Rezension zu "Small is beautiful" von Ernst Friedrich Schumacher
Das rechte Maß zu finden, einen nur „leichten“ Fußabdruck im Rahmen des technologischen Wirtschaftens zu hinterlassen und in einer humanen Welt und Gesellschaft die Balance für das gemeinsame Leben zu finden, das waren die Grundthemen Ernst Friedrich Schumachers, die er bereits 1973 mit diesem Buch vorgelegt hat.
Nun, 40 Jahre später, haben seine teils fast prophetischen Prognosen der damaligen Zeit hohe Aktualität erlangt. Sie, wie es Schumacher in seiner Analyse beschreibt, ist es letztlich eingetreten. Grund genug, das Buch neu aufzulegen und mit Ernst darüber nachzudenken, ob nicht genauso auch seine Synthese und seine konstruktiven Alternativen genauso bedenkenswert für heute sind, wie es seine Prognosen damals gewesen wären.
„Worin könnte die ökonomische Alternative zur bestehenden Wachstumsdoktrin liegen“ ist dabei die Leitfrage, der Schumacher in diesem Werk nachgeht. Und im Laufe dessen er zunächst eindringlich und überzeugend darlegt, dass es eine wie immer geartete „Hintertür für ein technologisches „Weiter-so““ nicht gibt. Ein, auch damals bereits propagiertes, „Wachstum der Grenzen“ wird nicht die Lösung drängender Probleme bieten. Eine Erkenntnis, die nun, 40 Jahre später, in ihrer Wahrheit deutlich vor Augen liegt, aber noch lange nicht zu einer Abkehr eines „Weiter-so“ in irgendeiner ökologisch nur pseudo-verträglichen Form. Dieses Denken wird munter weiter vertreten.
Im Kern legt Schumacher so den Finger auf die Wunde der modernen Gesellschaft und geht nicht dem Ziel nach, nur einige „Stellschrauben“ drehen zu wollen. Sondern eine neue Bewertung von „Lebensqualität“ muss, in seinen Augen, die Grundlage einer Bearbeitung der „Unvereinbarkeiten des modernen Industriesystems“ werden und sein.
„Mittlere Technologien“ bieten in seinen Augen hier Möglichkeiten einer nachhaltigen und vernünftigen technologischen Lebensweise, genauso, wie die von ihm geforderte „Rückkehr zum menschlichen Maß“ einen notwendigen Entwicklungsschritt markiert. Wobei es dabei natürlich nicht um ein „urtümliches“ Leben um irgendein Torffeuer herum geht, sondern um eine kluge und verantwortliche Überlegung, welcher Standard und welche „Dinge“ einfach auch ausreichend sind und nicht ein Wachstum um des Wachstums und um der Stabilität der Konsumgüterindustrie willen weiterhin blind vorangetrieben wird.
Ein „Maß der Dinge“, das im Übrigen gerade im aktuellen Diskurs genauso auch auf die wachsende soziale Ungerechtigkeit und die immer stärkere Konzentration von Reichtum eine wichtige Rolle einnimmt und weiter einnehmen wird.
Arbeit ist das, was Menschen ermöglicht, die eigenen Kompetenzen zu nutzen und zu erweitern. Arbeit also, und damit das gesamte industrielle Wirtschaften, hat den Menschen als „Maß der Dinge“, als Mittelpunkt des Prozesses zu begreifen, nicht die Rendite oder die „Zerlegung von Produktionsvorgängen“ ob der Effizienz willen. Arbeit ist kein Kostenfaktor, sondern notwendige Grundbedingung für ein erfülltes menschliches Sein und ein stabiles soziales Miteinander.
Zu erreichen sind solche utopisch klingenden Haltungen und Handlungen durch durchaus eine „Besinnung“ im wahrsten Sinne des Wortes auf allen Ebenen. Nicht ohne Grund nutzt Schumacher die buddhistische Wirtschaftslehre als ethische Grundlage seiner Überlegungen.
Überzeugend argumentiert, nicht in der Kritik stecken bleibend, sondern sehr konstruktiv die wichtigsten Aktivposten (Bildung) und eine Technologie mit menschlichen Zügen beschreibend, lohnt die Lektüre des Buches heute mehr denn je. Die Zeichen der Zeit öffnen, weit mehr als noch 1973, den profunden Einlassungen Schumachers (hoffentlich) deutlich mehr Türen.