Eva Berendsen

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Autor*in von Trigger-Warnung.

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Cover des Buches Trigger-Warnung (ISBN: 9783957323804)

Trigger-Warnung

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Erschienen am 22.05.2019

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Cover des Buches Trigger-Warnung (ISBN: 9783957323804)
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Rezension zu "Trigger-Warnung" von Eva Berendsen

Fundierte Intervention in gegenwärtige Debatten
Catastrophiavor 2 Jahren

"Trigger Warnung" von Eva Berendsen et al. ist im Vergleich zu einigen anderen Büchern, die sich kritisch mit linker Identitätspolitik auseinandersetzen, sehr angenehm zu lesen. Einerseits, weil es fundiert argumentiert, andererseits, weil das Ziel in konstruktiver Kritik und keinem reinen Bashing besteht.

Der Titel ist ggf. missverständlich - hier gehört wirklich der Untertitel dazu, denn es geht um viele Themen: linke Identitätspolitik, ihre Chancen, ihren Nutzen, damit verbundene Risiken von manifestierter Opferrolle bis zur Frage, wie sich Betroffenheit überhaupt festlegen lässt und wer im Einzelfall für eine soziale Gruppe sprechen darf. Neben den titelgebenden Triggerwarnings, die, so die Kritik, wenig mit den psychologischen Hintergründen zu tun haben, geht es um unreflektierte Verinnerlichung neoliberaler Vorstellungen, d.h. wenn Betroffenheitspolitik individuell stattfindet statt solidarisch. Auch die Frage, wer für marginalisierte Gruppen sprechen darf und inwiefern das zu unzulässigen Verallgemeinerungen führt, wird diskutiert. Das "Konzept" Pinkwashing, d.h. der Vorwurf insbesondere an Israel, queerfreundliche Politik für Islamfeindschaft zu nutzen, wird dekonstruiert und scharf kritisiert. So wird auch dargelegt, warum die Initiatorin des Konzepts, Jasbir Puar, antisemitischen Narrativen folgt und sehr viel stärker problematisiert werden müsste. Diskutiert wird darüberhinaus, wie unzulänglich innerlinks über "den Islam" gesprochen wird. Bettina Wilperts - kann man es Kurzgeschichte nennen? - fand ich ebenfalls sehr eindrücklich.

Manche Kapitel boten mir weniger Neues, aber wohl auch, weil ich mich schon mit einigen Themen befasst habe. Der Anspruch der Texte wechselt sehr und reicht von Twitterdebatten bis hin zu akademischen Aufsätzen. 

Ich habe das Buch gemeinsam mit einer anderen Person gelesen. Wir haben uns etwas gefragt, wer die Zielgruppe des Buchs ist. In unserer (vermutlich gerade deshalb sehr bereichernden) Debatte merkten wir unser unterschiedliches Vorwissen. Manchmal wurde viel Hintergrundwissen vorausgesetzt, andere Texte waren sehr niedrigschwellig. Das bietet mit Sicherheit die Möglichkeit, dass jede*r Leser*in in dem Buch etwas finden wird. Andererseits kann es frustrieren, wenn man schon in einem der ersten Kapitel mit einer Adorno-Exegese konfrontiert wird und an anderer Stelle nur wenige Quellen vorfindet.

Inhaltliche Kritik habe ich zumindest zu einem Beitrag: Der Text zu Content Warnings in der Wissenschaft war spannend, allerdings war es schade, dass hier eine Anekdote generalisiert wurde. Es wurde behauptet, Sexualstrafrecht sei nach Kritik Studierender wegen triggernder Inhalte nicht mehr Teil des Lehrplans. Das stimmt aber faktisch nicht, sondern offenbar wurde hier eine Meldung in einem Provinzblatt aufgegriffen, zu der es keine weitere Quelle gibt.

Insgesamt finde ich das Buch aber sehr empfehlenswert und denke, dass es sowohl von "Insidern" der Debatte gelesen werden kann als auch von Menschen, die sich einen Überblick verschaffen wollen. Da es aber selbst schon diskutiert, ist hier eine Einbindung bspw. über einen Lesekreis bestimmt bereichernd.

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