"Du kannst nicht am Ziel präsent sein, wenn du nicht auf der Reise dabei bist". Dieser Satz ist alleserklärend für den Weg, auf den sich der erfolgreiche Schauspieler William Harding begibt, als er aus seinem Genre heraustritt und sich als Darsteller auf eine Theaterinszenierung von "Heinrich IV" einlässt. Privat verliert er alles und gewinnt doch so viel Erkenntnis über sich und das Leben.
Oberflächlich gesehen ist das Buch eine 326-Seitige Lobhudelung eines selbstverliebten Schauspielers und offenbahrt die schon fast kranke Welt der Film- und Theaterbranche.
Es lohnt sich aber auf jeden Fall etwas tiefer zu gehen, das Buch mit seinen Aussagen wirken zu lassen, das zu lesen was es nicht zu lesen gibt, die Zweideutigkeiten zu deuten und den Oberflächlichkeiten eine Wirksamkeit zu geben. Sicherlich spiegelt es eine Welt, die von Aussen betrachtet, beneidenswert ist und von innen nur von narzistischer Selbstzerstörung brodelt. Aber das könnte man abgeschwächt auf alles kopieren. Sind wir nicht alle etwas selbstverliebt, traümen von Abenteuern und trauen uns nicht über den Tellerrand hinaus, sind selbstzerstörerisch auf der Suche nach dem Grossen und sehen und empfinden dabei nicht das Kleine, Wahrhaftige das das eigentliche Geschenk ist.
Im Konflikt mit mir selbst war ich anfangs versucht, das Buch zur Seite zu legen. Vor allem der Schreibstil und die absolut ehrliche Offenbahrung der Gedankengänge des Autors haben mich aber immer wieder dazu gebracht, weiterzugehen. Meinen Blick für das zu öffnen, das die Film- und Theaterwelt wirklich ausmacht : die Vorführung einer Auseinandersetzung mit sich selbst, der unendliche Kampf zwischen Sein und Schein, die gleichzeitige Erzählung von Oberflächlichkeiten und Tiefgängen.
Es war absolut das Richtige, die Reise von Ethan Hawke's Gedankengang zu Ende zu lesen und mich der vollen Wirkung der Erzählung am Ziel zu stellen. Ein Buch zu lesen, ist wie im Dialog mit dem Autor zu sein. Ich habe wieder einmal viel gelernt. Dankeschön dafür !