu ihr. Trotzdem fühlt sie sich zu ihm hingezogen, denn es knistert gewaltig zwischen ihnen. Und Ella ist klar: Wenn sie ihre Zeit bei den Royals überleben will, muss sie ihre eigenen Regeln aufstellen …

Meine Meinung:
Okay, mein erstes Fazit, als ich das Buch beendet hatte?
Oh Gott, diese Menschen sind doch alle gestört! Bitte in Band 2 eine Runde Therapie für alle.
Warum ich trotzdem mehr als einen Stern vergebe? Das könnt ihr im Folgenden nachlesen.

Sprache:
Das ist dann wohl das Einzige, das ich richtig loben kann: Der Sprachstil. Ich habe keine Ahnung, was es ist, aber man will dieses Buch – trotz der vielen vielen Kritikpunkte – unbedingt weiterlesen. Man merkt gar nicht, dass man schon fast am Ende angelangt ist, weil es sich echt sehr flüssig liest.
Es ist seltsam, aber ich kann wirklich nicht benennen, was mich so gefesselt hat, dass ich weiterlesen wollte. An den Figuren lag es sicher nicht. Auch nicht an der Handlung. Vielleicht war es wie bei einem Unfall: Man will nicht hinschauen und tut es doch.

*** Im Folgenden können Spoiler enthalten sein ***

Figuren und Handlung:
So, wo soll ich hier nur anfangen?
Vielleicht bei der Protagonistin Ella.
Punkt eins: Ich habe nicht das Gefühl, dass ich Ella wirklich kennengelernt habe. Außer der Tatsache, dass sie offensichtlich keine Würde besitzt, dringend einen Therapeuten brauchte und offenbar über absolut keine Menschenkenntnis verfügt. Man lernt nichts über Ella als Mensch wie ich finde. Es gab eigentlich so gut wie kein Thema außer ihre „Beziehung“ zu den Royals.
Punkt zwei: Wie kann man einerseits rot werden, wenn man über sexuelle Dinge spricht und rauskehren, dass man noch Jungfrau ist – aber sich auf der anderen Seite völlig schamlos und ohne Sinn und Verstand an Kerle ranschmeißen?! Das mit dem Strippen kann ich verstehen, Ella brauchte das Geld. Aber dass sie diese Rolle weiterspielt, während sie ihrer neuen „Familie“ beweisen will, dass sie kein Flittchen ist – das ergibt sowas von Null Komma Null Sinn.
Punkt drei: Warum zur Hölle steht sie denn bitte auf Reed?!?! Er ist sowas von schrecklich zu ihr, tut Dinge, für die sie ihn anzeigen müsste – und trotzdem steht sie auf diesem Idioten?! WAS?!?!

Dann kommen wir doch schon zur Familie Royal.
Oder dem Haufen gestörter Irrer mit einem gewaltigen Problem beim Thema Sex und Frauen. Kann man bezeichnen, wie man will.
Alle Männer der Royals behandeln Frau so furchtbar und erschreckend respektlos, dass ich es gar nicht fassen konnte, wie man sowas in einem Buch schreiben kann – und es so viele Menschen auch noch gut finden. Für sie sind Frauen Spielzeug, Mittel zum Zweck. Sie benutzen sie, werfen sie weg und achten sie sowas von überhaupt gar nicht, dass es einfach nur schlimm ist.

Fangen wir doch beim Familienoberhaupt Callum an. Der Mann, für den ein Familienausflug offenbar so aussieht, dass er VOR DEN AUGEN SEINER SÖHNE eine Frau … nun ja. Ein Schäferstündchen einlegt. Und das offensichtlich nicht zum ersten Mal.
Gestört? Aber Hallo.

Weiter geht die illustre Runde mit den Zwillingen Sawyer und Sebastian. Die kein Problem damit haben, ihre Freundinnen völlig hinters Licht zu führen, sie auszutauschen und zu teilen. Als wären es Socken oder T-Shirts.
Und was macht Ella, als sie merkt, wie diese Kerle ihre Freundinnen behandeln? Sie findet’s lustig und gut.
Echt jetzt? Was stimmt mit dir nicht, Mädchen?

Und zum krönenden Abschluss nun Reed. Der vielleicht gestörteste von allen. Der Kerl, der seine neue Stiefschwester so runter macht und beleidigt, dass ich nur fassungslos den Kopf schütteln konnte. Als extra will er sie dann auch noch mit Sex erpressen. Kann man ja mal machen. Man kann sich nackt ausziehen und eine Frau, die man bisher nur fertig gemacht und mit den übelsten Schimpfwörtern bedacht hat, anbieten mit ihr zu schlafen, damit sie die restlichen Familienmitglieder in Ruhe lässt. Man kann eine Frau natürlich als Sexobjekt betrachten.
Muss man aber nicht.

Wenn man sowas angeboten bekommt – was tut man dann als normaler Mensch? Den Kerl anzeigen, diese kranke Familie so schnell wie möglich verlassen?
Nö. Nicht Ella.
Sie findet Reed ja doch ziemlich heiß und dass er sie wie ein Stück Dreck behandelt hat? Ist doch egal! Er ist nackt und sieht gut aus. Reicht doch.
Sie verzeiht ihm einfach so, weil er ja sooo toll ist.

Gegen Ende hin dann ist es, als wäre plötzlich ein Schalter umgelegt worden. Als würden von jetzt auf gleich neue Charaktere im Buch mitspielen. Als würden alle eine 180 Grad Wendung hinlegen. Das war so wenig überzeugend, dass ich einfach nur den Kopf schütteln konnte. Als hätte sich das Autorenduo gedacht: So genug fiese Mistkerle, jetzt machen wir alle lieb!

**** Mögliche Spoiler Ende ****

So könnte ich jetzt noch seitenlang weitermachen. Aber ich denke, mein Punkt wurde klar.
Das Buch ist gut geschrieben, aber ich finde es moralisch einfach furchtbar. Ich bin niemand, der ständig auf diese „Moral“-Taste drückt. Niemand, bei dem man sich für seinen Lesegeschmack rechtfertigen muss. Jeder soll lesen, was ihn glücklich macht und gut.
Aber in diesem Fall finde ich die Charaktere und die Aussage des Buchs echt grenzwertig.

Fazit:
Ein eigentlich gut geschriebenes Buch, das denselben Effekt wie einen Unfall hatte. Aber all das nützt nichts bei den furchtbaren Figuren, deren Verhalten vor allem gegenüber Frauen echt übel ist und mich richtig schockiert hat. Die Aussage der Geschichte ist erschreckend und moralisch echt absolut daneben. Sorry, aber mehr als 2 Sterne sind da aus prinzipiellen Gründen einfach nicht drin, egal wie flüssig sich das Buch hat lesen lassen.

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