Rezension zu "Eine kurze Weltgeschichte für junge Leser" von Ernst H Gombrich
Welches Geschichtsbuch kann das schon von sich behaupten? Sicher liegt der Schwerpunkt dieses Textes in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. Und sicher kann man bei der Ursachenerklärung für diesen Krieg, so wie sie hier dargestellt wird, anmerken, dass inzwischen auch andere Erkenntnisse vorliegen, die die Ereignisse differenzierter bewerten. Man muss auch nicht mit allem einverstanden sein, was man liest. Überwiegend jedoch ist der Text (auch für Erwachsene) nicht nur hervorragend lesbar, sondern auch sehr informativ und korrekt.
Man kann sich sogar wundern, welche Klarheit er an vielen Stellen besitzt, die heute im Zuge der politischen Korrektheit verschwimmt. Etwa, wenn man die Überschrift von Kapitel 20 liest ("Es ist kein Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet"). Gewöhnlich steht da heute "Gott" anstelle von Allah, was den Sinn dieses Alleinvertretungsanspruches wohl nicht ohne Absicht entstellt.
Man kann dieses Buch nicht nur Kindern wärmstens empfehlen, sondern auch Erwachsenen. Der Autor verzichtet bewusst auf komplexe Darstellungen und viele Einzelheiten, sondern beschreibt den Lauf der Geschichte als einen Prozess sich eigentlich immer wiederholender Vorgänge, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung. Selbstverständlich wirkt dieses Buch wie aus der Zeit gefallen, weil es beispielsweise kaum Bilder enthält und auf die Verwirrung stiftenden, aber in modernen Büchern nicht mehr wegzudenkenden Fenster mitten im Text völlig verzichtet, die irgendwelche Zusatzinformationen enthalten, jedoch den Lesefluss und die Konzentration erheblich stören.
So gesehen besitzt es nicht nur einen Unterhaltungs- und Bildungswert – es ist auch ein kulturgeschichtliches Dokument dafür, wie Bücher einst geschrieben wurden. Und dafür, wie man historische Vorgänge einfach darstellen kann ohne ins Kindliche zu verfallen.