Cover des Buches Grimms Albtraum: Annette von Droste-Hülshoff (ISBN: 9783862823550)
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Rezension zu Grimms Albtraum: Annette von Droste-Hülshoff von Esther Grau

Ein liebevoll geschriebener biografischer Roman

von Dima_Lubimov vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Ein mit viel Liebe geschriebener biografischer Roman

Rezension

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Dima_Lubimovvor 8 Jahren

Annette von Droste-Hülshoff gehört zu den wichtigsten deutschen Dichterinnen aller Zeiten. Eine der ersten, die mit ihren Werken einen Schritt in die Welt der Literatur wagten, die bis dahin eher den Männern gehörte. Die Frauen hatten für den Haushalt zu sorgen und durften höchstens bei den Teekränzchen ihre künstlerischen Talente zeigen. Die Öffentlichkeit als Ort, an dem man sich präsentieren konnte, blieb für sie ein Tabu. Er gehörte sich nicht, dass eine Frau bzw. eine Dame vom Stand ihre Stimme erhob, sich zeigte. Genau in dieser Zeit beginnt Annette Gedichte zu schreiben und erobert Schritt für Schritt die Öffentlichkeit, wird zu einer Berühmtheit, deren Name seit fast 2 Jahrhunderten vielen Lesern ein Begriff ist.

Das Interesse am Leben und Schaffen der Dichterin, Schriftstellerin und Komponistin schein auch heute groß zu sein, was unter anderem die neu aufgelegten und neu erscheinenden Biografien, biografische Romane und Sammlungen Annettes Werke nachweisen. Eines von den neusten Büchern, die sich mit Annettes Leben beschäftigen, ist Esther Graus biografischer Roman „Grimms Albtraum: Annette von Droste-Hülshoff“, der beim acabus-Verlag erschienen ist. In diesem Roman versucht die Autorin, Annette von Droste-Hülshoff vor allem als eine Persönlichkeit im sozialen Kontext darzustellen. Es werden zahlreiche Beziehungen der Dichterinnen zu verschiedensten Personen skizziert: zu den nächsten und weiteren Familienmitgliedern, FreundInnen und Künstlern jener Zeit. Wir lernen die Dichterin als eine leidenschaftliche Person kennen, die gerne gehört werden will und die für dieses Ziel kämpft, auch wenn sie immer wieder von ihrer eigenen Mutter „gebremst“ wird (z.B. Verbot der ersten Publikationen) oder auch von ihren Kollegen Dichtern mit vernichtenden Aussagen kritisiert wird. Daher auch der Titel. Er soll nicht als eine Geschichte der Konflikte zwischen der Droste und dem Grimm interpretiert werden, sondern nur aufzeigen, wie die Dichterin von anderen wahrgenommen und verurteilt wurde, unter welchen Umständen sie schrieb. Sie schrieb weiter, gab nie auf. Auch persönlichen Katastrophen kann sie widerstehen. Ihr Schmerz, ihr Wunsch nach Freiheit und nach dem sie-selbst-Sein schüttelt sie aus dem Herzen in die Gedichte aus. Diese Gedichte werden als Beispiele an entsprechenden Stellen im Roman eingebaut. Das hilft dem Leser, die Gedichte im Kontext ihrer Entstehungsgeschichte besser zu verstehen, die Gefühle nachzuvollziehen. Dadurch hat man beim Lesen das Gefühl, dass die Dichterin einem immer näher wird. Man leidet mit ihr, man hofft mit ihr, man spürt ihre Enttäuschung und gleichzeitig die Kraft, die im ihrem von Krankheiten geschwächten Körper weiterlebt.

Der Roman macht die Dichterin aus dem 19. Jahrhundert sehr sympathisch, durch ihr Handeln, durch ihre Offenheit für andere Menschen und für Modernes. Es sein an dieser Stelle als Beispiel ihre Bereitschaft zu erwähnen, Homöopathie auszuprobieren, eine Heilmethode, die in der Zeit gerade die ersten Schritte in Deutschland machte. Es kann auch ihre Begeisterung für technische Errungenschaften wie Dampfschiffe oder Telefon genannt werden. Das alles wird im Roman sehr liebevoll dargestellt.

Obwohl „Grimms Albtraum“ „nur“ eine Biografie ist, liest sie sich wie ein schöner, sehr gut geschriebener historischer Roman. Auch hier gibt es Intrigen, gebrochene Herzen, Tränen und schöne Liebesgeschichten, Aufzeichnungen aus dem Alltag jener Zeit. Allerdings bleibt die Darstellung immer realitätstreu, sodass man ziemlich sicher sein kann, ein authentisches Bild von Annette zu bekommen.

In einem Satz: Ein durchaus empfehlenswertes, mit viel Liebe geschriebenes Buch, das gelesen werden muss!

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