Rezension zu "Martensen und das wehrlose Wasser" von Ernest Nyborg
Der Krimi fiel mir zuerst wegen des sehr gelungenen Covers auf. Dann habe ich festgestellt, dass mir der Autor bislang unbekannt war, so dass meine Neugier geweckt war.
Nach dem Klappentext habe ich einen Regionalkrimi aus der beschaulichen dänischen Provinz erwartet. Diese Erwartung wurde allerdings nur halb erfüllt. Der Ort des Geschehens ist Odense und der regionale Bezug zu dieser Region ist geschickt eingebunden und bildet quasi die Kulisse für die Geschehnisse, ist aber nicht storyprägend. Im Zentrum steht ein veritabler Politthriller á la Frederic Forsythe oder Robert Ludlum. Es geht um eines der zentralen ökologischen Probleme der Zukunft: Wasser. Auf der Hypothese, dass auch in unseren Breiten Großstädte wie Berlin vor dem Zusammenbruch ihrer Trinkwasserversorgung stehen, basiert die Story. Vor diesem Hintergrund gründet sich eine unheilvolle Allianz skrupelloser dänischer und deutscher Wirtschaftsbosse und Politiker, die ohne Rücksicht auf Umwelt und Bevölkerung eine Trinkwasserpipeline von Dänemark nach Berlin realisieren wollen. Einem Gegner des Vorhabens, einem „kleinen“ Lokalpolitiker gelingt es, den Ausmaß des Umwelt- und Korruptionsskandals zu recherchieren. Am Vorabend der anberaumten Enthüllungspressekonferenz wird er jedoch in seinem Hotelzimmer ermordet Wird dem mit den Ermittlungen betrauten Leiter der Mordkommission aus Odense, Kommissar Martensen und seinem Team die Aufklärung gelingen, trotz des Drucks von oben, dem er ausgesetzt ist.
Obwohl ich eigentlich kein Thriller-Fan bin, hat mir das Buch gefallen. Die Mischung von (erwartetem) Cosy-Krimi und Thriller hat gepasst. Dazu kommt eine topaktuelle Buchidee, die schnörkellos, inhaltlich dicht und überzeugend umgesetzt wurde. Mehr Krimi passt nicht auf weniger als 300 Buchseiten. Auch die Erzählform gefällt mir. Die Lösung des Falles ist ja ziemlich bald klar, was mich aber überhaupt nicht stört. Die Frage, ob es gelingt, die Täter dingfest zu machen, reicht an Spannung, besondere dann, wenn wie hier, mafiöse Verstrickungen überwunden werden müssen. Die Protagonisten sind interessant und lebendig geschildert, wenn auch die Nebenfiguren für meinen Geschmack etwas überzeichnet sind. Die Assistentin, die früher Hammerwerferin war, der überkorrekte Chef und der schrullige Wirt der Polizeikantine als Ratgeber – da hätte ein Gang weniger gereicht.
Das wär´s aber schon mit meiner Kritik.