Rezension zu "Das Rätsel der Sandbank" von Erskine Childers
Der Autor erzählt die Geschichte von Carruthers, der von seinem Freund Davies zu einem herbstlichen Segelabenteuer eingeladen wird. Die Schiffsreise beginnt in Flensburg, führt durch den Kanal und schließlich landen die beiden englischen Seefahrer im deutschen Wattenmeer, wo sie die ersten Berührungen mit der internationalen Spionage erleben. Es wird brenzelig und nur knapp kommen die beiden mit dem Leben davon, während sie das Rätsel von Memmert zu lösen versuchen.
„Ein Krieg des Geistes und nicht der Schrotflinten“, meinte ich.
Das Buch wird als der erste Spionage-Roman überhaupt gefeiert, der um 1900 spielt. Entsprechend betagt und gewöhnungsbedürftig ist die Schreibweise des Autors, denn das Original ist immerhin von 1903! Hinzu kommt die detaillierte Beschreibung der Segelmanöver, der Kursbestimmung etc., bei denen der Autor die Fachbegriffe (z.B. Backbord und Steuerbord statt links und rechts) und nur selten eine vereinfachende Beschreibung verwendet, was das Lesen hin und wieder etwas langatmig und erschwerend werden ließ.
Dennoch zog es mich in seinen Bann – was nicht nur daran lag, dass ich fast alle Schauplätze persönlich kenne und das Segeln liebe, sondern auch an dem gewissen Charme, der aus den Formulierungen und dem seltsamen Duo der Hauptcharaktere lag: Carruthers ist eher ein Mensch, der Wert auf Bequemlichkeit, Luxus und Sicherheit legt, während Davies eher der rauhe Naturbursche ist, der nur mit dem Notwendigsten klar kommt. Entsprechend verschieden sind auch ihre Meinungen vom Segeln, was bereits zu Anfang zu einigen Streitigkeiten und fast zum Abbruch des Segelausflugs führt. Doch dann klären sie die Missverständnisse und werden schließlich zu einem eingeschweißten Team, das sich dem Feind entgegen stellt.
Besonders gut hat mir die Darstellung der zwei sehr verschiedenen Charaktere gefallen, die auf mich sehr lebensnah wirkte. Ich hatte den Eindruck, dass Carruthers und Davies diese Geschichte wirklich erlebt hätten, dass hier nichts erfunden wurde. Genau so und nicht anders hätte sich diese Geschichte im deutschen Wattenmeer um 1900 durchaus zutragen können!
Hinzu kam für mich persönlich der Reiz, dass ich fast alle Orte auf ihrer Reise kannte, was die Lesestunden zu einem schönen Abenteuer werden ließ. Kurz: Bei diesem Buch handelt es sich um einen Klassiker, der es auch heute noch verdient, gelesen zu werden!