Warum lief Lenni mitten in der Nacht kilometerweit durch den strömenden Regen? Und warum hat er sich anschließend bei Sonsbeck splitterfasernackt auf die Straße gelegt und überfahren lassen? Lukas Born, passionierter Dauercamper und Privatermittler, schlittert unverhofft in den mysteriösesten Mordfall seiner Karriere. Nebenbei muss er die schwarzbunte Heike finden, seine Freundin davon abhalten, eine spießige Doppelhaushälfte anzumieten, und Sohn Bastian aus den Klauen einer Erpresserbande befreien . . .
Hier habe ich mich rein vom Cover und Titel hinreißen lassen und gar nicht darauf geachtet, dass ich mit diesem Buch den vierten Teil einer Reihe in Händen halte.
Normalerweise lese ich Reihen gerne von Beginn an und obwohl man das Buch auch ganz ohne Vorkenntnisse lesen kann, da wir den Beginn der Ermittlungen, die hier eine Rolle spielen, ja direkt miterleben und auch alle wiederkehrenden Figuren ja zumindest kurz mal vorgestellt werden, sind es eben doch wirklich viele - teils scheinbar recht skurrile - Figuren, die ich erst mal gar nicht so leicht einordnen konnte und weswegen es sicher doch hilfreicher wäre, da mit dem ersten Band zu beginnen und die Figuren nach bei nach besser kennen zu lernen.
Trotz der vielen Figuren kam ich aber doch wirklich gut in die Geschichte rein und vor allem voran, was an dem sehr gelungenem Tempo lag, das die Handlung vorgelegt hat und auch der Humor konnte meist bei mir punkten - mit ein paar Ausnahmen.
Die Ermittlungen lieferten viele falsche oder zumindest unklare Fährten, was das Ganze noch ein wenig spannender gemacht hat. Allerdings hatte ich schon zu einem frühen Zeitpunkt einen Verdacht - wenn mir auch das Motiv lange unklar blieb.
Irgendwann kam die Geschichte dann aber an einen Punkt, an dem ich das Gefühl hatte, als würden die Figuren auf genau diesen (doch recht offensichtlichen) Bezug nur im Schneckentempo zusteuern und lieber erst einmal jede andere Fährte genauestens unter die Lupe nehmen. Das war ein wenig frustrierend, weil ich nicht verstehen konnte, warum in diese Richtung nicht viel früher und vor allem intensiver geforscht wurde, obwohl ich eigentlich die vielen Ermittlungsrichtungen schon als positiv empfand. Das hat einfach gezeigt, dass die Figuren nicht einfach nur auf „Kommissar Zufall“ vertraut haben, sondern tatsächlich ihre Ermittlungen sehr breit angelegt haben.
Was mir dann allerdings immer häufiger negativ aufgefallen ist, war diese Hinhaltetaktik wenn Lukas Born an verschiedenen Stellen im Buch kundtut: „Ich hab da schon eine Idee.“ und wir aber erst einmal im Unklaren über den genauen Inhalt dieser Idee gelassen wurden.
Wäre das nur einmal passiert, hätte es mich nicht groß gestört. Da es zum Ende hin aber mehrfach genutzt wurde, um uns bloß nicht sofort mitteilen zu müssen, was Lukas Born nun wieder plant, sondern um eine Art Überraschungsmoment aufbauen zu können, war ich von dieser offensichtlichen Verzögerungstaktik doch ein wenig genervt.
Fazit: Alles in allem hat dieser Regionalkrimi vom Niederrhein für gute Unterhaltung gesorgt und wahrscheinlich werde ich demnächst mal nach dem ersten Teil der Reihe Ausschau halten, damit ich einen besseren Zugang zu all den Figuren finden kann. Schreibstil, Spannung und Humor jedenfalls konnten überzeugen und laden zu weiteren Ausflügen zum Campingplatz „Happy Eiland“ ein.