Der Klappentext verspricht eine meisterhafte Erzählung über gleich zwei schwere Erdbeben im italienischen Friaul im Jahr 1976. Dieses Versprechen wurde für mich nur teils eingelöst.
Auf den ersten Seiten hat die Melange aus poetischen Naturbeschreibungen und beklemmenden Mythen noch einen gewissen Reiz, nicht zuletzt aufgrund ihrer Andersartigkeit. Doch bald schon kippt die Erzählung ins Sperrige, die ausufernden Schilderungen der Landschaften wie auch Darstellungen von Stimmungwechseln in den Bergen, die mit sich verändernden Licht- und Wetterverhältnissen einhergehen, haben mich nur noch ermüdet.
Dazwischen sind Erinnerungen von sieben Dorfbewohnern eingefügt, die abwechselnd (wohl als Reaktion auf eine Befragung, dies bleibt nebulös) von ihrem Erleben der Erdbeben berichten. Auch diese Passagen haben mich weitgehend unberührt gelassen. Zu emotionslos, zu distanziert wird hier erzählt: Ich habe dies getan. Ich habe das getan ... Ab und an findet man eine kleine literarische Perle: "Ich glaube, ein Chor klingt deshalb so schön, weil sich jeder etwas anderes beim Singen denkt." Oder: "Die Erinnerung ist ein Tier, das aus vielen Mäulern bellt." Doch dazu muss man sich durch endlos scheinende Abschnitte ohne jedwede Spannungsdramaturgie kämpfen.