Eugène Ionesco

 3,5 Sterne bei 130 Bewertungen
Autor von Die Nashörner, Rhinocéros und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Der französisch-rumänische Autor Eugène Ionesco kommt am 26.11.1909 im rumänischen Slatina als Eugen Ionescu zur Welt. 1913 zieht der Sohn eines Juristen und einer in Rumänien aufgewachsenen Französin gemeinsam mit seiner Familie nach Paris, wo der Vater promovieren möchte. Als 1916 der Krieg zwischen Deutschland und Österreich und Rumänien ausbricht, kehrt der Vater jedoch in seine Heimat zurück und bricht jeglichen Kontakt zu seiner Familie ab, nachdem er ein zweites Mal heiratet. In den folgenden Jahren muss Eugène Ionesco gemeinsam mit seiner jüngeren Schwester in Kinderheimen und bei einer Bauernfamilie leben, da die Mutter damit beschäftigt ist, die Familie durch zu bringen. In den 20er Jahren zieht Ionesco zu seinem Vater nach Bukarest, wo er sich mühsam Rumänisch aneignen muss und sich aufgrund seiner literarischen Interessen 1926 mit seinem Vater überwirft. Bei seiner nach Rumänien zurückgekehrten Mutter lebend nimmt er 1928 ein Französischstudium an der Universität Bukarest auf, wo er unter Anderem Nicolae C. Ionescu kennenlernt. Bereits während seiner Zeit als Student schreibt Ionesco Lyrik, für Feuilletons und Literaturkritiken auf Rumänisch. Nach Beendigung seinen Studiums 1934 arbeitet er als Französischlehrer in verschiedenen Einrichtungen und heiratet 1936 seine Frau Rodica Burileanu, die er im Studium kennengelernt hat. Über das Institut Français in Bukarest gelangt Ionesco an ein Promotionsstipendium, woraufhin er nach Paris zieht und von dort aus ohne den Druck des zunehmend totalitären Systems in Rumänien Artikel für rumänische Zeitschriften verfasst. Nach einer vorübergehenden Rückkehr nach Rumänien zu Beginn der 40er Jahre, lässt er sich Mitte des Jahrzehnts gemeinsam mit seiner Frau zunächst in Marseille und dann in Paris endgültig nieder und sein einziges Kind, Tochter Marie-France, kommt zur Welt. Um die kleine Familie zu ernähren, nimmt er einen Job als Druckfahnen-Korrektor bei einem Verlag an, den er bis 1955 ausübt. Nach ersten Versuchen, mit rumänischen Stücken zu Erfolg zu gelangen, die lediglich bei Kritikern Anklang fanden, konzipiert er nach Annahme der französischen Staatsbürgerschaft 1950 seine ersten französischen Stücke „Die Unterrichtsstunde“ und „J. oder die Unterwerfung“. Aufgrund der positiven Resonanz auf seine folgenden Stücke etabliert sich Ionesco in den 50er Jahren als Vertreter des absurden Theaters. Auf die gesellschaftskritische Erzählung „Rhinocéros“ folgt ein Jahr später 1958 das gleichnamige Stück „Die Nashörner“. Uraufgeführt in Düsseldorf und später auch in Paris und Rumänien setzt sich das Stück kritisch, ängstlich und vor allem warnend mit politischen Massenbewegungen auseinander. Nach vielen Auszeichnungen schaffte es der Dramatiker Ionesco 1970 in die Académie française. In der folgenden Zeit beginnt er auch mit der Verfassung erster Prosa-Texte, die er jedoch immer auch in Dramen umschreibt. In seinen letzten Lebensjahrzehnten konzentriert sich Ionesco auf autobiographische Texte und beginnt infolge einer Erkrankung an Depressionen mit der Malerei und stirbt schließlich am 28.03.1994 in Paris. Beerdigt auf dem Cimetière Montparnasse gilt er laut Le Monde vom 21.12.2007 als am häufigsten im Ausland aufgeführter Dramatiker Frankreichs.

Alle Bücher von Eugène Ionesco

Cover des Buches Die Nashörner (ISBN: 9783596902248)

Die Nashörner

(41)
Erschienen am 05.10.2009
Cover des Buches Die kahle Sängerin (ISBN: 9783150083703)

Die kahle Sängerin

(18)
Erschienen am 01.01.1986
Cover des Buches Die Unterrichtsstunde (ISBN: 9783150086087)

Die Unterrichtsstunde

(7)
Erschienen am 01.01.1994
Cover des Buches La Cantatrice chauve (ISBN: 9783150091647)

La Cantatrice chauve

(3)
Erschienen am 01.01.1986
Cover des Buches An Bord des Narrenschiffs (ISBN: 9783905545326)

An Bord des Narrenschiffs

(0)
Erschienen am 01.01.1983

Neue Rezensionen zu Eugène Ionesco

Cover des Buches Die Nashörner (ISBN: 9783596270347)
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Rezension zu "Die Nashörner" von Eugène Ionesco

Aurelio
„Wer sich an das Absurde gewöhnt hat, findet sich in unserer Zeit gut zurecht.“ Eugène Ionesco

Eugène Ionesco's Klassiker des absurden Theaters handelt von den Bewohnern einer Stadt, die sich nach und nach in eine Herde Rhinozerosse verwandeln. Der Prozess beginnt mit dem rätselhaften Ereignis eines durch die Straßen rennenden Nashorns. Wenig später zertrampelt ein zweites im wilden Galopp die Katze einer Frau. Die Vorfälle werden von den Anwesenden kontrovers wahrgenommen und diskutiert. Derweil wächst die Menge gesichteter Dickhäuter an. Den Angestellten eines Verlags für Rechtsliteratur offenbart sich ein unheimliches Schauspiel: Kollegin Ochs erkennt in einem der Tiere ihren Mann wieder. Es hat sie auf dem Weg zur Arbeit verfolgt und beim Versuch, zu den Büroräumen hochzusteigen, die Treppe des Verlagshauses demoliert. Kollegin Ochs riskiert den Sprung in die Tiefe zu ihrem Mann. Das Personal muss evakuiert und der Betrieb geschlossen werden. Die Menschen gewöhnen sich an die Anwesenheit der imposanten Tiere und beginnen, sich mit ihnen zu identifizieren. Die ‚Rhinozeritis’ breitet sich endemisch aus. Protagonist und Antiheld Behringer, ein dem Alkohol zugeneigter Angestellter des Verlags, muss mitansehen, wie Freunde und Bekannte ihre Identität aufgeben.

Der rumänisch-französische Schriftsteller inszeniert in drei Akten die ins Bizarre entrückte Ausbreitung einer Massenbewegung, die erst unscheinbar, bald unaufhaltsam eine ganze Gesellschaft vereinnahmt. Im Laufe seines Lebens sah sich der Autor mehrmals mit toxischen Ideologien konfrontiert. Die Nazifizierung eines Landes erwähnte er als grundlegende Erfahrung. Das Theaterstück wurde 1959 in Düsseldorf uraufgeführt. Die gleichnamige Erzählung erschien zwei Jahre zuvor zur Zeit des Algerienkriegs, als sich in Frankreich Hurrapatriotismus und Rassismus verbreiteten. Ionesco zufolge zielt seine Kritik jedoch nicht auf eine konkrete Ideologie ab, sondern auf Massenbewegungen im verallgemeinerten Sinne. Das verleiht dem Stück einen zeitlosen Anstrich. Reale Beispiele finden sich bis und mit heute im Überfluss.

Cover des Buches Die Nashörner (ISBN: 9783596270347)
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Rezension zu "Die Nashörner" von Eugène Ionesco

Rosecarie
Das war merkwürdig…

Dieses Stück in drei Akten erzählt die Geschichte von Behringer. Er kommt mit sich selbst und den gesellschaftlichen Anforderungen nicht besonders gut zurecht. Darum trinkt er, um sein Dasein erträglicher zu machen. Als er mit seinem Freund Hans in einem Café sitzt, trampelt auf einmal ein Nashorn an ihnen vorbei. Was zunächst keiner glauben kann, häuft sich immer mehr und es wird klar, dass es Menschen sind, die sich aus unerklärlichen Gründen in Nashörner verwandeln. Eine Krankheit? Eine bewusste Entscheidung? Natürlich oder widernatürlich? Und werden sich alle Menschen verwandeln und wird es dann endgültig sein?

Herr Schmetterling ist Nashorn geworden!

"Wir müssen mit der Zeit gehen! Das waren seine letzten menschlichen Worte."

Dieses war mein erstes Werk von Ionesco und ich habe mir sagen lassen, es sei sein erfolgreichstes. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die Komplexität und die Botschaften dieses Stückes nicht in seiner Gänze erfasst habe und ich bin mir auch sicher, dass ich noch nie sowas merkwürdiges gelesen habe :D Ein einfallsreiches, absurdes, kritisches und sehr lustiges Buch mit vielen großartigen Momenten. Weil es so irritierend ist, zwingt es dich dazu, deine Vorstellungen von Logik, Normalität und Moral neu zu hinterfragen.

Ich glaube, das Stück reflektiert die Frage nach Kollektivität und Individualismus. Eine Moral konnte ich aber nicht eindeutig rauslesen, ich hatte das Gefühl, am Ende blieb es mir überlassen, was ich aus den vielen widersprüchlichen Botschaften mitnehme und wie ich damit umgehen will. Mir wurde keine Moral aufgezwungen. Deswegen bin ich auch noch ganz verwirrt :D Was nehme ich denn jetzt aus diesem Buch mit…? Ich überlege noch. Es wird mich aber sicherlich noch nachhaltig beschäftigen.

Es ist ein Buch, das irritiert, amüsiert und zum Nachdenken anregt. Mir hat es auf jeden Fall Spaß gemacht, die Verwandlung der Menschen in Nashörner zu verfolgen.

Cover des Buches Die Unterrichtsstunde (ISBN: 9783856164218)
Daphne1962s avatar

Rezension zu "Die Unterrichtsstunde" von Eugène Ionesco

Daphne1962
privater Sprachunterricht der anderen Art


Der schweizer Radiosender DRS hat mit dem Merian Verlag ein Hörspiel kreiert, nach dem Theaterstück "Die Unterrichtsstunde" von Eugène Ionesco

Ein Professor gibt Sprachunterricht, wird aber dauernd von seiner Haushälterin gestört. Als er sie dann endlich ruhig stellt geht er komplett in seinen Unterricht auf. Er steigert sich quasi derart hinein, das er total in Rage gerät und die Schülerin umbringt. Jeder kleinste Fehler hat ihn so in Wut gebracht. 

Kurzweilig und eine recht sonderbare Unterrichtsstunde mit ungewöhnlichen Dialogen. Das ganze dauerte nicht mal 1 Stunde. 

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Zusätzliche Informationen

Eugène Ionesco wurde am 26. November 1909 in Slatina (Rumänien) geboren.

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