Eugen Ruges "In Zeiten des abnehmenden Lichts"
von Daphne1962
Rezension
Auf gelassen ruhige Art wird hier ein Familienroman über 3 Generationen erzählt. Da sind die späteren Urgroßeltern Willhelm und Charlotte. Wilhelm gerät von der USPD in die KPD und betreibt eine Geheimdiensttätigkeit für die Sowjetunion in einer Hamburger Scheinfirma. Als Hitler an die Macht kommt zwingt ihn der Zustand ins russische Exil mit Charlotte, wo ihre Söhne Werner und Kurt geboren werden. Die Söhne bleiben in der UdSSR, während die Eltern vom Geheimdienst mit schweizerischen Pässen versehen in Mexico neuen Aufgaben nachgehen. Nach dem Krieg gehen sie zurück nach Deutschland, wo die Teilung Deutschlands vollzogen wird.
Die Söhne Kurt und Werner geraten in russische Straflager. Nach Jahren taucht nur Kurt wieder auf. Werner bleibt verschwunden. Kurt kehrt heim mit seiner russischen Frau Irina, sie bekommen einen Sohn Namens Alexander. Sie finden Wilhelm und Charlotte wieder in Neuendorf.
Nach der Rückkehr aus Mexico ist Charlotte für ihre Dienste zu einer Direktorin einer eigens gegründeten Akademie für die Literatur Lateinamerikas ernannt worden. Wilhelm ist zu nichts zu gebrauchen und bringt es immerhin zum Vaterländischen Verdienstorden in Gold für seine Dienste in der Partei. Kurt avanciert zum führenden Geschichtsforscher an der (richtigen) Akademie.
Irina leidet unter der Ablehnung ihrer Schwiegermutter und versucht verzweifelt eine Familie zu leben. Kurt interessiert sich mehr für andere Frauen. Ihr Sohn Alexander bekommt mit deren Schwiegertochter den Sohn Markus. Irina sucht Trost im Alkohol, als die Ehe ihres Sohnes scheitert. Den Fortgang in den Western nach der Wende verkraftet sie nicht.
Der alte Wilhelm wird immer schwachsinniger, Charlotte versucht sich von ihm zu befreien, die Einweisung in ein Pflegeheim scheitert. Die Wende fällt ihr schwer zu verstehen und so langsam löst sich alles auf. Kurt erkrankt an Alzheimer, Irina schon lange tot, Alexander hat keinen Kontakt zu seinem Sohn und jeder hatte da so sein Päckchen zu tragen. Die schwachen Männer, die diese Familie prägte, kommen nicht gut weg in diesem Familienepos. Dennoch toll erzählt in all seinen Facetten und Feinheiten. Allerdings manchmal ein wenig zu langatmig. Ein großes Lob an den Leser Ullrich Nöthen. Er hat jeden Charakter deutlich hervorgehoben.