Cover des Buches Mein Jahr mit Mr Mac (ISBN: 9783827012685)
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Rezension zu Mein Jahr mit Mr Mac von Esther Freud

Interessant und einfühlsam, aber etwas langatmig

von raven1711 vor 8 Jahren

Rezension

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raven1711vor 8 Jahren
Inhalt aus dem Klappentext:
Thomas ist der Sohn des Wirts im Küstendorf Walberswick. Hier gibt es neuerdings Sommergäste, und ein Fremder fasziniert Thomas ganz besonders: Mr Mac muss Detektiv sein, denn er trägt Cape und Filzhut und er raucht Pfeife, genau wie Sherlock Holmes. Im Pub wird über ihn getuschelt - Mac geht zu den unwahrscheinlichsten Zeiten spazieren; er zeichnet noch das armseligste Blümchen am Wegesrand; oft starrt er am Strand stundenlang in Richtung Horizont. Dann bricht der erste Weltkrieg aus. Die Urlauber reisen ab, nur die Mackintoshs bleiben. Je schlimmer der Krieg wird, desto verdächtiger finden die Dorfbewohner den Sonderling Mr. Mac...

Meinung:
Charles Rennie Macintosh war ein Jugendstil-Architekt, nach dessen Plänen u. a. die Glasgow School of Art gebaut wurde. Leider hat das Leben es nicht gut gemeint mit diesem Ausnahmetalent. In diesem Roman widmet sich die Autorin Esther Freud u. a. diesem Architekten, der das Leben des jungen Thomas bedeutend beeinflussen wird.
Thomas wächst als jüngstes Kind in Suffolk am Meer auf. Seine Eltern betreiben eine Gastwirtschaft. Die Zeiten sind karg für die Menschen vor Ort, doch ein wenig Einkommen kann man sich durch die Sommergäste dazuverdienen, zu denen auch Mr Mac und seine Frau gehören. Thomas ist sofort fasziniert von dem geheimnisvollen Mann, der so oft durch die Gegend spaziert und immer am Malen ist. Dann aber bricht der erste Weltkrieg aus, die Sommergäste reisen fluchtartig ab und die Soldaten ziehen in den Küstenort ein. Doch Mr Mac und seine Frau bleiben, zur Verwunderung der Dorfbewohner. Das sorgt natürlich für einiges an Gerede, denn über die Gründe des Bleibens kann man nur spekulieren. Ist er etwa ein feindlicher Spion?
Der junge Thomas hat es nicht leicht. Sein Fuß ist entstellt, von seinen ganzen Geschwistern ist er der einzige Junge, der die ersten Lebensjahre überlebt hat und sein Vater ist in der Wirtschaft sein bester Kunde. Die Mutter kümmert sich so gut es geht um ihre Kinder und versucht, den Unmut des Vaters von diesen Fernzuhalten. Dementsprechend oft ist sie oft selber Opfer seiner Handgreiflichkeiten. Thomas muss das handlungsunfähig mitansehen. Doch er wünscht sich ein besseres Leben für seine Schwester und seine Mutter und ist stolz, dass er mit seiner Arbeit beim örtlichen Seiler die Familie unterstützen kann. Sein Zeichentalent sorgt dafür, dass Mr Mac auf ihn aufmerksam wird und sein Talent nach Möglichkeiten fördert. Thomas hat eine gute Auffassungsgabe und ist insgesamt ein sehr sympathischer Charakter. Auch wenn das Buch zu weiten Teilen über Charles Macintosh Leben handelt, so erfährt man von diesem eher am Rande etwas, denn der Fokus der Geschichte liegt eindeutig auf Thomas und seiner Familie.
Esther Freud hat einen sehr schönen Schreibstil, der sich kurzweilig lesen lässt und dank des sympathischen Ich-Erzählers, also Thomas, wenig Langeweile aufkommen lässt. Leider bleibt der Handlungsverlauf nicht ganz von einigen Längen verschont und so interessant Esther Freud die Schrecken des Krieges und die damit einhergehenden Einschränkungen der Menschen skizziert, habe ich mich doch dabei ertappt, dass ich das Buch manchmal zu bereitwillig aus der Hand legte. Die Kapitel sind zumeist kurz gehalten, was den Längen in der Geschichte zugutekommt und man somit das Gefühl bekommt, doch etwas schneller durch diese zu kommen. Aber nicht nur Mr Mac und der Krieg werden hier thematisiert, auch die Kunst ist ein wichtiges Thema im Roman.
Vielen Dank an den Berlin Verlag für das Rezensionsexemplar.

Fazit:
Mein Jahr mit Mr Mac greift eine historisch sehr interessante Figur auf, von der man in diesem Buch leider nicht genug erfährt. Zwar werden die Schaffensperioden von Charles Rennie Macintosh hier behandelt, gerne hätte ich die Figur aber noch mehr im Fokus gesehen. Dafür hat Esther Freud aber die schwere Zeit des ersten Weltkriegs für die Bevölkerung gut veranschaulicht und mit Thomas eine sehr liebenswerte Figur geschaffen, die einen mit seiner klugen und scharfsinnigen Art durch die Längen in der Handlung geleitet hat.
Von mir gibt es 4 von 5 Punkten.
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